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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ein Stück und streif­te die Na­deln von ei­nem Ta­nis­zweig.
    »Ich wer­de mich wohl nie dar­an ge­wöh­nen, ein Zau­be­rer zu sein. Als ich bei Lai­os an­ge­fan­gen ha­be, da er schi­en es mir un­er­reich­bar und von al­lem das Er­stre bens­wer­tes­te. Ich dach­te, wenn ich ei­nes Ta­ges Hof­zau­be­rer wür­de, dann wä­re ich der glück­lichs­te Mensch. Doch nun füh­le ich mich, als hät­te ich ei­ne Aus­zeich­nung be­kom­men, die ich nicht ver­die­ne.«
    Sie spieß­ten die Frucht­stücke auf die Zwei­ge und hiel­ten sie in das Feu­er der Fa­ckel.
    »Dann ge­wöh­ne dich dar­an«, ant­wor­te­te Ra­vin. »Du ver­dienst sie. Schließ­lich ist es dir ge­lun­gen, aus Skaard­jas Mit­tel ge­gen Zahn­schmer­zen ein Mit­tel ge­gen den Tod zu ma­chen.«
    Dari­an blick­te nach­denk­lich in die Flam­men.
    »Ja, ich ha­be einen Zau­ber ge­spro­chen. Aber als Jo­lon die Au­gen auf­schlug, dach­te ich, dass Skaard­ja uns wohl doch ein paar Trop­fen von ih­rem Quell­was­ser ge­ge­ben hat.«
    Er lach­te, ein Ab­glanz des ver­rück­ten Lich­tes tanz­te in sei­nen Au­gen.
    »In­zwi­schen al­ler­dings glau­be ich das nicht mehr. Das, was ich in der al­ten Stein­burg in den Hän­den hielt, war ein Mit­tel ge­gen Zahn­schmer­zen. Doch in mei­ner Hand, zum rich­ti­gen Zeit­punkt, wur­de es zu Quel­le. Für einen Mo­ment hat­te ich den Zau­ber in den Hän­den. Ich spür­te es. Der Zau­ber ist da. Es geht nur dar­um, den rich­ti­gen Zeit­punkt zu fin­den!«
    »Wenn das Mit­tel in dei­ner Hand zur Quel­le wer­den konn­te, warum hat Skaard­ja mir das da­mals nicht ge­sagt?«
    Dari­an wur­de ernst und senk­te den Kopf.
    »Weil sie wuss­te, dass ich zu Sel­la ge­gan­gen wä­re. Ich hät­te es ver­sucht – und wä­re ent­täuscht ge­we­sen. Skaard­ja weiß viel über die rich­ti­ge Zeit. Das ist ih­re Kunst. Das, was mich zu­rück­ge­hal­ten hat, war stets die Zeit.«
    Ra­vin ließ die Wor­te in sich nach­klin­gen, auch wenn die Ah­nung, was Dari­an gleich sa­gen wür­de, schmerz­te.
    »Ich bin Hofs­han­jaar«, fuhr Dari­an fort. »Aber das ist nicht mein Weg. Mein Weg führt zu Skaard­ja. Ich wer­de den gan­zen Weg noch ein­mal rei­ten. Ich weiß, es ist ei­ne Rei­se durch Er­in­ne­rung und Schmerz. Doch ich weiß auch, dass ich nur bei Skaard­ja ler­nen kann, das zu wer­den, was ich bin.«
    Ra­vin schluck­te und senk­te den Kopf.
    »Wirst du Sel­la su­chen?«, frag­te er lei­se.
    Dari­an blick­te ihn er­staunt an und lach­te.
    »Ra­vin va La­gar, du ver­suchst dich als Hell­se­her? Ja, ich ha­be dar­an ge­dacht. Wer weiß, viel­leicht wird mei­ne Rei­se mich in das lich­te Land füh­ren – und sei es nur, um ein Mal zu hö­ren, wie ihr La­chen klang.«
    Sei­ne Stim­me wur­de lei­ser, Trau­er schwang dar­in mit.
    »Ich ha­be es dir nicht er­zählt, aber nach Sel­las Tod war ich ent­schlos­sen auf die dunkle Sei­te zu wech­seln. Ich war be­reit ein Wor­an zu wer­den – aus Ra­che. Skaard ja war es, die mich von die­sem Ge­dan­ken ab­ge­bracht hat.«
    Sie schwie­gen. Die Ge­räusche des Wal­des wa­ren in der Stil­le der Herbst­nacht ver­k­lun­gen, nur der Wind strich durch die Äs­te und brach­te die Alsch­bäu­me zum Rau­schen.
    »Wann wirst du ab­rei­sen?«, frag­te Ra­vin.
    »In zwei Ta­gen, wenn die Hor­jun und ein Teil der Be­ra­ter zu Ba­doks Kriegs­schif­fen vor­aus­rei­ten. Ich rei­te mit Ladro.«
    »Und mit Mel Amie … und Ami­na.«
    Darians Au­gen leuch­te­ten gol­den im Fa­ckel­licht.
    »Ja«, ant­wor­te­te er. »Ich ha­be sie ges­tern bei den Hor jun-Grä­bern ge­se­hen. Sie sag­te mir, dass du ihr seit – die­ser Nacht – aus­weichst.«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich war im Um­land und sie bei den Hor­jun.«
    »Selt­sa­mer­wei­se bist du im­mer dann fort­ge­rit­ten, wenn du wuss­test, sie wür­de in die Burg zu­rück­kom­men.«
    Ra­vin wur­de rot. Ein An­flug von Är­ger ließ sei­ne Stim­me bar­scher klin­gen, als er es be­ab­sich­tig­te.
    »Das ist Zu­fall. Hät­te sie nach mir ge­fragt, wä­re ich da ge­we­sen.«
    Dari­an lach­te lei­se auf.
    »Warum fragst du sie nicht ein­fach, ob sie im Tjärg­wald bleibt?«
    »Weil sie nicht blei­ben wür­de«, sag­te Ra­vin. »Es wür­de oh­ne­hin nicht gut ge­hen.

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