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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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dass er um ein Haar den Au­gen­blick ver­passt hät­te, als die dunklen Krie­ger ein­tra­ten. Er konn­te nicht ver­hin­dern, dass sein Herz bei ih­rem An­blick einen er­schro­cke­nen Satz mach­te, so re­al hol­te die Er­in­ne­rung an die dunklen Rei­ter ihn ein. Doch es ge­lang ihm, un­be­wegt ste­hen zu blei­ben und wei­ter zu be­ob­ach­ten. Die Er­lo­sche­nen, wie Na­ja sie ge­nannt hat­te, schar­ten sich in der Mit­te der Hal­le zu­sam­men. Laut­los war ihr Schritt, so als schweb­ten sie. Sie spra­chen kein Wort. Ra­vin be­merk­te, wie ei­ni­ge der Hor­jun un­merk­lich von ih­nen ab­rück­ten, bis schließ­lich zwei Grup­pen im Raum stan­den. Links die Hor­jun, rechts die dunklen Krie­ger, ge­trennt durch einen brei­ten Gra­ben aus Luft. Wie auf einen un­sicht­ba­ren Be­fehl hin wur­de es in der Hal­le still. Ra­vin be­merk­te, dass al­ler Au­gen auf ei­ne be­stimm­te Tür links von ihm ge­rich­tet wa­ren und tat es den an­de­ren nach.
    Ein al­ter Hor­jun be­trat mit ener­gi­schem Schritt den Raum. Sei­ne Stie­fel klick­ten auf dem Bo­den. Sein Haar war weiß, er hat­te un­zäh­li­ge Fal­ten, ei­ne häss­li­che Nar­be zog sich über sei­ne Wan­ge und teil­te die Ober­lip­pe. Sei­ne Au­gen leuch­te­ten im Grün der Wald­men­schen­au­gen. Er strahl­te Macht aus wie die Nym­phen die Hit­ze und mus­ter­te schwei­gend die Hor­jun, wo­bei er sich Zeit ließ, viel Zeit. Für einen Mo­ment glitt sein Blick auch über Ra­vin, der er­schau­der­te, doch re­gungs­los ste­hen blieb. Wie sehr wünsch­te er sich jetzt Ami­na oder Dari­an bei sich zu ha­ben! Viel­leicht ver­barg sich hin­ter die­sen grü­nen Au­gen das Ge­heim­nis, wo Dari­an und die an­de­ren wa­ren?
    »Ich grü­ße euch, die ihr euch heu­te in Ba­doks Burg ver­sam­melt habt«, be­gann der nar­bi­ge Krie­ger schließ­lich. Sei­ne Stim­me klang tief, bei­na­he hei­ser.
    »Ich grü­ße un­se­re Krie­ger aus dem Lan­de Run.« Al­le Er­lo­sche­nen nick­ten und mur­mel­ten einen Gruß in ei­ner frem­den Spra­che. »Und ich grü­ße un­se­re Ver­bün­de­ten aus dem Reich des ma­gi­schen Feu­ers!«
    Die Feu­ernym­phen fla­cker­ten ein we­nig dunk­ler, aber sie ant­wor­te­ten nicht. Ra­vin frag­te sich, ob die­ses Schwei­gen ei­ne Ver­wei­ge­rung des Gru­ßes dar­stell­te. Doch der Krie­ger ging nicht wei­ter dar­auf ein, er wand­te sich an die Grup­pe der Hor­jun.
    »Und ich grü­ße die neu­en Hor­jun. Ich bin Bor, eu­er Kampf­meis­ter. Al­le, die ihr ge­kom­men seid, um eu­rem Herrn im Krieg um das be­sieg­te Land bei­zu­ste­hen, tre­tet vor!«
    Das hat­te Na­ja al­so da­mit ge­meint, als sie ihn frag­te, ob er ei­ner der neu­en Hor­jun sei. Und der Na­me Bor an sei­nem Gür­tel be­deu­te­te nichts an­de­res, als dass er zu Bors Krie­gern ge­hör­te. Es war ei­ne Chan­ce. Es wür­de leich­ter sein, sich als Hor­jun-Neu­ling in der Burg zu be­we­gen. Im bes­ten Fall ka­men die neu­en Krie­ger aus den um­lie­gen­den Dör­fern und wa­ren, wie er, kei­ne aus­ge­bil­de­ten Kämp­fer. Im schlimms­ten Fall wa­ren sie es – aber auch dann wür­den sie sich in der Burg kaum bes­ser aus­ken­nen als er. Et­wa fünf­zig Hor­jun tra­ten aus der Grup­pe nach vorn und blie­ben vor Bor ste­hen. Ra­vin folg­te ih­nen, igno­rier­te den fra­gen­den Blick der an­de­ren Wa­chen an den Tü­ren, dann stand er schon mit klop­fen­dem Her­zen in der dicht ge­dräng­ten Grup­pe. Bor ließ sei­nen Blick auf ih­nen ru­hen.
    »Nun«, sag­te er schließ­lich. »Ihr habt be­reits vom Hor­jun-Dienst ge­hört. Es ist ein eh­ren­vol­ler Dienst. Und in Zei­ten wie die­sen ei­ne schwe­re und blu­ti­ge Auf­ga­be. Nicht al­le neu­en Krie­ger ha­ben das Glück, so bald in die Schlacht zu rei­ten. Wie ihr wisst, wer­den wir das be­sieg­te Land ein­neh­men. Die Krie­ger aus Run wer­den uns hel­fen. Sterbt ihr, wer­det ihr eh­ren­voll in das Land Run ein­ge­hen. Von mor­gen an wer­det ihr in den Waf­fen un­ter­wie­sen, die ihr für den Kampf be­nö­tigt. In ei­ni­gen Ta­gen wer­det ihr eu­rem Herrn ge­gen­über­tre­ten und schwö­ren. Und bald schon, sehr bald, rei­ten wir mit al­len Trup­pen in das Land der sil­ber­nen Seen.«
    Die jun­gen Män­ner

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