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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Feu­er brach. Fun­ken sto­ben in die dunkle Nacht­luft. Jer­rik blick­te düs­ter in die Glut, dann hob er die Hand.
    »Wer er­zählt von Ta­rik und Sel­la? Ich bin mü­de da­von zu re­den.«
    Er­staunt sah Ra­vin, wie das Ge­sicht des al­ten Krie­gers im Feu­er­schein mit ei­nem Mal ver­härmt und trau­rig wirk­te.
    »Ich«, sag­te Mel Amie mit ih­rer nüch­ter­nen Stim­me. Sie seufz­te und rieb sich die Au­gen, als woll­te sie einen al­ten Schmerz ver­scheu­chen.
    »Ihr müsst wis­sen, Jer­rik hat­te einen Sohn. We­ni­ge Mon­de ist es her, seit er starb. Er hat­te ge­ra­de sein ers­tes Ban­ty ge­fan­gen und ge­zähmt. Ami­na rei­tet es jetzt. Ta­rik und Sel­la wa­ren un­zer­trenn­lich.«
    Jer­rik starr­te ge­dan­ken­ver­lo­ren zu den Bäu­men, die sich schwarz ge­gen den Nacht­him­mel ab­ho­ben. Er schi­en die Wor­te nicht zu hö­ren, doch Ra­vin sah die an­ge­spann­ten Seh­nen an sei­nem Hals und wuss­te, dass Jer­rik litt.
    »Zur glei­chen Zeit zo­gen frem­de Rei­ter durch un­se­ren Wald. Es stell­te sich her­aus, dass es ein Teil des Ba­dok-Clans aus Ska­ris war. Jer­rik kann­te Ba­dok in sei­ner Ju­gend, als wir noch im Lan­des­in­ne­ren leb­ten. Dio­len, Ba­doks Sohn, war es, der sich in un­se­ren Wald vor­ge­wagt hat­te. An­geb­lich war er auf der Jagd nach Mar­tis­kat­zen. An­fangs wi­chen wir ihm und sei­nen Krie­gern nicht aus. Wir dul­de­ten so­gar, dass Dio­len im Nord­teil des Wal­des jag­te, und schwo­ren Frie­den. Was wir nicht be­merk­ten: Ta­rik und Sel­la rit­ten häu­fig in die­sen Teil des Wal­des und sie wur­den be­ob­ach­tet. Nach al­lem, was wir heu­te wis­sen, ver­such­te Dio­len sich ihr zu nä­hern und ihr Herz zu ge­win­nen. Doch na­tür­lich wies sie ihn ab. Ei­nes Ta­ges ka­men sie und Ta­rik nicht zu­rück ins La­ger. Ich fand Sel­la am Abend. Sie war stumm und starr­te auf ein Mes­ser, das in ei­ner Tan­ne steck­te. An dem Mes­ser kleb­te Blut. Ta­rik fan­den wir nicht. Bis heu­te wis­sen wir nicht, was mit ihm ge­sche­hen ist. Sel­la hat seit­dem nie wie­der ge­lacht. We­ni­ge Ta­ge spä­ter grif­fen die Ba­dok uns an – oh­ne Grund. Seit­dem herrscht Krieg.«
    Dari­an war er­schüt­tert. So­gar im Feu­er­schein konn­te Ra­vin se­hen, dass er blass ge­wor­den war.
    »Das ist schlim­mer, als ich ge­dacht ha­be«, sag­te er ton­los in die Stil­le. »Kein ge­bro­che­nes Herz recht­fer­tigt Mord und Krieg.«
    Mel Amie seufz­te.
    »Seit dem Tag, an dem Sel­la oh­ne ihr Lä­cheln aus dem Wald zu­rück­kehr­te, ver­ber­gen wir je­des Mes­ser vor ihr. Es er­schreckt sie.«
    Ami­na sah Dari­an an.
    »Du hast ihr Ver­trau­en, Dari­an. Das ist viel wert.«
    Sie lä­chel­te Dari­an auf­mun­ternd zu und Ra­vin ent­deck­te, dass ihr Ge­sicht auch sanft und ver­letz­lich aus­se­hen konn­te. Ladro schwieg.
    »Nun, ge­nug der trau­ri­gen Ge­schich­ten für heu­te«, mein­te Jer­rik. Sei­ne Stim­me klang brü­chi­ger denn je. »Un­se­re Gäs­te sind mü­de. Ami­na wird euch zei­gen, in wel­chem Zelt ihr schla­fen wer­det.«
    In we­ni­gen Au­gen­bli­cken hat­te sich die Ver­samm­lung auf­ge­löst. Ami­na sprang auf und klopf­te sich Flug­asche vom Man­tel. Ver­wun­dert über die ab­rup­te Be­en­di­gung der Un­ter­re­dung stan­den Ra­vin und Dari­an auf und folg­ten Ami­na, die mit schnel­lem Schritt vor­aus­ging. Ne­ben ei­nem Zelt blieb sie ste­hen.
    »Das ist ei­nes der Vor­rats­zel­te. Mel Amie hat es aus­räu­men las­sen. Drin­nen fin­det ihr Fel­le und De­cken, denn ge­gen Mor­gen wird es kühl. Ich hof­fe, Elis schickt euch schö­ne Träu­me!«
    »Auch dir gu­te Träu­me«, mur­mel­te Ra­vin und nahm sich vor sie zu fra­gen, wer Elis sei.
    »Gu­te Träu­me«, sag­te auch Dari­an, sei­ne Stim­me klang mü­de, und ein we­nig trau­rig. Nach­denk­lich blick­ten sie Ami­na nach, bis sie in der Dun­kel­heit ver­schwun­den war. Dann kro­chen sie in das Zelt.
    Dari­an seufz­te.
    »Was hältst du da­von?«, flüs­ter­te er nach ei­ner Wei­le. Ra­vin hat­te die­se Fra­ge er­war­tet.
    »Ich weiß noch nicht«, ant­wor­te­te er. »Ich ha­be das Ge­fühl, dass sie es ehr­lich mei­nen. Trotz­dem glau­be ich, dass sie uns ir­gen­det­was

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