Im Bann des Fluchträgers
angelegt habt, um Metalle aus dem Stein zu schmelzen. Offensichtlich sind eure Nymphen genauso aufdringlich wie die hier vor der Burg.«
Ravin nickte. Skilmal. Er musste sich den Namen einprägen.
»Und hast du in Skilmal bereits kämpfen gelernt?«, bohrte Ruk weiter.
»Hast du es denn?«, konterte Ravin. Nun hatte er für einige Zeit Ruhe, denn Ruk erzählte, dass sein Vater ihn im Schwertkampf unterrichtet hatte und dass er zur Not mit einem Doppelspeer umgehen konnte. Dass er aber im Grunde ein Bauer war und ihm der Sinn nicht nach Kämpfen stand. Ravin überlegte unterdessen fieberhaft weiter.
»Ich kämpfe selten mit dem Schwert«, sagte er schließlich zu Ruk.
»Sichelwurf?«
Er schüttelte den Kopf.
»Aber reiten kannst du wenigstens, oder?«
Ravin suchte viel zu konzentriert nach einer passenden Antwort, als dass er in der Lage gewesen wäre, die Ironie in Ruks Stimme zu bemerken.
»Ja, ich bin ein Reiter.«
»Ein Reiter aus den Bergen!«, spottete Ruk. »Das sollte ein Witz sein! Ich wusste nicht, dass ihr reiten lernt. Übt ihr auf Bergziegen?«
»Nein, wir haben kleine Bergpferde. Sie sind sehr schnell und wendig.«
Ruk lachte dröhnend.
»Na, dann wirst du ja deinen Spaß daran haben, auf Badoks hässlichen Kolossen zu reiten.«
Ravin erinnerte sich an die mageren Pferde mit den messerscharf geschliffenen Hufeisen und schauderte.
»Nun ja«, fuhr Ruk ungerührt fort. »Vielleicht erfahren wir ja morgen oder im Laufe der nächsten Tage, was das für ein Land ist, mit dem Badok Krieg führt. Es ist so weit entfernt, dass nicht einmal meine Großmutter genau sagen kann, wo es liegt. Die Gebieterin über das Land ist eine Seelenfresserin, hört man. Sie raubt den Menschen den Verstand und saugt ihnen im Schlaf die Seele aus. Unsere Magier können nichts gegen sie ausrichten, also hat Badok einen weit mächtigeren Zauber gerufen.«
Er senkte die Stimme.
»Siehst du die da drüben?«
Ravin folgte mit seinem Blick der angedeuteten Geste, die in die Richtung von zwei Erloschenen zeigte. Ravin beugte sich tiefer über den Teller.
»Ich sehe sie«, sagte er so gleichgültig wie möglich. »Was ist mit ihnen?«
»Mein Vater meinte, wenn die Krieger aus dem Lande Run gerufen werden, dann sind die Mächte des Todes am Werk. Wer sie ruft, wird an ihnen zugrunde gehen.«
»Du meinst, sie sind Zauberei?«
»Sie sind Sklaven in Ketten, die aus Flüchen und Todesschreien geschmiedet wurden«, sagte Ruk düster. Dann legte er sein Stück Ranjögschulter auf den Teller zurück und lachte erstaunt auf.
»Sag mal, hast du in Skilmal hinter dem Mond gelebt?«
Ravin zwang sich zu einem Lächeln.
»Nun, hinter den Bergen.«
Ruk lachte so laut, dass sich die anderen zu ihnen umwandten. Gutmütig schlug er Ravin seine große Hand auf die Schulter.
»Galo Hinterberg, Reiter aus dem Steinmeer!«
Ravin lachte mit, doch wohl war ihm nicht.
In dieser Nacht lag Ravin erschöpft, aber schlaflos auf einer harten Matte und starrte in die Dunkelheit. Das Atmen der anderen Horjun umfloss ihn wie eine leise Brandung. Ravin fühlte jeden Knochen im Leib. Den Nachmittag hatten sie in der Waffenkammer verbracht, wo sie ihre Schwerter reinigten und ihre Umhänge herrichteten. Dann wurden sie in eine weitere Halle geführt. Der Boden war mit Schilfgras ausgelegt, Fackeln brannten und warfen einen gelblichen Schein auf die zerklüfteten Felswände. In der Mitte des Raumes stand eine Gruppe von hochbeinigen Badok-Pferden. Wenn sie auf den Boden stampften, schnitten ihre scharfkantigen Hufeisen sogar das zähe Schilfgras entzwei.
»Nun zeigt, was ihr könnt«, sagte Bor.
Ravin hatte sich auf eines der riesigen Pferde geschwungen. Sehnig und schnell war es, aber auch stur und aufbrausend. Einige Runden hatte er in der
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