Im Bann des Fluchträgers
und seine Gesellen waren.
»Das ist der beste Wirbelzauber, den ich je gesehen habe«, flüsterte Darian und scheuchte die Vögel in das Gefängnis.
Hitze waberte durch die engen Gänge, in der Ferne hörten sie dumpfe Geräusche wie Gepolter und das Brechen von Holz. Vor Anspannung und Wärme lief ihnen der Schweiß über die Stirn. Ravin wagte kaum zu atmen. Jeden Moment fürchtete er einer Gruppe von Horjun mit gezückten Schwertern gegenüberzustehen. Gespenstisch leer waren die Gänge. Weit entfernt hallten Rufe und Schritte von beschlagenen Stiefeln, die treppauf eilten und bald verklungen waren.
»Ist denn niemand mehr in der Burg?«, flüsterte Ladro.
»Wenn sie wirklich aufgebrochen sind, werden sich die Bewohner, die geblieben sind, in den mittleren Stockwerken aufhalten«, antwortete Ravin. In diesem Moment duckten sie sich, denn von weit oben hallte etwas, was sie erschreckte. Es klang wie das Getrappel von Hufen.
»Die Ställe sind ganz oben«, flüsterte Ravin.
»Du meinst, sie haben die Pferde freigelassen?«
Ravin schluckte. Vaju! Darian schien seinen Gedanken erraten zu haben.
»Wenn sie die Horjun-Pferde aus der Burg führen, werden sie Vaju und Dondo mitnehmen. Wir werden sie finden.«
Es gab Ravin einen Stich, aber er wusste, dass Darian Recht hatte. Erst mussten die Jerriks in Sicherheit sein. Er schlug den Weg zum Dienstbotengang ein, den Ruk ihm beschrieben hatte. Leise eilten sie die Treppen hinauf. Die Hitze nahm zu, knackende Geräusche hallten durch das Gemäuer. Unbehelligt erreichten sie den Gang und schlüpften einer nach dem anderen hinein. Der Gang war schmal, die Wände erstaunlicherweise warm. Vielleicht waren die Kaminschächte auf der anderen Seite? Gewissenhaft zählte Ravin die Abzweigungen, bis er zur letzten kam, die zum Ausgang fuhren würde. Er winkte den anderen zu und bog in den Gang ein. Staub lag fingerdick auf dem Boden. Vielleicht war Ruk in seiner Kindheit der letzte Gast gewesen. Vor ihnen erhob sich eine graue Steinwand.
»Und nun?«, flüsterte Mel Amie. »Brauchen wir jetzt noch Werkzeug zum Steinebrechen?«
»Nein«, flüsterte Ravin. »Das ist ein Ausgang.«
Mel Amie schnaubte.
»Wenn das ein Ausgang ist, bin ich die liebliche Königin von Kelo!«
Ravin wurde ungeduldig.
»Tut einfach, was ich tue.«
Er stellte sich ein paar Schritte vor die Steinwand und schloss die Augen. Insgeheim betete er, dass Ruk die Wahrheit gesagt hatte und dass der Zauber, der diese Mauer zum Tor machte, immer noch anhielt.
»Wenn ich es sage, dann folgt mir. Und schließt vor der Wand die Augen!«
Er sammelte sich, dachte an Naja, rief: »Los!«, und begann zu rennen. Hinter sich hörte er Mel Amies erstaun tes Keuchen, dann umfing ihn bereits kalte Nachtluft.
Und Lärm und Licht.
Der Schreck fuhr ihm bis ins Mark, als er die Augen aufschlug. Er hörte Schreie und entsetztes Wiehern und sah Menschen mit angsterfüllten Gesichtern. Lichterloh brannten die Bäume im Garten, alles hastete durcheinander. Ravin blickte sich im Laufen um. Die Burg brannte. Flinke blaue Flammen leckten am Fels und schmolzen ihn, bis er sich als Rinnsal glühender Lava in den Boden fraß. Diener, Wächter und Höflinge rannten schreiend durcheinander, einige von ihnen versuchten die Pferde zu bändigen, die in wilder Panik alles niedertrampelten, was ihnen unter die scharfen Hufe kam. Hustend flohen Horjun aus der brennenden Burg. Niemand schien die zerlumpte Gruppe von Gefangenen zu bemerken.
»Das war also der Wirbelzauber«, rief Amina Ravin zu.
»Die Pferde!«, schrie Ladro gegen das Getöse an, doch Ravin war bereits auf dem Weg zu einer Gruppe auskeilender Pferde, die ein Diener vergeblich im Zaum zu halten versuchte. Aus dem Augenwinkel sah Ravin, wie ein
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