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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Pfa­de. Wer sagt dir, dass die­ser durch das Ge­bir­ge reicht?«
    »Nie­mand sagt es mir. Aber ich schlie­ße die Au­gen und füh­le ein­fach, dass der Pfad bes­ser ist als der Steil­weg.«
    »Nun«, mein­te sie mit ih­rer hoch­mü­ti­gen Stim­me. »Und mir sagt die Zu­kunft, dass ich den Steil­weg neh­men wer­de. Aber viel­leicht ist es wirk­lich ei­ne gu­te Idee, auf einen Wald­men­schen zu hö­ren, der noch nie in Ska­ris war, und mich in ei­ner Höh­le zu ver­ir­ren, wäh­rend mein La­ger ver­schleppt ist!«
    Ra­vin schoss das Blut in die Wan­gen.
    »Und ich ha­be wohl kei­ne Freun­de, die ich so schnell wie mög­lich be­frei­en möch­te?«, rief er. »Du warst auch noch nie in die­sem Ge­bir­ge!«
    Sie wir­bel­te her­um und sah ihm das ers­te Mal seit ih­rem Ge­spräch in die Au­gen.
    »Wald­mensch Ra­vin«, spot­te­te sie. »Mei­ne Mut­ter war im­mer­hin ei­ne Bergs­han­jaar. Und wenn ich mich auf dein Ge­fühl ver­las­sen hät­te, wür­den wir im­mer noch zu Fuß ir­gend­wo durch Ska­ris ir­ren und die an­de­ren nie …«
    »Das ist nicht wahr!«, un­ter­brach Ra­vin sie grob. »Ich kann kei­ne blin­den Pfer­de her­bei­schaf­fen, aber ich brau­che dich ge­wiss nicht um einen Weg zu fin­den! Seit ges­tern be­han­delst du mich, als wä­re ich dir läs­tig. Was ha­be ich dir ge­tan?«
    »Über­haupt nichts hast du mir ge­tan!«, schrie sie ihn an. »Und trotz­dem, Ra­vin, wünsch­te ich, ich hät­te dich nie ge­trof­fen! Ich wünsch­te, du und Dari­an wärt nie in un­se­ren Wald ge­kom­men! Ich wünsch­te, ich hät­te dich nie ge­se­hen!«
    Er schnapp­te nach Luft. Ami­nas Au­gen glom­men in ei­nem blau­en Licht, Ra­vin sah Schmerz und Wut dar­in.
    »Gut«, sag­te er schließ­lich. Sei­ne Stim­me klang in sei­nen Oh­ren fremd, so kalt und hart war sie. »Wenn du so denkst, dann gibt es kei­nen Grund, warum wir ge mein­sam rei­ten soll­ten. Ich je­den­falls wer­de durch die Höh­le rei­ten – oder ge­hen, wenn du dein ma­gi­sches Pferd be­hal­ten möch­test. Viel­leicht se­hen wir uns in Ba­doks Burg.«
    »Ra­vin!«
    Ami­nas Stim­me ließ ihn das Pferd zu­rück­hal­ten, das be­reits zum Ga­lopp an­ge­setzt hat­te. Es bäum­te sich auf und stand dann still. Die Hall­ge­spens­ter au­ßer­halb des Bann­krei­ses flüs­ter­ten auf­ge­regt.
    »War­te – bit­te!«
    Sie war von ih­rem Pferd ge­sprun­gen und kam zu ihm. Er be­merk­te, dass sie blass ge­wor­den war.
    »Mei­ne Wor­te wa­ren nicht so ge­meint, Ra­vin. Ent­schul­di­ge, ich woll­te dich nicht ver­let­zen.«
    »Warum bist du so wü­tend auf mich?«
    Sie biss sich auf die Un­ter­lip­pe und schüt­tel­te den Kopf.
    »Ich bin nicht auf dich wü­tend – ich bin … Ich glau­be, ich bin auf mich selbst wü­tend.«
    »Aber warum? Glaubst du, wir sind schuld, dass die Ba­dok al­le ver­schleppt ha­ben? Glaubst du, es wä­re nicht pas­siert, wenn Dari­an und ich nicht in eu­er La­ger ge­kom­men wä­ren?«
    »Ach, Ra­vin«, er­wi­der­te sie mit wei­cher Stim­me, im Mor­gen­licht sah sie schön aus und so ver­letz­lich, dass Ra­vins Är­ger bei­na­he ver­flog.
    »Das ist es nicht.«
    »Ist dein Bru­der bei den Ba­dok?«
    Sie zog über­rascht die Brau­en hoch, dann lä­chel­te sie und zuck­te die Schul­tern.
    »Viel­leicht«, sag­te sie trau­rig. »Wenn ich das nur wüss­te.«
    Dann hol­te sie Luft und be­müh­te sich einen ru­hi­gen und ge­fass­ten Ein­druck zu ma­chen. Bei­na­he wä­re ihr dies auch ge­lun­gen.
    »Lass uns Freun­de sein, Ra­vin. Es war un­ge­recht von mir, dich für Din­ge zu stra­fen, mit de­nen du nichts zu tun hast.«
    Ra­vin be­trach­te­te ei­ne Wei­le ihr erns­tes Ge­sicht und kämpf­te ge­gen das Ge­fühl der Krän­kung, das im­mer noch wie ein Dorn in sei­nem Her­zen saß.
    »Bit­te«, sag­te sie und er hör­te Auf­rich­tig­keit und Be­dau­ern in ih­rer Stim­me. Schließ­lich nick­te er und sprang vom Pferd, so­dass sie sich ge­gen­über­stan­den. Mit sei­ner Lin­ken mach­te er das Zei­chen der Wald­men­schen für Freund. Sie hob eben­falls die Hand und tat es ihm nach. Dann streck­te er ihr sei­ne rech­te Hand hin. Sie er­griff sie mit ei­nem Lä­cheln – für einen Au­gen­blick nur, dann zeich­ne­te sich Er­schre­cken in ih­rem Ge­sicht

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