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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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und sah Ra­vin. Er wuss­te, sie hät­te ge­lä­chelt, wenn sie da­zu in der La­ge ge­we­sen wä­re.
    Sie schlief bei­na­he den gan­zen Tag. In­zwi­schen hat­te Ra­vin je­dem den Grund­riss der Burg er­klärt und auch er­wähnt, wie man über den Dienst­bo­ten­gang aus der Burg ge­lan­gen konn­te.
    Ami­na saß mit fie­ber­hei­ßen Au­gen auf ih­rer La­ger­statt und war kraft­los. Von dem spöt­ti­schen, wil­den Mäd­chen schi­en nichts mehr üb­rig zu sein. Als sie ihr Was­ser brach­ten, lehn­te sie es ab. Trau­er spie­gel­te sich in ih­ren Au­gen, über de­nen die za­cki­ge Wun­de höh­nisch zu grin­sen schi­en.
    »Ich ha­be Jer­rik ge­se­hen«, brach­te sie müh­sam her­vor. »Er ist tot.«
    Mel Amie schlug die Hand vor den Mund. Ra­vin war, als hät­te ihn ein schwe­rer Stein ge­trof­fen. Un­will­kür­lich sah er wie­der Kil­men vor sich.
    »Das dach­te ich mir«, ant­wor­te­te Mel Amie schließ­lich. »Und er hat nichts ver­ra­ten, sonst wä­ren wir nicht mehr am Le­ben.«
    »Das heißt, wir …«
    »Ja«, un­ter­brach Ami­na Ladro. »Wir müs­sen uns be­frei­en, be­vor wir an der Rei­he sind.«
    »Oh­ne Sel­la und die an­de­ren?«
    Ra­vins Herz klopf­te so laut, dass er dach­te, die Wär­ter vor der Tür müss­ten es hö­ren. Dari­an und er sa­hen sich an. Bei­de spür­ten, dass sie in die­sem Mo­ment aus der Ge­mein­schaft aus­ge­schlos­sen wa­ren. Die Jer­riks ver­heim­lich­ten et­was vor ih­nen. Lei­se zog er sich mit Dari­an in das be­nach­bar­te Ge­wöl­be zu­rück. Sie hör­ten, wie die Jer­riks die To­ten­wor­te spra­chen. Drau­ßen auf den Gän­gen herrsch­te hek­ti­sche Be­trieb­sam­keit.
    Spä­ter kam Ami­na zu ih­nen und setz­te sich ne­ben sie.
    »Dies­mal dach­te ich, ich se­he dich wirk­lich nicht wie­der«, sag­te sie lei­se. Ra­vin schluck­te und ver­such­te ein Lä­cheln.
    »Als sie mich ge­fan­gen nah­men, ha­be ich be­fürch­tet, du könn­test den­ken, ich sei wie­der weg­ge­lau­fen.«
    »Dar­an ha­be ich kei­nen Mo­ment ge­dacht, Ami­na.«
    Ra­vin hob sei­ne Hand und streck­te sie ihr hin. »Wir ha­ben das Zei­chen der Freund­schaft ge­tauscht, er­in­nerst du dich?«
    Zum ers­ten Mal lä­chel­te sie.
    »Ich weiß, aber nicht je­der freun­det sich mit ei­ner –Wor­an an. Ich ha­be die­ses Schick­sal nicht ge­wählt. Es hat mich ge­fun­den.«
    »Aber wie?«
    »Wie ein Dieb in der Nacht, als ich mei­ne Ma­gie für an­de­re Din­ge brauch­te.«
    »Hat es et­was mit dei­nem Bru­der zu tun?«
    Sie wur­de blei­cher und senk­te den Kopf.
    »Ich glau­be, ja.«
    »Was ist mit ihm? Ist er hier?«
    Sie schüt­tel­te den Kopf.
    »Ach Ra­vin«, sag­te sie ge­quält. »Wenn er mich se­hen wür­de – er wür­de eben­so viel Angst vor mir ha­ben wie al­le, die ei­ner Wor­an be­geg­nen.«
    »Ich ha­be kei­ne Angst, Ami­na. Weiß dein La­ger da­von?«
    »Jer­rik weiß … Jer­rik wuss­te es. Und Ladro. Die Mon­de er­schie­nen, kurz be­vor ihr in un­ser La­ger kamt. Ich wer­de fort­zie­hen müs­sen, wenn der Mond­schat­ten auf mein Herz fällt. Ich wer­de Tod brin­gen, die Men­schen wer­den Angst vor mir ha­ben. Ich will die­se Macht nicht, Ra­vin. Ich will kei­ne Wor­an wer­den. Aber ich kann es nicht ver­hin­dern.«
    »Nein, Ami­na«, un­ter­brach er sie. »Ich ha­be kei­ne Angst vor dem Blut­mond.«
    Er woll­te ih­re Hand neh­men, doch sie zog sie mit schmerz­ver­zerr­tem Ge­sicht zu­rück und zeig­te ihm ih­re Hand­flä­che. An­stel­le der drei Si­chel­mon­de wa­ren tie­fe Brand­wun­den zu se­hen. Ra­vin tat be­reits der An­blick der ver­brann­ten Haut weh. Ami­na ball­te die Hand wie­der zur Faust und sprach bei­na­he bei­läu­fig wei­ter.
    »Wir müs­sen so schnell wie mög­lich nach Tjärg.«
    Ra­vin sah sie über­rascht an.
    »Ihr wollt mit Dari­an und mir rei­ten?«
    »Was bleibt uns üb­rig?«, er­wi­der­te sie.
     
    R
    avin lag mit of­fe­nen Au­gen in der Dun­kel­heit. Ladro und Ami­na un­ter­hiel­ten sich in ei­ner Ecke. Ra­vin spür­te den Sinn ih­rer Wor­te mehr, als dass er sie hör­te.
    »Ha­ben sie dich nach ihm ge­fragt?«, flüs­ter­te Ladros Stim­me.
    »Ja, aber der Ge­fäng­nis­meis­ter hat es nicht ge­ra­de klug an­ge­stellt.«
    »Sie ha­ben dir ge­glaubt,

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