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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Es schi­en, als hät­te er dar­auf ge­war­tet, bis Sel­la wie­der da war. Jetzt sah Ra­vin ihn oft bei Ami­na sit­zen und sei­nen Plan mit ihr be­spre­chen.
    »Es könn­te funk­tio­nie­ren«, be­schwor er sie lei­se. »Al­lein ha­be ich nicht ge­nug Kraft. Und ich bin noch nicht so weit, dass ich ei­ne Tür aus den An­geln he­ben könn­te – vom Zau­ber des Na­j­haars ganz zu schwei­gen.«
    In Ami­nas Au­gen be­merk­te Ra­vin zum ers­ten Mal wie­der ein spöt­ti­sches Glit­zern.
    »Ein schö­ner Plan, Dari­an Dana­lonn. Du willst dei­ne Ma­gie ein­fach mit mei­ner ver­men­gen, als han­del­te es sich um Mehl und Zu­cker für einen schö­nen Zau­ber­teig?« Sie lach­te bit­ter. »Aber mei­ne Ma­gie ist dun­kel. Ei­ne gu­te Art, uns um­zu­brin­gen, wenn der Zau­ber macht, was ihm ge­fällt.«
    »Ich weiß«, stimm­te Dari­an zu. »Wenn wir un­se­re Kräf­te bün­deln, ent­steht ein Wir­belzau­ber. Aber es wä­re im­mer noch bes­ser, als hier auf un­ser Schick­sal zu war­ten.«
    »Tu es, Ami­na«, flüs­ter­te Mel Amie. »Bes­ser wir ster­ben beim Ver­such, zu flie­hen, als dass wir hier auf un­ser Schick­sal war­ten.«
    »Nein!« Ami­nas Stim­me klang plötz­lich scharf. »Selbst wenn ich woll­te, hät­te ich nicht die Kraft.«
    Fie­brig sah sie aus und schwach.
    »Und wenn schon«, sag­te Dari­an un­barm­her­zig. »Sie ha­ben dich ge­schwächt – aber mich nicht! Und Ra­vin wird dir hel­fen.«
    Er­staunt blick­te Ra­vin sei­nen Freund an. Dari­an zwin­ker­te ihm zu.
    »Heu­te Nacht oder nie, Ami­na!«, sag­te er. Sie mus­ter­te die an­ge­spann­ten Ge­sich­ter. Ra­vin nick­te ihr zu. Noch einen Au­gen­blick schi­en sie un­schlüs­sig zu sein, dann seufz­te sie und wur­de noch blei­cher, als sie oh­ne­hin schon war.
    »Heu­te Nacht«, flüs­ter­te sie.
     
    »Wünsch mir Glück, Lai­os«, mur­mel­te Dari­an. Zu dritt stan­den sie vor der Tür. Die an­de­ren hiel­ten sich so weit wie mög­lich von ih­nen ent­fernt. Je­der wuss­te, was er zu tun hat­te. Dari­an leg­te die Hän­de an die Tür und flüs­ter­te et­was, was Ra­vin nicht ver­stand – plötz­lich war der gan­ze Raum voll schim­mern­der, sil­ber­ner Nacht­fal­ter. Ami­na ki­cher­te.
    »Wei­ße Ma­gie«, flüs­ter­te sie. Sie trat zu Dari­an und streck­te ihm ih­re ver­letz­te Hand hin, die Dari­an zö­gernd er­griff. Ra­vin war un­be­hag­lich zu­mu­te, als er sah, wie Ami­nas Lä­cheln ver­schwand. Er glaub­te zu spü­ren, dass sie Angst hat­te. Nun dreh­te sie sich mit fla­ckern­dem Blick zu ihm.
    »Jetzt du«, sag­te sie weich und streck­te ihm die an­de­re Hand hin. Sie war heiß von Fie­ber. Mit lei­ser Stim­me sprach Dari­an die ma­gi­schen Wor­te. Oft hat­te Ra­vin ge­hört, wie er sie ge­übt hat­te. Nun je­doch klan­gen sie fremd und bei­na­he greif­bar im Raum. Ami­nas Stim­me fiel in den­sel­ben schlep­pen­den Sings­ang ein. Die ma­gi­sche Flam­me floh in einen Win­kel und er­losch. Kör­per­los schweb­ten Darians und Ami­nas Stim­me im Raum. Ami­nas Hand fing zu zit­tern an. Und plötz­lich be­gann et­was durch Ra­vins Fin­ger­spit­zen aus ihm hin­aus­zu­flie­ßen. Die Jah­re ran­nen über sei­nen Kör­per, tropf­ten ab und ver­si­cker­ten im Fluss der Ver­gäng­lich­keit. Er spür­te, wie sei­ne Au­gen tief in die Höh­len san­ken, wie sein Rücken sich beug­te, sei­ne Zäh­ne sich lo­cker­ten und sein Mund fal­tig und tro­cken wur­de. Er woll­te pro­tes­tie­ren, doch aus sei­ner Keh­le kam nur ein Kräch­zen. Dann war es ru­hig, wäh­rend er sich schwan­kend auf den Bei­nen hielt, hun­dert Jah­re alt, mü­de und be­reit ein letz­tes Mal Luft zu ho­len um dann für im­mer aus­zuat­men.
    Ein Zi­schen er­tön­te und ei­ne Wucht wie von hun­dert Pfer­de­hu­fen warf ihn zu­rück. Ami­nas Hand ent­glitt sei­nen Fin­gern, er prall­te ge­gen ei­ne Wand aus Kör­pern. Die Jer­riks schri­en auf. Blen­dend hel­les Licht er­füll­te den Raum. Wo die Tür ge­we­sen war, gähn­te ein ver­kohl­tes Loch.
    Sie stürm­ten in den Gang. Män­tel aus Fell la­gen ver­streut auf dem Bo­den. Krei­schen­de lang­bei­ni­ge Vö­gel staks­ten häss­lich und gro­tesk um­her. Ra­vin ver­mu­te­te, dass es der Ge­fäng­nis­wär­ter Gramol

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