Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
auf.
    »Die Son­ne geht auf«, flüs­ter­te er und lä­chel­te Ra­vin zu. Schwei­gend sa­hen sie sich an. Darians Lä­cheln ver­sieg­te. Un­ter den Bäu­men er­wach­ten die Men­schen im La­ger wie auf einen ge­hei­men Be­fehl hin, setz­ten sich auf und lausch­ten. Un­will­kür­lich tas­te­te Ra­vin nach den Le­der­rie­men sei­ner Schleu­der. Aus den Au­gen­win­keln be­merk­te er, wie die Krie­ger sich lang­sam er­ho­ben. Ami­na tauch­te ne­ben Ra­vin und Dari­an auf, mit ge­zo­ge­nem Schwert, die blau­en Au­gen groß und wach­sam. Sie hör­ten es al­le – und hör­ten es nicht: Kein Vo­gel sang an die­sem Mor­gen, auf der Lich­tung war es to­ten­still.
    Die Faust häm­mer­te im­mer lau­ter ge­gen Ra­vins Brust­korb. In Darians Ge­sicht spie­gel­te sich ei­ne Ah­nung, die noch kei­ne Ge­stalt an­ge­nom­men hat­te. In­stink­tiv be­gan­nen die Krie­ger rück­wärts zu ge­hen, bis sie mit dem Rücken zu­ein­an­der stan­den. Im Un­ter­holz knack­te es.
    »Die Waf­fen!«, brüll­te Jer­rik und riss sein Schwert hoch. Die ers­ten Strah­len der Mor­gen­son­ne blitz­ten rot in der er­ho­be­nen Klin­ge, ei­ne ma­ka­b­re Ah­nung von Blut, die Ra­vin einen Schau­er über den Rücken jag­te.
    »Tod Ba­dok!«, schrie Jer­rik.
    »Tod Jer­rik!«, kam die Ant­wort aus Hun­der­ten von Keh­len. Ra­vins Herz mach­te einen Satz. Nicht ein­mal einen Atem­zug spä­ter war er auf den Bei­nen, die Schleu­der in der rech­ten Hand, das Kurz­schwert in der lin­ken. Flüch­tig er­hasch­te er einen Blick auf Darians vor Ent­set­zen weit auf ge­ris­se­ne Au­gen und Ami­nas blei­ches und kon­zen­trier­tes Ge­sicht, als sie sich ne­ben ihn stell­te, Schwert und Schild ge­zückt. Dann brach der Sturm los.
    Un­zäh­li­ge wa­ren es. Sie presch­ten aus dem Wald auf die Lich­tung. Ih­re Pfer­de wa­ren rie­sig und wut­schnau­bend, Dor­nen­ge­flecht schmück­te die Mäh­nen. Mit Hu­fen, die pfeil­schnell und mit mes­ser­scharf ge­schlif­fe­nen Ei­sen be­schla­gen wa­ren, hack­ten sie Far­ne und Wur­zel­werk ent­zwei. Sie don­ner­ten her­an wie ei­ne ge­wal­ti­ge Wo­ge aus Dor­nen, Ei­sen und ge­fro­re­nem Atem.
    »Auf die Pfer­de!«, brüll­te Jer­rik. Schon war er auf sein Ban­ty ge­sprun­gen und ga­lop­pier­te den Rei­tern ent­ge­gen. Ra­vin fühl­te, wie ihn je­mand in die Rip­pen stieß und rann­te im nächs­ten Au­gen­blick an Ami­nas Sei­te zu den Pfer­den. Im Lau­fen blick­te er sich nach Dari­an um. Er leich­tert sah er, dass sein Freund sich be­reits auf Don­dos Rücken ge­schwun­gen hat­te und Ladro und des­sen Ban­ty folg­te. Va­ju bäum­te sich auf, als ein Pfeil ih­re Mäh­ne streif­te, doch trab­te sie so­fort auf Ra­vin zu, als sie ihn sah.
    »Run­ter!«, schrie Ami­na hin­ter ihm. Sie war­fen sich auf das nas­se Gras. Pfei­le zisch­ten über ih­re Köp­fe hin­weg. Dann war Va­ju über ih­nen, tän­zel­te, zer­trat einen der Pfei­le. Schwer­ter­k­lir­ren und Schreie über­all. Mit ei­nem Satz war Ra­vin auf Va­jus Rücken, lenk­te sie nur mit Kni­en und Stim­me. Er sah, dass Ami­na ihr Ban­ty er­reicht hat­te und be­reits mit ge­zück­tem Schwert war­te­te. Die Schleu­der­rie­men brann­ten in sei­ner Hand. Ami­nas Au­gen glänz­ten wie im Fie­ber, sie starr­te auf zwei dunkle Rei­ter, die auf sie zu­ge­don­nert ka­men. Ein Wink von ihr und Ra­vin hat­te ver­stan­den.
    Gleich­zei­tig presch­ten sie los, den Rei­tern ent­ge­gen. Ami­nas Haar flog wie ein Ra­be, des­sen schwar­ze Flü­gel bei je­dem Ga­lopp­sprung auf und ab schlu­gen. Ra­vin duck­te sich tief über Va­jus Hals und folg­te ihr. Ei­ner der Rei­ter hat­te sie er­späht. Er griff an, die mes­ser­glei­chen Hu­fe des Pfer­des wir­bel­ten in ei­nem Re­gen von Erd­bro­cken und zer­schnit­te­nen Zwei­gen auf sie zu. Va­ju mach­te einen Satz nach links, als die Schwert­klin­ge nie­der­fuhr, doch Ra­vin trieb sie wei­ter. Ami­na hat­te den Schlag pa­riert. Nun kam Ra­vin her­an und schwang sei­ne Schleu­der – ein ge­ziel­ter Wurf schlug dem schwar­zen Rei­ter das Schwert aus der Hand.
    Ami­na hol­te aus und stieß den Rei­ter mit der fla­chen Klin­ge vom Pferd. Der Ba­dok-Krie­ger fiel – doch im Fal­len sah er hoch.

Weitere Kostenlose Bücher