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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ab, als sei ihr ein­ge­fal­len, dass sie einen Feh­ler ge­macht hat­te. Doch sie kam nicht mehr da­zu, ih­re Hand zu­rück­zu­zie­hen, denn Ra­vin hat­te be­reits ih­re Hand­flä­che nach oben ge­dreht. Drei er­ha­be­ne Si­chel­mon­de leuch­te­ten weiß und Un­heil ver­kün­dend in ih­rer Hand, wo sie ein Drei­eck bil­de­ten. Ra­vins Ge­dan­ken über­schlu­gen sich. Das Blut wich aus sei­nem Ge­sicht. Er ließ es zu, dass Ami­na ihm ih­re Hand ent­riss und ei­ni­ge Schrit­te zu­rück­wich.
    »Du hast Ba­doks Krie­ger ge­tö­tet! Mit dei­nen Hän­den! Du bist ei­ne Wor­an?«, flüs­ter­te er.
    Ami­nas Ge­sicht zuck­te, als hät­te ein Peit­schen­hieb sie ge­trof­fen, ih­re Au­gen wur­den hart wie blau­er Kris­tall.
    »Noch nicht, Ra­vin va La­gar, aber bald«, sag­te sie mit schnei­den­der Stim­me. »Was weißt du denn schon von den Wor­an!«
    »Sie tö­ten mit ei­ner Be­rüh­rung! Du lebst auf der Schat­ten­sei­te der Ma­gie!«
    »Dort wer­de ich le­ben, ja«, er­wi­der­te sie trot­zig und streck­te ihm ih­re Hand­flä­che ent­ge­gen. Un­will­kür­lich wich er einen Schritt zu­rück.
    »Da siehst du es.« Sie lä­chel­te trau­rig. »Du hast be­reits Angst vor dem Blut­mond.«
    Ver­wirrt starr­te er in ihr Ge­sicht – es war Ami­na, die er sah, kei­ne Wor­an mit dunklem Ge­sicht und schwar­zen Hän­den. Nur Ami­na. Ins­ge­heim schalt er sich, weil er vor ihr zu­rück­ge­wi­chen war.
    »Ami­na, ich dach­te …«
    Er streck­te sei­ne Hand nach ihr aus, doch sie schlug sie weg und war mit we­ni­gen Schrit­ten bei ih­rem Pferd. Er stürz­te ihr nach, doch sie hat­te sich be­reits auf das Tier ge­schwun­gen und zwang es, einen Satz zur Sei­te zu ma­chen.
    »Ein Mensch kann nicht zwei We­ge ge­hen, Ra­vin«, sag­te sie bit­ter. »Das ist wahr. Ich hät­te das be­reits frü­her er­ken­nen müs­sen. Dein Weg ist dort.« Sie deu­te­te in die Rich­tung, aus der sie ge­kom­men wa­ren. »Und ich rei­te über den Pass.«
    Als sie an Ra­vins Pferd vor­bei­presch­te, zog sie ihr Schwert und hieb die Zü­gel durch. Das Pferd keil­te aus und nahm Reiß­aus. Ra­vin stand wie ge­lähmt und blick­te Ami­na nach. In dem Mo­ment, als sie den Bann­kreis durch­brach, stürz­ten sich die Hall­ge­spens­ter auf ihn. »Du bist ei­ne Wor­an?«, rief sei­ne ei­ge­ne Stim­me ihm zu. »Ein Mensch kann nicht zwei We­ge ge­hen«, hall­te Ami­nas bit­te­re Stim­me. Ra­vin hielt sich die Oh­ren zu, Trä­nen schos­sen ihm in die Au­gen.
    Vie­le Stun­den spä­ter, als er das selt­sa­me Pferd wie­der­ge­fun­den und die durch­ge­haue­nen Zü­ge­len­den ver­kno­tet hat­te, brach er zur Höh­le auf. Ami­na wür­de er nicht ein­ho­len. Das Pferd stol­per­te häu­fig und be­weg­te sich un­ge­schickt. Zum ers­ten Mal er­weck­te es wirk­lich den Ein­druck, als sei es blind. Schließ­lich gab Ra­vin auf und stieg ab, er­klet­ter­te den fel­si­gen Pfad und führ­te das un­wil­li­ge Pferd am Zü­gel hin­ter sich her. Am Mit­tag des fol­gen­den Ta­ges war er dem Pfad, der zur Höh­le führ­te, so weit ge­folgt, dass er einen wei­ten Blick über das Tal hat­te. In der Fer­ne sah er einen glit­zern­den Fluss und die Stre­cke, die sie bis­her ge­rit­ten wa­ren. Wenn die Ba­dok von hier oben nach ih­nen Aus­schau ge­hal­ten hat­ten, wür­den sie sie ent­deckt ha­ben. Noch wei­ter bergan stieß Ra­vin auf dun­kel­grau­es Fels­ge­stein, das glatt po­liert war, als hät­ten Was­ser und Sand es so lan­ge ge­schlif­fen, bis es spie­gelblank in der Son­ne glänz­te. Ra­vin wähl­te einen Pfad, der zwi­schen den Fel­sen hin­durch nach oben führ­te. Rechts und links von ihm rag­ten die Fels­wän­de auf. Die Huf­schlä­ge des Pfer­des echo­ten hin­ter ihm. Es hör­te sich an, als führ­te er ei­ne gan­ze Her­de mit sich. Klei­ne ro­te Bee­ren wu­cher­ten an den Fel­sen. Ra­vin un­ter­such­te sie und ent­deck­te, dass sie an dor­ni­gem Ge­strüpp wuch­sen, das ge­nau­so aus­sah wie der Mäh­nen­schmuck der Ba­dok-Pfer­de. Er war al­so auf dem rich­ti­gen Weg! Der Pfad war in­zwi­schen so eng ge­wor­den, dass er nur zu Fuß wei­ter­kom­men wür­de. Al­so gab er dem Pferd einen Klaps auf den Hals. Müh­sam dreh­te sich das rie­si­ge Tier

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