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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Au­gen­win­kel sah Ra­vin, dass Dari­an und die an­de­ren bei den Pfer­den an­ge­langt wa­ren.
    »Holt mich doch, ihr Hau­fen von stin­ken­den Schne­cken!«, schrie Ami­na. Die Hor­jun mach­ten die Mün­der zu und zo­gen die Schwer­ter.
    »Ins Ge­bir­ge«, zisch­te Ami­na. Ra­vin trieb Va­ju zu ei­nem mör­de­ri­schen Tem­po an, schnau­bend und mit an­ge­leg­ten Oh­ren presch­te sie vor­an. Aber sie wa­ren zu zweit auf ih­rem Rücken und Va­ju hat­te nicht Don­dos lan­ge Bei­ne. Die Hor­jun hol­ten auf. Ein Speer flog mit ei­nem ki­chern­den Zi­schen dicht an Ra­vins Schul­ter vor­bei. Va­ju leg­te die Oh­ren an und meis­ter­te mü­he­los und mit don­nern­den Hu­fen ei­ne schar­fe Bie­gung, die um ei­ne Grup­pe von Fel­sen her­um­führ­te. Dann ver­brei­ter­te sich der Weg mit ei­nem Mal. Vor ih­nen lag ei­ne Ebe­ne, die wie ab­ge­schnit­ten en­de­te. Der Fels­s­palt war breit. Viel zu breit um auf das Pla­teau auf der an­de­ren Sei­te zu ge­lan­gen, das von Fel­sen ge­säumt war und ein gu­tes Ver­steck bie­ten wür­de.
    »Halt dar­auf zu«, rief Ami­na. Ra­vin woll­te pro­tes­tie­ren, doch voll Ent­set­zen spür­te er, dass Ami­na ihm die Zü­gel aus der Hand ge­wun­den hat­te und das Pferd an­trieb. Va­ju stutz­te nur kurz, als die schrof­fe Fels­kan­te vor ihr auf­tauch­te, dann spann­te sie sich und sprang. Das ist un­ser En­de, dach­te Ra­vin und schloss die Au­gen. Er hör­te nur den Wind, kei­nen Huf­schlag mehr. Mit­ten in die­ser ge­spens­ti­schen Stil­le fühl­te er einen har­ten Stoß und lan­de­te in ei­nem schmerz­haf­ten Stru­del von Ar­men, Bei­nen und Ge­röll. Als er die Au­gen öff­ne­te, sah er, wie Va­ju sich keu­chend wie­der hoch­rap­pel­te.
    »Los, da rü­ber«, rief Ami­na, stand auf und rann­te zu Va­ju. Sie ver­steck­ten sich hin­ter den Fel­sen und drück­ten sich keu­chend mit dem Rücken ge­gen den Stein. Kurz dar­auf hör­ten sie Huf­ge­trap­pel und das Schlit­tern von Hu­fen, die auf dem glat­ten Un­ter­grund Halt such­ten.
    »Sie kön­nen un­mög­lich über die Kluft ge­sprun­gen sein«, sag­te ei­ne bar­sche Stim­me.
    »Nein, hier sind sie!« Ge­joh­le er­klang und ein Trom­mel­wir­bel von Hu­fen, der sich rasch ent­fern­te. Ra­vin sah Ami­na an. In ih­rem Ge­sicht spie­gel­ten sich Rat­lo­sig­keit und Ver­wir­rung. Vor­sich­tig späh­te er durch einen Fels­s­palt auf die an­de­re Sei­te – und schlug die Hand vor den Mund um nicht vor Über­ra­schung auf­zu­schrei­en. Die Hor­jun ver­folg­ten ein wei­ßes Pferd, das auf der an­de­ren Sei­te an der Kluft ent­lang­presch­te. Auf dem Rücken des Pfer­des sa­ßen ein Mäd­chen mit schwar­zem Haar und ein Wald­mensch, der sich tief über die perl­mutt­schim­mern­de Mäh­ne beug­te. Das Ge­spenst ver­schwand hin­ter ei­ner Bie­gung, die Hor­jun auf den Fer­sen.
    Ami­na und Ra­vin rutsch­ten am glat­ten Fels nach un­ten, bis sie auf dem Ge­röll sa­ßen.
    »Was war das?«, frag­te Ra­vin, der im­mer noch zit­ter­te.
    »Ein Zau­ber? Viel­leicht war es Dari­an …«
    Doch der Zwei­fel in Ami­nas Stim­me war all­zu deut­lich.
    Mit wei­chen Kni­en stand Ra­vin auf und ging zu Va­ju. End­lich be­grüß­te er sie, strei­chel­te ih­ren Hals und at­me­te den Duft von Meer und Salz ein. Dann tas­te­te er ih­re Bei­ne ab, doch Va­ju hat­te kei­nen Krat­zer da­von­ge­tra­gen. Le­dig­lich am Hals, wo die ma­gi­sche Fes­sel sie ge­hal­ten hat­te, war das Fell ver­sengt. Ra­vin frag­te sich, wie viel Schmerz es sie ge­kos­tet hat­te, den nur noch schwach wir­ken­den Zau­ber zu durch­bre­chen.
    Ami­na stand am Ab­grund und be­trach­te­te den Bach­lauf weit un­ter ih­nen.
    »Wir müs­sen wie­der auf die an­de­re Sei­te«, mein­te sie. »Links von hier gibt es ei­ne Stel­le, an der die Kluft nur ei­ne Pfer­de­län­ge breit ist. Ein Glück, dass die Hor­jun sie nicht ent­deckt ha­ben.«
     
    Ladro fan­den sie zu­erst. Reg­los lag er an einen Fel­sen ge­lehnt. Ami­na sprang von Va­jus Rücken und stürz­te zu ihm.
    »Nicht, Ladro«, stam­mel­te sie. »Bit­te nicht!« Mit ge­misch­ten Ge­füh­len sah Ra­vin, wie sie sich ne­ben Ladro ins Ge­röll knie­te, sein Ge­sicht in die Hän­de nahm und im­mer

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