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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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hat­ten schwei­gend zu­ge­hört. Ra­vin la­gen vie­le Fra­gen auf der Zun­ge, doch er hü­te­te sich auf­zu­fal­len. Ein Hor­jun mel­de­te sich zu Wort. Er war sehr groß und stäm­mig, aber sei­ne Stim­me klang wie die ei­nes sehr jun­gen Man­nes.
    »Ich ha­be ei­ne Fra­ge, Krie­ger Bor. Wir rei­ten in die­ses frem­de Land, auf das Ge­heiß von Ba­dok, un­se­rem Herrn. Man sagt uns, un­ser Herr führt dort Krieg. Doch warum ist der Herr­scher die­ses Lan­des mit Ska­ris ver­fein­det?«
    Bors Ge­sicht ver­düs­ter­te sich, ei­ne der Feu­ernym­phen fla­cker­te auf und lach­te, aber sie schwieg so­fort wie­der. Bor blick­te den Hor­jun streng an.
    »Es steht uns nicht zu, sei­ne Ent­schei­dun­gen in Fra­ge zu stel­len. Un­ser Herr ruft das dunkle Heer nicht aus ei­ner Lau­ne her­aus!«
    Er wies mit ei­ner Ges­te auf die Er­lo­sche­nen im Raum.
    »Hor­jun, wenn du dort bist, wenn du ge­kämpft und dei­nen Mut be­wie­sen hast, darfst du ihn selbst fra­gen. Bis da­hin aber schwei­ge!«
    Ra­vin sah, wie der Hor­jun den Kopf senk­te und wie­der in die Rei­he zu­rück­trat. Bor hol­te Luft und be­gann wie­der zu spre­chen.
    »Ihr sollt wis­sen: Kämpft gut und ihr wer­det be­lohnt. Ihr wer­det neu­es Land be­sit­zen und Pfer­de, wie ihr sie noch nie ge­se­hen habt. Ihr wer­det wert­vol­le Beu­te heim­tra­gen.«
    »Ich bin froh, wenn ich in mein ei­ge­nes Land zu­rück­keh­ren kann«, hör­te Ra­vin den jun­gen Hor­jun, der so­eben ge­spro­chen hat­te, mur­meln. In den an­de­ren Ge­sich­tern spie­gel­ten sich Miss­mut, Fra­gen und Angst, doch nie­mand wag­te ein Wort zu sa­gen. Ver­stoh­len ließ Ra­vin sei­nen Blick über die Ge­sich­ter wan­dern. Al­le wa­ren sie jung, man­che so­gar noch jün­ger als Ra­vin. Es wa­ren ver­stör­te, skep­ti­sche, ge­fass­te und er­ge­be­ne Ge­sich­ter, aber kein ein­zi­ges, das be­geis­tert oder stolz aus­sah.
    »Nun, ihr wisst, was ihr wis­sen müsst. Die Wäch­ter wer­den euch die Quar­tie­re zei­gen. Heu­te be­gin­nen die Waf­fen­übun­gen. Geht nun und esst. Ihr wer­det eu­re Kräf­te brau­chen.«
     
    S
    ie sa­ßen an den lan­gen Ti­schen in der zwei­ten Hal­le. Müh­sam kau­te Ra­vin das zä­he Ran­jög­fleisch. Ob­wohl es ihm nicht schmeck­te, war er dank­bar, nach der kar­gen Nah­rung im Ge­bir­ge wie­der ei­ne rich­ti­ge Mahl­zeit vor sich zu ha­ben. Sei­ne Lip­pe blu­te­te und schmerz­te bei je­dem Bis­sen.
    »Was hast du denn mit dei­nem Mund ge­macht?«, frag­te ei­ne Stim­me. Ra­vin blick­te nach rechts und er­kann­te, dass er ne­ben dem Hor­jun saß, der sich zu Wort ge­mel­det hat­te. Im Sit­zen wirk­te er noch grö­ßer und wil­der als in der Hal­le.
    »Ei­ne Feu­ernym­phe ge­küsst«, ant­wor­te­te er wahr­heits­ge­mäß und biss vor­sich­tig in ein Stück Fleisch. Der Hor­jun pfiff durch die Zäh­ne.
    »Die­se Bies­ter!«, sag­te er. »Hat sie dich im Schlaf er­wi­scht?«
    Ra­vin zuck­te die Schul­tern.
    »Du bist nicht be­son­ders ge­sprä­chig, hm?«, ver­such­te es der Hor­jun er­neut.
    Ra­vin mach­te ei­ne un­be­stimm­te Ges­te. Sein Tisch­ge­nos­se war ein grob­ge­sich­ti­ger Mann mit bu­schi­gen Brau­en und zot­te­li­gem, brau­nem Haar. Wie al­le an­de­ren Neu­an­kömm­lin­ge wirk­te auch er nicht wie ein Krie­ger, eher wie ein fried­fer­ti­ger Rie­se. Er blick­te wie­der auf sei­nen Tel­ler.
    »Na­ja, ich bin je­den­falls Ruk. Ruk Bor. Seit heu­te hei­ßen wir ja al­le Bor.«
    Ra­vin ent­ging der bit­te­re Un­ter­ton in der Stim­me nicht.
    »Und du?«
    Ra­vin schluck­te sei­nen Bis­sen hin­un­ter und über­leg­te fie­ber­haft.
    »Ga­lo … Bor«, ant­wor­te­te er schließ­lich.
    »Ga­lo, aha. Du kommst nicht aus Kre­lis, was?«
    Ra­vin schüt­tel­te den Kopf. Die Un­ter­hal­tung be­gann ihm un­an­ge­nehm zu wer­den. Doch Ruk ließ nicht lo­cker.
    »Viel­leicht aus Kla­vil? Oder aus Rint­jan?«
    Ra­vin über­leg­te fie­ber­haft.
    »Aus den Ber­gen«, sag­te er schließ­lich va­ge.
    »Skil­mal, na­tür­lich!«, rief der an­de­re. »Hät­te ich mir den­ken kön­nen. Das klei­ne Dorf am Stein­bruch. Dort wo die Waf­fen­schmie­de ist, nicht wahr? Mein Va­ter hat mir er­zählt, dass ihr einen Feu­er­see

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