Im Bann des Fluchträgers
und eines Kriegers würdig wirken sollte.
»Natürlich nicht!«, sagte er. »Du etwa?«
Sie prasselte vor Lachen.
»Ich gehe nur, wohin ich will. Mir ist es gleichgültig«, rief sie. »Ich brenne überall.«
»Aber unser Herr kann dir befehlen wie uns.«
Die Flammen wurden wutbleich und ruhig.
»Nein, das kann er nicht. Der Herr befiehlt uns nicht. Niemand befiehlt uns. Sie können uns verbieten in die Burg zu kommen, das ist leicht, doch befehlen kann uns nur der, dem wir vor langer Zeit ein Versprechen gegeben haben.«
Sie streckte eine Hand aus und berührte eine Blume.
»Warum fragst du das alles?«, fragte sie plötzlich ohne von der Blume aufzublicken, die in der Hitze verschmorte. »Du willst ein Horjun sein und weißt nicht einmal, dass Feuernymphen keinen Herrn haben!«
Ravin schluckte. Plötzlich war er müde, müde, einem Flammenmädchen den harten Krieger vorzuspielen. Seine Ungeduld, in die Burg zu gelangen, wuchs, jetzt wo er Darian und den Jerriks so nahe zu sein schien.
»Ich bin noch nicht lange in diesem Land«, sagte er wahrheitsgemäß. »Und ich habe eine Königin, aber sie ist nicht meine Herrin, die mir befehlen kann. Ich gehorche nur mir. Auch ich habe vor langer Zeit ein Versprechen gegeben. Nur aus diesem Grund bin ich hier. Um dieses Versprechen zu halten, werde ich ein Horjun sein, wenn es nötig ist. Doch dazu muss ich in die Burg.«
Ihre Augen waren tanzende Sonnen, Feuerhaar umspielte ihr Gesicht. Ihre Hand streckte sich zu seiner Brust und verharrte in der Nähe, als würde sie sich an einem unsichtbaren Feuer wärmen, das von Ravin ausging.
»Du brennst ja beinahe so heiß wie ich!«, sagte sie erstaunt. »Ich wusste nicht, dass ihr das könnt. Es muss ein wichtiges Versprechen sein.«
Ravin sah Jolons schlafendes Gesicht vor sich und nickte. Die Feuernymphe betrachtete ihn lange.
»Und du bist traurig. Die Sorge brennt in deinem Herzen.«
»Ja, ich habe …«
»Wenn du mir deinen Namen sagst, bringe ich dich zur Kammer«, raunte sie. Ravin schluckte.
»Wozu willst du meinen Namen wissen?«
Sie lachte.
»Ich bin nur eine Feuernymphe. Niemand hier spricht mit mir – außer um mich aus der Burg zu werfen. Und niemand sagt mir seinen Namen, damit auch ich etwas besitze, nur für mich allein.«
Ravin spürte die Sehnsucht, die ihre hellen Flammen zittern ließ, und lächelte. Ihre schlanke Gestalt beugte sich zu ihm, seine Augen brannten vor Hitze.
»Ravin«, flüsterte er schließlich. »Das ist mein Name.«
»Folge mir«, raunte die Nymphe. »Die Burg ist direkt vor dir.«
Und schon wirbelte sie davon, auf die Felsen zu. Ravin stand auf und rannte hinter ihr her. Vom Garten aus führte sie ihn einen von Buschwerk und Blüten verdeckten Pfad entlang, der an der Felswand endete.
»Hier?« fragte er.
»Von hier aus kommst du in die Waffenkammer«, verkündete sie und leckte mit ihrer blauen Zunge über die graue Steinwand.
»Ich sehe keinen Eingang.«
»Es gibt auch keinen. Komm hierher.«
Ravin schüttelte verwundert den Kopf und trat an die Stelle, auf die die Feuernymphe zeigte.
»Stell dich mit dem Gesicht zur Wand und schließe die Augen.«
Er spürte ein angstvolles Flattern im Bauch, doch dann sah er noch einmal in das Gesicht der Feuernymphe und schloss die Augen.
»Leb wohl, Ravin«, sagte sie und ein heißer Hauch streifte seine Lippen. Der brennende Schmerz ließ ihn zusammenzucken, doch er ertrug ihren Kuss und hielt die Augen geschlossen.
»Vergiss Naja nicht«, flüsterte sie. »Und nimm dich vor den Erloschenen in Acht!«
Dann fühlte er, wie zwei Feuerhände ihn mit ungeheurer Kraft gegen die Steinwand schubsten.
Der Schreck schlug ihm mit eiskalter Hand ins Gesicht. Reflexartig streckte er die Hände aus – und griff in Rauch, bevor er vornüberstolperte, auf einem harten Steinboden aufschlug
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