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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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dann, wenn Krieg ist.«
    Ra­vin über­leg­te. Bei den Hor­jun, so ging ihm auf, han­del­te es sich ver­mut­lich um Ba­doks Ge­folgs­leu­te. Dann frag­te er vor­sich­tig:
    »Wie vie­le – Hor­jun – sind noch hier?«
    Ein Fun­ken­re­gen ex­plo­dier­te über der Flam­me und ließ ihn einen Schritt zu­rück­tre­ten. Das Mäd­chen folg­te ihm. Dort wo sie ge­stan­den hat­te, war das Gras schwarz und ver­kohlt. Hit­ze kit­zel­te sein Ge­sicht.
    »Hier im Gar­ten nur ei­ner.« Sie lach­te. »Du!«
    »Und au­ßer­halb des Gar­tens?«
    »Du meinst in der Burg?«
    Ra­vin muss­te sich be­herr­schen, da­mit sei­ne Stim­me nicht zit­ter­te.
    »Ja, in der Burg. Wie vie­le?«
    Sie leck­te sich mit ei­ner blau­en Flam­men­zun­ge über die Lip­pen und hob die Schul­tern.
    »Tau­send viel­leicht. Oder mehr. Ich weiß es nicht. Sie las­sen mich nicht mehr in die Burg. Ich darf nur zu den Er­lo­sche­nen.«
    Ih­re Stim­me knis­ter­te vor Ver­ach­tung. Ra­vin at­me­te auf.
    Hier in der Nä­he gab es ei­ne Burg! Er muss­te das Mäd­chen da­zu brin­gen, mehr zu er­zäh­len.
    »Ich muss in die Burg. Man er­war­tet mich dort. Aber man hat mir nicht ge­sagt, wie ich von hier aus zur Burg ge­lan­ge.«
    Ih­re Au­gen wur­den dunk­ler, fla­cker­ten oran­ge.
    »Na, du gehst ein­fach wie­der zu­rück zur Waf­fen­kam­mer«, sag­te sie be­trübt und er­losch. »Leb wohl, Hor­jun!«
    »Halt!«, rief Ra­vin. »War­te!«
    Sie wuchs so schnell ne­ben ihm aus dem Bo­den em­por, dass der Hit­ze­schwall ihn zur Sei­te sprin­gen ließ, noch ehe er ih­rer Ge­stalt ge­wahr wur­de.
    »Ja?«, frag­te sie er­war­tungs­voll.
    »Ich möch­te mir den Gar­ten an­se­hen, be­vor ich zu den an­de­ren ge­he. Ich bin neu hier.« Das war nicht ein­mal ge­lo­gen.
    Der Duft von ver­brann­ter Er­de fing sich in Ra­vins Na­se.
    »Ich zei­ge dir das Tal«, zisch­te sie. Sei­ne Au­gen schmerz­ten, als hät­te er zu lan­ge in die Son­ne ge­blickt. Das Flam­men­mäd­chen sprang im Zick­zack, war mal links, mal rechts von ihm, doch im­mer nah ge­nug, um ihn mit ih­ren Feu­er­zun­gen bei­na­he zu ver­bren­nen. Er folg­te ihr über ein schma­les Stück Wie­se, das von ei­nem fel­si­gen Halb­rund be­grenzt wur­de. An der of­fe­nen Sei­te en­de­te die Wie­se im Nichts, mit­ten im Him­mel, wie es Ra­vin schi­en. Be­glei­tet von dem Flam­men­mäd­chen ging er zum Wie­sen­rand und schau­te hin­un­ter. Dar­un­ter wa­ren meh­re­re Ter­ras­sen an­ge­legt. Drei Stu­fen konn­te er er­ken­nen, be­vor die Fels­wän­de nackt und grau in ein wei­tes Tal ab­fie­len. Doch nir­gends ei­ne Burg. Er be­fahl sich ru­hig zu blei­ben, um bei dem Flam­men­mäd­chen kein Miss­trau­en zu er­we­cken.
    »Ein schö­ner Aus­blick«, mein­te er und schlen­der­te am Ab­hang ent­lang. Das Mäd­chen zit­ter­te ne­ben ihm und zeig­te auf einen Berg in der Fer­ne.
    »Dort­hin keh­re ich zu­rück, wenn die Er­lo­sche­nen nicht mehr bren­nen«, sag­te sie stolz.
    »Die Er­lo­sche­nen?«
    »Die Krie­ger, die der Herr ge­ru­fen hat.«
    »Die du nicht lei­den kannst.«
    Sie nick­te. Vor­sich­tig tas­te­te Ra­vin sich wei­ter vor.
    »Was magst du an ih­nen nicht?«
    »Al­les. Sie sind tot, sie er­näh­ren sich von bö­sen Ge­dan­ken, von Angst und Leid. In ih­rer Ge­gen­wart kann ich nicht hell bren­nen, weil sie ein­fach mei­ne Flam­men fres­sen. Das ist nicht sehr höf­lich.«
    »Und sie sind hier, weil Krieg ist?«
    Ein miss­traui­sches, bläu­li­ches Fla­ckern husch­te über ihr Ge­sicht. Ra­vin wünsch­te sich Dari­an her­bei, der wort­ge­wandt und ge­schick­ter im Aus­hor­chen war als er. Er räus­per­te sich und füg­te hin­zu:
    »Ich mei­ne, dein – un­ser – Herr hat so vie­le Hor­jun ge­ru­fen. Als Ar­mee rei­chen wir doch aus.«
    Er schwitz­te nicht nur we­gen der Wär­me, die sie ab­strahl­te. Ein paar Fun­ken sto­ben in sei­ne Rich­tung und ver­lo­schen zi­schend im feuch­ten Gras.
    »Das be­sieg­te Land ist groß, sa­gen die Er­lo­sche­nen.«
    »Das be­sieg­te Land?«
    »So nen­nen sie es. Sie spre­chen im­mer nur von dem, was sein wird, und von dem, was ge­we­sen ist. Hast du Angst da­vor, ins be­sieg­te Land zu zie­hen?«
    Er ver­such­te ein Lä­cheln, das selbst­si­cher

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