Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
und sich die Hand­flä­chen blu­tig schürf­te. Der Ge­ruch von ver­brann­tem Le­der um­fing ihn. Dort, wo Na­jas Hän­de ihn am Rücken be­rührt hat­ten, war es warm. So­fort rap­pel­te Ra­vin sich auf und blick­te sich ge­hetzt um. Er er­war­te­te je­den Mo­ment schwar­ze Hän­de zu se­hen, die nach Schwer­tern grif­fen. Doch al­les, was er nach dem grel­len Fla­ckern der Feu­ernym­phe wahr­nahm, wa­ren sche­men­haf­te Um­ris­se von et­was Großem, Un­be­weg­li­chem. Er drück­te sich mit dem Rücken an die Wand. Sie war nicht län­ger ei­ne Mau­er aus Rauch, son­dern hart und nass und er­schre­ckend re­al. End­lo­se Au­gen­bli­cke ver­harr­te Ra­vin am küh­len­den Stein, at­me­te so lei­se wie mög­lich, bis er si­cher sein konn­te, dass es kei­ne Ge­räusche im Raum gab, die auf die An­we­sen­heit von Men­schen oder schwar­zen Krie­gern hin­deu­te­ten. Al­les was er hör­te, wa­ren Was­ser­trop­fen, die ir­gend­wo auf einen Stein schlu­gen. Der schwa­che Glanz von blank po­lier­ten Schwer­tern schäl­te sich aus der Dun­kel­heit. Ra­vin er­kann­te, dass das Große, Un­be­weg­li­che ei­ne Schwert­wand aus Holz war. Die Schwer­ter wa­ren sorg­fäl­tig auf­ge­reiht, ir­gend­je­mand hat­te sich so­gar die Mü­he ge­macht, die Schnei­den ex­akt aus­zu­rich­ten. Links da­von stan­den vier Tru­hen, von de­nen ei­ne ge­öff­net war. Es sah aus, als hät­te noch vor kur­z­em je­mand dar­in nach et­was ge­sucht. Ra­vin ent­spann­te sich. Jetzt erst nahm er wie­der den Schmerz wahr, der durch sei­ne Lip­pen puls­te. Be­hut­sam leck­te er über die Brand­bla­se auf sei­ner Un­ter­lip­pe um sie zu küh­len. Da­bei über­leg­te er, was als Nächs­tes zu tun war. Er war in ei­ner un­sicht­ba­ren Burg, die mit­ten im Fel­sen ein­ge­las­sen war. Nicht ein­mal Jo­lon hat­te ihm er­zählt, dass so et­was exis­tier­te. Ir­gend­wo hier wa­ren Dari­an, Sel­la, Jer­rik und die an­de­ren. Ihm blieb nichts an­de­res üb­rig, als ein Hor­jun zu wer­den, um her­aus­zu­fin­den, wo sie wa­ren. Lei­se trat er zu der Tru­he. Män­tel la­gen dar­in und er nahm einen her­aus. Er war zu lang. Auch der nächs­te schleif­te auf dem Bo­den, als Ra­vin ihn um die Schul­tern leg­te. Erst der drit­te schi­en zu pas­sen. Ra­vin spür­te sein schwe­res Ge­wicht auf den Schul­tern. Be­hut­sam tas­te­te er nach dem Stoff um ver­wun­dert fest­zu­stel­len, dass in den Man­tel Me­tal­lö­sen ein­ge­webt wa­ren. Kein Wun­der, dass die Ba­dok-Krie­ger un­ver­wund­bar zu sein schie­nen. Er leg­te sei­nen Le­der­man­tel aus dem Wald ab, in den die Ab­drücke von Na­jas zier­li­chen Hän­den ein­ge­brannt wa­ren. Ra­vin lä­chel­te und pack­te den Man­tel in sei­nen Beu­tel. Der schwar­ze Stoff sei­nes neu­en Man­tels war rau und roch nach Wild­moos und Stein. Ra­vin such­te wei­ter, fand einen Gür­tel aus Ran­jögle­der, in den der Na­me Bor ein­ge­brannt war, und Stie­fel, de­ren Soh­len in ei­nem ei­ser­nen U en­de­ten, das eben­so scharf ge­schlif­fen war wie die Huf­ei­sen der Pfer­de. Schau­dernd fuhr Ra­vin mit dem Fin­ger über das Ei­sen, be­vor er die Stie­fel an­zog. Un­ge­wohnt fühl­te sich das Ge­hen dar­in an. Hart und un­barm­her­zig wa­ren die Soh­len. Sie wa­ren nicht da­für ge­macht, auf nach­gie­bi­gem Wald­bo­den zu fe­dern, nein, sie zer­schnit­ten, was ih­nen in den Weg kam. Schließ­lich fand er in der Tru­he noch ei­ne hel­mar­ti­ge Kap­pe, de­ren lan­ger Le­der­bü­gel sei­ne Na­se schütz­te. Ra­vin ver­barg sei­ne Ta­sche un­ter sei­nem Kampf­man­tel und wand­te sich den Schwer­tern zu. Er nahm ei­nes da­von aus ei­ner lan­gen glän­zen­den Rei­he. Schmal und hell war es, wie ei­ne Pfeil­spit­ze. Als Ra­vin da­nach griff, blick­te ihm aus der spie­gelblan­ken Schnei­de ein frem­der Krie­ger ent­ge­gen. Da war Ra­vin – und doch nicht Ra­vin. Grö­ßer sah er aus, grim­mig mit dem schwar­zen Le­der­schutz über der Na­se, die Au­gen ste­chend, die Lip­pen auf­ge­sprun­gen und blu­tig ge­brannt. Ra­vin, der Wald­mensch, hat­te sich in Bor, den Hor­jun, ver­wan­delt. Das Schwert lag gut in der Hand, es ließ sich nicht so leicht hand­ha­ben wie die

Weitere Kostenlose Bücher