Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
Ge­bir­ge. Iril sagt, sie ha­ben die Spu­ren der Re­gen­bo­gen­pfer­de in der Nä­he der Bergdör­fer ent­deckt. Ir­gend­wann wer­den die Her­den wie­der ins Tal kom­men. Wenn das …« – mit ei­ner Ges­te fass­te sie das ver­wüs­te­te Land zu­sam­men – »… wie­der so ist, wie es war.«
    »Und das Ban­ty lässt sie hier?«
    »Iril hat sie dar­um ge­be­ten. Er will ver­su­chen es mit Re­gen­bo­gen­pfer­den zu kreu­zen. Kannst du dir das vor­stel­len? Ein Land, das Tjärg­pfer­de hat, die man al­ler­dings nie zu Ge­sicht be­kommt!« Sie lach­te und schüt­tel­te den Kopf.
    »Wo ist Ami­na jetzt?«
    »Viel­leicht in ih­rem Quar­tier, viel­leicht mit Ladro bei den Hor­jun. Du siehst sie heu­te Abend bei der Ver­samm­lung im Thron­saal. So­bald ich mit Lin­lans Hu­fen fer­tig bin, wer­de ich mich um­zie­hen.« Sie zwin­ker­te ihm zu und klopf­te dem Hor­jun-Pferd den Hals. »Ja, ich ha­be ihm einen Na­men ge­ge­ben. Weißt du, was ein Lin­lan ist? Ein Ko­bold, der sich nur vor Was­ser fürch­tet.«
    Trotz sei­ner Nie­der­ge­schla­gen­heit muss­te Ra­vin la­chen.
    Et­was ge­trös­tet mach­te er sich auf den Weg in die Burg. Von wei­tem sah er Haupt­mann Ljann, der ihm knapp zu­nick­te und wei­te­reil­te, und ein­mal be­geg­ne­te ihm Iril, der sich eben­falls nicht die Mü­he mach­te, ste­hen zu blei­ben. Nicht ein­mal Jo­lon hat­te Zeit für ihn. Als Ra­vin über den Hin­ter­hof ging, war er er­leich­tert we­nigs­tens ein paar Feu­ernym­phen zu ent­de­cken.
    »Na­ja?«, rief er. Die Nym­phe wir­bel­te her­um. Die an­de­ren Nym­phen ki­cher­ten und ver­lo­schen.
    »Wo warst du?«, frag­te er, er­leich­tert, dass er zu­min­dest sie ge­fun­den hat­te. »Ich ha­be dich so oft ge­sucht!«
    »Dei­ne Ru­fe ha­be ich ge­hört«, er­wi­der­te sie kühl. »Aber lei­der hat­te ei­ner die­ser wi­der­li­chen Was­ser­geis­ter mich er­wi­scht. Ich ha­be zwei Ta­ge ge­braucht, bis ich wie­der bren­nen konn­te. Und dann will ich zu dir kom­men – und se­he, dass dei­ne Na­mi­da wie­der da ist.«
    »Ami­na? Aber sie ist nicht mei­ne …«
    »Sei still, Ra­vin«, sag­te sie und hob ih­ren Flam­men­arm. Ih­re Stim­me zit­ter­te. »Ich er­ken­ne ei­ne Na­mi­da, wo ich sie se­he! Leb wohl!«
    Ein Fun­ken­re­gen stob Ra­vin ent­ge­gen, dann war Na­ja ver­schwun­den.
     
    D
    ie­ner hat­ten im rauch­ge­schwärz­ten Thron­saal lan­ge Ti­sche auf­ge­stellt. Ker­zen und Fa­ckeln brann­ten und bra­chen ihr Licht in den Spie­geln, die auf­ge­hängt wor­den wa­ren und in selt­sam lich­tem Kon­trast zu den schwar­zen Wän­den stan­den. Die Shan­jaar aus dem Wald wa­ren eben­so ver­tre­ten wie die Rä­te aus den Wald­la­gern und die Bot­schaf­ter aus Lom und an­de­ren Län­dern, die im Lau­fe des Ta­ges ein­ge­trof­fen wa­ren. Am Tisch, der vor dem Thron auf­ge­stellt wor­den war, sa­ßen auf der einen Sei­te die Haupt­leu­te der Kö­ni­gin, auf der an­de­ren Sei­te die Hor­jun und de­ren Kom­man­dan­ten. Ra­vin ent­deck­te Bor, sei­nen ehe­ma­li­gen Haupt­mann. Als Zei­chen der Trau­er wa­ren vie­le der Plät­ze leer, Ta­nis­zwei­ge la­gen dort auf dem Tisch. An der Stirn­sei­te der Ta­fel hat­ten Dari­an und Atandros Platz ge­nom­men. Links von ih­nen setz­ten sich ge­ra­de Mel Amie und Ladro. Ra­vin grüß­te in die Run­de und ging zu Dari­an hin­über. Er hat­te sich kaum hin­ge­setzt, als auch schon Ami­na in den Saal kam. Ra­vin hielt un­will­kür­lich den Atem an, als er be­ob­ach­te­te, wie sie zu ih­rem Platz zwi­schen Ladro und Mel Amie ging. Sie trug ein Fest­kleid im ty­pi­schen Schnitt des Gis­lan-Ho­fes mit lan­gen be­stick­ten Är­meln. Nacht­blau wie Skig­gas Be­cken leuch­te­te der glän­zen­de Stoff. Im Haar trug sie ei­ne sil­ber­ne Span­ge in Form ei­nes Si­chel­mon­des. Im­mer noch lag der Wor­an­schat­ten auf ih­rem Ge­sicht. Die Nar­be an ih­rer Stirn hat­te sie nicht un­ter dem Haar ver­bor­gen, son­dern trug sie selbst­be­wusst zur Schau. Ih­re Hän­de wa­ren die dunklen Hän­de ei­ner Wor­an, doch vor dem blau­en Stoff wa­ren selbst sie auf ma­gi­sche Wei­se schön. Als sie sei­nen Blick auf­fing, ging ein kur­z­es Leuch­ten über ihr Ge­sicht. Es sah so aus, als

Weitere Kostenlose Bücher