Im Bann des Fluchträgers
paar der Jerriks fliehende Bantys einfingen und sich auf ihre Rücken schwangen. Plötzlich hörte er Hufschlag hinter sich und duckte sich. Zu seiner Überraschung stand im nächsten Moment Dondo vor ihm. Ohne zu überlegen, ob Darians Pferd ihn tragen würde, zog er sich hoch, entdeckte Amina und preschte zu ihr um sie hinter sich auf den Pferderücken zu ziehen. Dondo bockte, aber er warf sie nicht ab. Ravin lenkte ihn zu zwei Horjun-Pferden und fing sie bei den baumelnden Zügeln.
»Darian!«, brüllte Ravin. »Hier! Reitet weg!«
Sie hielten nicht eher an, bis sie eine kleine Gruppe von Bäumen in einem Felsenhain erreicht hatten. Dondo keuchte nicht einmal, als sie vom Pferderücken glitten und sich in das feuchte Gras fallen ließen. Über ihnen leuchtete der Sternenhimmel, dessen Anblick Ravin so lange vermisst hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit atmete er endlich wieder frei und schmeckte die Luft, die ihm kühl und duftend erschien.
»Wir haben Glück gehabt«, sagte Amina erschöpft. »Der Wirbelzauber hätte auch uns verbrennen können.«
N
ach und nach fanden sich die Jerriks, die sich auf der Flucht zerstreut hatten. Darian hatte eine Wunde am Arm, doch er lachte und umarmte Ravin und Amina. Dann trat er zu Dondo und vergrub das Gesicht in seiner Mähne. Dondo legte die Ohren an und zwickte Darian in die Schulter.
»Hast Recht, Dondo«, sagte er. »Es hat lange gedauert.«
Ravin hoffte, dass Vaju sich gemeinsam mit Dondo hatte befreien können.
Sie ruhten sich kurz aus und beratschlagten, welchen Weg sie nehmen sollten.
»Die Truppen werden vermutlich den Weg über den Pass nehmen, den auch Amina geritten ist«, meinte Ravin. »Wenn wir hinter ihnen herreiten, kommen wir gleichzeitig mit ihnen oder später im Tal an. Aber wir müssen sie überholen.« Alle nickten. Ladro hatte sich bereits im Gefängnis Gedanken gemacht.
»Ich glaube, es gibt einen direkteren Weg, und zwar über den Fluss«, sagte er. »Er führt ein Stück um das Gebirge herum. Er mündet in das Meer. Wir könnten im Verborgenen reiten und dann parallel durch die Wälder vorwärts kommen. Schließlich sind wir nur wenige und kommen schneller voran. Badoks Tross dagegen ist unbeweglich und muss sich an die großen Straßen halten. Auf diese Weise sind wir schneller am Pass als sie und können unbemerkt vor ihnen das Gebirge überqueren.«
Amina saß mit geschlossenen Augen am Rand der Gruppe. Sie schien für den Zauber ihre letzten Kräfte verbraucht zu haben und war nur noch ein fiebernder Schatten ihrer selbst. Ravin wusste, dass sie wach war, aber sie wirkte, als würde ein Teil von ihr schlafen. Er fragte sich, was hinter ihren geschlossenen Lidern vor sich ging. Was immer es war, es schien sie sehr anzustrengen.
»Amina?«
Sie öffnete die Augen.
»Wie geht es dir?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich bin müde, aber ich denke nicht daran, zu sterben, wenn du das meinst.«
Ihre Stimme war freundlich und weich. Ravin blieb neben ihr sitzen und blickte zu den Feuerbergen. Er musste daran denken, wie Jolon einmal ein Wildpony mit einer tiefen Risswunde in der Flanke ins Lager gebracht hatte. Solange es krank war, war es ruhig. Doch sobald die Wunde verheilt war, lief es davon und kam nie zurück.
»Woran denkst du, Ravin?«
Ihre Augen glänzten.
»An wilde Ponys im Tjärgwald«, antwortete er.
Sie zogen weiter und wechselten sich dabei ab, vorauszulaufen und nach Badoks Kriegern Ausschau zu halten. Hinter ihnen ragten die Feuerberge bedrohlich und rot in den Himmel. Sella war verängstigt. Ständig lauschte sie auf etwas, das nur sie hören konnte. Darian versuchte sie abzulenken und aufzuheitern. Ab und zu belohnte sie ihn mit einem Lächeln, dann leuchteten seine Augen und er schien nicht einmal mehr den Schmerz
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