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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Schleu­der, die er in sei­nem Beu­tel ver­staut hat­te, doch nach ei­ni­gen Übun­gen fühl­te er sich da­mit ver­traut und be­fes­tig­te es an der Le­der­schlau­fe an sei­nem Gür­tel. Sei­ne Stie­fel mach­ten ein lau­tes Klack­ge­räusch, als er über den Stein­bo­den zur mitt­le­ren Tür ging. Einen Mo­ment zö­ger­te er vol­ler Sor­ge, dass ihn je­mand hö­ren könn­te. Doch dann schloss er die Au­gen und er­in­ner­te sich an den Tjärg­wald und die Jag­d­en, bei de­nen er den Ran­jögs nach­ge­spürt hat­te. Auf die­sen Wan­de­run­gen lern­te er wie die Ran­jögs zu den­ken, er wur­de eins mit de­ren Ge­bär­den, Den­ken und Ge­wohn­hei­ten um sie auf­zu­spü­ren. Ra­vin lausch­te sei­nem Herz­schlag, dach­te an sein Spie­gel­bild und be­trat den Gang als Bor.
    Er war über­rascht den Gang leer zu fin­den. Laut hall­te sein Schritt, als er ener­gisch wei­ter­ging, bis er an ei­ne Wen­del­trep­pe kam, die nach oben führ­te. Oh­ne zu zö­gern schritt er die Stu­fen hin­auf. Sei­ne Mus­keln schmerz­ten, er war au­ßer Atem, als die Trep­pe end­lich ein En­de nahm und in einen rie­si­gen Raum mit ruß­schwar­zen, ge­wölb­ten Wän­den mün­de­te. Et­wa zehn Ti­sche stan­den im Raum. An ei­nem da­von sa­ßen vier Hor­jun. Of­fen­sicht­lich flick­ten sie Sat­tel­zeug, denn Ra­vin er­kann­te Sat­tel­rie­men und lan­ge ge­bo­ge­ne Na­deln. Die vier blick­ten kaum auf, als Ra­vin mit fes­tem Schritt und ei­nem Trom­mel­wir­bel in der Brust an ih­nen vor­bei­ging. Ei­ner der Hor­jun hob die Hand zu ei­nem an­ge­deu­te­ten Gruß. Ra­vin grüß­te zu­rück und ging wei­ter auf ei­ne ru­ßi­ge Holz­tür zu. Von fern glaub­te er Pfer­de­wie­hern zu hö­ren, doch als er durch die Tür trat, stand er nicht, wie er ver­mu­tet hat­te, im Stall, son­dern wie­der vor ei­ner Trep­pe. Von oben drang Stim­men­ge­wirr zu ihm her­un­ter. Zu­rück konn­te er nicht oh­ne mit den Hor­jun spre­chen zu müs­sen, al­so ging er wei­ter. Die Stim­men ka­men nä­her, ein Rau­nen schwoll an wie fer­nes Mee­res­rau­schen. Die Hal­le, die er be­trat, war vol­ler Men­schen. Er hat­te ge­lernt, im Wald mit dem Hin­ter­grund zu ver­schmel­zen, und das tat er nun auch hier. Mit ei­nem Sei­ten­blick auf einen Hor­jun hat­te er sich ori­en­tiert, nahm des­sen Kör­per­hal­tung an und stell­te sich auf, als sei er ei­ne wei­te­re Wa­che im Raum, die auf das Kom­men­de war­te­te. Ver­stoh­len schau­te er sich in der acht­e­cki­gen Hal­le um. Sie war di­rekt in den Fels ge­hau­en. Von der grob­be­haue­nen De­cke rag­te Wur­zel­werk in den Saal, of­fen­sicht­lich be­fand sich über die­sem Saal be­reits der Wald. Die Stein­wän­de da­ge­gen wa­ren sorg­fäl­tig po­liert und glänz­ten wie Mar­mor. Ra­vin muss­te sich be­herr­schen, sein Er­stau­nen zu ver­ber­gen und nicht auf­zu­fal­len. Et­wa zwan­zig Hor­jun stan­den reg­los wie er und war­te­ten, den Blick stumm auf ein Po­di­um di­rekt vor ih­nen ge­rich­tet. Es war ei­ne Art Büh­ne, auf der meh­re­re Stüh­le stan­den.
    Die acht Tü­ren des Raum­es wa­ren of­fen, nach und nach ström­ten noch mehr Hor­jun in den Raum, weitaus äl­te­re Män­ner, große Wa­chen mit dunk­ler Haut und er­staun­lich hel­len grau­en oder grü­nen Au­gen, Wald­men­schen, wie Ra­vin ver­mu­te­te. Durch das Tor, das am wei­tes­ten von ihm ent­fernt war, fiel plötz­lich Feu­er­schein – Ra­vin hielt den Atem an – und durch die Tür tra­ten meh­re­re Feu­ernym­phen. Hat­te Na­ja nicht ge­sagt, den Nym­phen sei der Zu­tritt zur Burg ver­bo­ten? Er such­te in den Ge­sich­tern nach Na­jas Zü­gen, doch fand er sie nicht und at­me­te er­leich­tert auf.
    Das Ver­bot galt of­fen­sicht­lich nur für die jün­ge­ren Nym­phen, die­se vier wa­ren alt, viel äl­ter als Na­ja. Auf ih­ren Lip­pen und um ih­re Au­gen spiel­te das ewi­ge Lä­cheln des Feu­ers. Hin­ter dem ru­hi­gen Pul­sie­ren von Ker­zen­flam­men im wind­stil­len Raum fühl­te Ra­vin das Vi­brie­ren und die un­bän­di­ge Macht, die je­der­zeit zün­geln und ex­plo­die­ren konn­te. Sie spran­gen zu ei­nem stei­ner­nen Vor­sprung und lie­ßen sich dar­auf nie­der. Ra­vin war so ab­ge­lenkt,

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