Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
sei­ner Wun­de zu spü­ren. Ra­vin fühl­te sich, als wä­re er aus ei­nem Alb­traum er­wacht, um gleich in einen zwei­ten zu sin­ken. Die Burg, die Düs­ter­nis und die schreck­li­che Nach­richt, die er in der Hal­le der Ge­sän­ge ver­nom­men hat­te, lös­ten sich im Son­nen­licht auf wie ein Traum, der vom Mor­gen­licht ver­scheucht wur­de. Und den­noch – die Ge­wiss­heit blieb, dass Tjärg in Ge­fahr war. Nichts war so, wie er es ver­las­sen hat­te. Und im­mer noch hat­te er kei­ne Mög­lich­keit ge­fun­den, Jo­lon zu hel­fen.
    Nach den Ta­gen im Ge­fäng­nis schmerz­te das Son­nen­licht um­so mehr und auch die Hit­ze mach­te ih­nen zu schaf­fen. Die Bä­che, die sich durch die fla­chen Tä­ler zo­gen, wa­ren zur Hälf­te aus­ge­trock­net. Am Rand des Was­sers wuch­sen die ro­ten Bee­ren, die Ra­vin be­reits bei den Fel­sen ent­deckt hat­te. Sie pflück­ten sie und aßen im Ge­hen.
    Mit je­der Stun­de, in der sie kei­nen von Ba­doks Rei­tern sa­hen, wur­de die Stim­me der Hoff­nung in Ra­vins Kopf lau­ter. Sie flüs­ter­te ihm ein, dass Dio­len und Ba­dok nach dem Brand der Burg ih­ren Plan viel­leicht auf­ge­ge­ben oder zu­min­dest ver­scho­ben hat­ten. Sei­ne Ver­nunft sag­te ihm, dass es ei­ne un­be­grün­de­te Hoff­nung war, den­noch war er er­schro­cken, wie be­reit­wil­lig er der Hoff­nung glau­ben woll­te. Wie un­be­grün­det sie war, zeig­te sich, als Ladro von ei­nem sei­ner Er­kun­dungs­gän­ge zu­rück­kam.
    »Ganz in der Nä­he sind Rei­ter! Ver­steckt die Pfer­de und geht in die Höh­le dort drü­ben.«
    Has­tig und so lei­se wie mög­lich brach­ten sie die Pfer­de hin­ter ei­ne Grup­pe von Fel­sen. Dann kro­chen sie durch einen nied­ri­gen Spalt in die Höh­le. Wi­der­wil­lig spür­ten sie, wie Küh­le und der Ge­ruch von Stein sie wie­der um­fin­gen. Ra­vin kau­er­te sich an die Wand. Durch einen Fels­s­palt konn­te er einen Aus­schnitt des Weges be­ob­ach­ten, auf dem sie so­eben noch ge­rit­ten wa­ren.
    Lan­ge Zeit hör­ten sie nur ih­ren ei­ge­nen Herz­schlag und ver­hal­te­nes At­men. Dann, nach und nach, misch­te sich das Klap­pern von Ei­sen auf Stein in die­se Ge­räusche. Sel­la er­starr­te und kau­er­te sich noch dich­ter an die Fels­wand. Auf dem Weg er­schi­en ein viel­bei­ni­ger Schat­ten. Die Lan­zen der Hor­jun rag­ten dar­aus her­vor wie die Sta­cheln ei­nes wur­mar­ti­gen Dra­chen mit un­zäh­li­gen Bei­nen. Dann ritt der ers­te Hor­jun an der Höh­le vor­bei. Es folg­ten et­wa fünf­zehn wei­te­re. Sel­las Ge­sicht war so bleich, dass es weiß zu leuch­ten schi­en. Ra­vin und die an­de­ren zo­gen sich noch wei­ter in den Höh­len­schat­ten zu­rück. Im Schritt zo­gen die Rei­ter vor­bei. Ganz am En­de des Zu­ges ritt ein jun­ger Hor­jun, der am lan­gen Zü­gel ei­ni­ge Pfer­de mit sich führ­te. Und bei die­sen Pfer­den – Ra­vin blieb die Luft weg – war Va­ju! Er zwang sich, den Blick ab­zu­wen­den und sie nicht in Ge­dan­ken zu ru­fen. Doch es war zu spät.
    Va­ju hob ruck­ar­tig den Kopf und blieb ste­hen. Der Hor­jun sah sich ver­wun­dert nach ihr um und zog am Zü­gel. Doch Va­ju nahm ihn gar nicht wahr. Mit ge­spitz­ten Oh­ren sah sie zur Höh­le. Ami­nas Fin­ger gru­ben sich in Ra­vins Arm. »Wenn sie uns ver­rät, sind wir ver­lo­ren«, hör­te er Ladro flüs­tern.
    Va­ju wie­her­te schrill und riss sich los. Den Hor­jun zog der Ruck aus dem Sat­tel, mit über­rasch­tem Ge­sicht stürz­te er zu Bo­den und ließ auch die Zü­gel der an­de­ren Pfer­de los. Va­ju stürm­te auf die Höh­le zu.
    »Zu den Pfer­den!«, zisch­te Ladro.
    Ra­vin und Ami­na pack­ten Sel­la und stie­ßen sie ins Freie, sa­hen ver­blüff­te Ge­sich­ter und tän­zeln­de Pfer­de. Va­ju ga­lop­pier­te mit ge­spitz­ten Oh­ren auf Ra­vin zu, stemm­te ih­re Vör­der­hu­fe in den Bo­den und kam schlit­ternd di­rekt vor ihm zum Ste­hen. Er pack­te ih­re Mäh­ne, zog sich hoch und griff nach Ami­nas Hand. Die Hor­jun hat­ten sich im­mer noch nicht von ih­rer Über­ra­schung er­holt.
    »Wir len­ken sie ab«, flüs­ter­te er Ami­na zu und drück­te Va­ju die Fer­sen in die Flan­ken.
    »He! Da ist die Wald­he­xe!«, rief je­mand aus der Hor­jun-Grup­pe. Aus dem

Weitere Kostenlose Bücher