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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Kräf­te.«
    »Sie er­kann­ten die Ge­fahr und be­schlos­sen, dass nur ei­ner den Gor be­hal­ten durf­te«, sag­te Ra­vin.
    Sie nick­te.
    »Ba­dok und Jer­rik wa­ren im­mer noch jun­ge Män­ner, sie pack­ten ein Kar­ten­spiel aus und spiel­ten dar­um, wer die Burg be­kom­men soll­te.«
    »Und Ba­dok hat ge­won­nen.«
    »Jer­rik zog mit ei­ni­gen sei­ner Krie­ger in den Wald und nahm da­für den Gor mit. Er schloss sich den Wald­men­schen an. Die Brü­der sa­hen sich nicht wie­der – bis die Ba­dok plötz­lich an­fin­gen uns an­zu­grei­fen.«
    Ra­vin nick­te.
    »Jetzt be­kommt es einen Sinn. Ba­dok will al­so den Gor wie­der­ha­ben?«
    Ami­na schwieg, die an­de­ren sa­hen zu Bo­den.
    Dari­an ver­ge­wis­ser­te sich mit ei­nem Blick zur Tür, dass al­les ru­hig war und beug­te sich weit vor.
    »Ihr habt den Gor ver­steckt?«
    Ami­na schüt­tel­te den Kopf.
    »Der Gor wur­de uns ge­stoh­len. Wenn wir nur wuss­ten, wo er ist! Ich glau­be, Ba­dok hat ihn be­reits ge­fun­den. Es ist kein Ta­schen­zau­ber, die Krie­ger aus Run zu ru­fen.«
    »Dann glaubt ihr, dass Ba­dok und Dio­len die Macht des Gor ent­fes­selt ha­ben um die Er­lo­sche­nen zu ru­fen?«
    Mel Amie lä­chel­te dünn.
    »Sie sind ver­gif­tet von der Gier nach Macht«, sag­te sie. »Schät­ze, Land, Er­obe­run­gen, das ist es, wor­auf sie aus sind. Der Gor hat in Ba­dok schon da­mals das Nie­ders­te und Schlimms­te ge­weckt. Lan­ge hat es in ihm ge­schla­fen. Doch ich glau­be nicht, dass sie die Krie­ger aus Run mit Hil­fe des Gor ge­ru­fen ha­ben. Nein, die Macht des Gor ist noch lan­ge nicht ent­fes­selt. Wenn sie es wä­re, wä­re kei­ner von uns mehr am Le­ben. Wir müs­sen Ba­dok auf­hal­ten, in Tjärg oder wo im­mer er auch hin­geht. Wenn er den Gor nicht be­sitzt, steht uns ein Krieg be­vor. Hat er ihn je­doch be­reits, dann müs­sen wir um je­den Preis ver­hin­dern, dass er die Kräf­te weckt, die dar­in schla­fen – denn dann wird es kein Krieg sein, son­dern ein blu­ti­ger und grau­sa­mer Feld­zug der Ver­nich­tung!«
    Ra­vin und Dari­an wech­sel­ten einen rat­lo­sen Blick.
     
    U
    ner­müd­lich such­te Dari­an nach ei­ner Mög­lich­keit, den Zau­ber vom Tür­schloss zu neh­men. Er ex­pe­ri­men­tier­te, pro­bier­te ver­schie­de­ne Sprü­che und kon­zen­trier­te sich im Licht sei­ner Flam­me stun­den­lang auf die Tür.
    »Nun?«, frag­te ihn ein äl­te­rer Jer­rik-Krie­ger ein­mal ge­reizt. »Ich ver­ste­he ja nicht viel da­von, aber lang­sam müss­te es doch mal mög­lich sein, mit Ma­gie ei­ne lä­cher­li­che Tür auf­zu­ma­chen!«
    Dari­an schüt­tel­te den Kopf. Er war so ver­sun­ken, dass er die Iro­nie in der Stim­me des Krie­gers nicht wahr­nahm.
    »Es ist das Schwie­rigs­te über­haupt, et­was Fest­ge­füg­tes zu be­we­gen, zu­mal ein Zau­ber das Schloss ver­sie­gelt.«
    In der end­lo­sen Trost­lo­sig­keit, als schon al­les ver­lo­ren schi­en, ge­sch­ah ein klei­nes Wun­der. Sel­la und die an­de­ren kehr­ten zu­rück. Völ­lig un­ver­letzt, blin­zelnd, die Au­gen vol­ler Angst vor dem Un­ge­wis­sen, wur­den sie ins Ge­fäng­nis ge­sto­ßen. So­fort wur­de es still. Sel­la trat ei­ni­ge Schrit­te zur Mit­te des Raum­es und blick­te in fas­sungs­lo­se Ge­sich­ter. Schließ­lich war ihr Blick bei Dari­an an­ge­langt – und sie lä­chel­te.
    In die­sem Au­gen­blick war die Er­star­rung ge­bro­chen. Al­le dräng­ten sich um die Neu­an­kömm­lin­ge, um sie zu um­ar­men und sich zu ver­ge­wis­sern, dass sie un­ver­sehrt wa­ren. Ra­vin sah zur Tür. Warum wa­ren die an­de­ren in die­ses en­ge Ge­fäng­nis ge­bracht wor­den? Es konn­te nur einen Grund ge­ben: Dio­lens Trup­pen ver­lie­ßen be­reits die Burg. Nur we­ni­ge Wäch­ter wür­den in der Burg zu­rück­blei­ben. Da war es ein­fa­cher, al­le Ge­fan­ge­nen hin­ter ei­ner Tür zu ha­ben.
     
    Seit Sel­la und die an­de­ren da wa­ren, schie­nen die Jer­riks wie­der zu le­ben. Je­der um­sorg­te Sel­la und sprach mit ihr. Die Angst und der Wahn­sinn wa­ren in ih­ren Au­gen, viel­leicht noch stär­ker als zu­vor, doch sie konn­te wie­der lä­cheln. Dari­an war wie ver­wan­delt. Noch nie hat­te Ra­vin sei­nen Freund so glück­lich er­lebt.

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