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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Ei­ni­ge der Hor­jun-Pfer­de be­gan­nen aus­zu­schla­gen, als wür­den sie von un­sicht­ba­ren In­sek­ten ge­sto­chen. In dem Cha­os ver­lor Ra­vin den Über­blick. Einen Mo­ment lang sah er nur schwar­ze Pfer­de­lei­ber und ein Durch­ein­an­der von Schwer­tern und Hel­men, dann plötz­lich brach Don­do her­vor und schlug nach ei­nem der Pfer­de aus. Dari­an und Sel­la wa­ren aus dem Blick­feld ver­schwun­den. Ra­vin ent­wand Ami­na sei­ne Hand und stürz­te zu Va­ju, sprang auf und ga­lop­pier­te den stei­len Weg hin­un­ter zum Pla­teau. Im Rei­ten griff er in sei­ne Ta­sche und hol­te ei­ne Hand voll scharf­kan­ti­ger Stei­ne her­vor. Er sah, wie die Er­lo­sche­nen sich sam­mel­ten. Am Rand der Fels­zun­ge stan­den Dari­an und Sel­la. Trä­nen der Wut ran­nen Ra­vin über das Ge­sicht, er merk­te nicht ein­mal, dass er mit den Fer­sen auf Va­jus Flan­ken trom­mel­te, als könn­te sie schnel­ler lau­fen, als sie es oh­ne­hin schon tat.
    Dio­lens Grau­er tän­zel­te, der Sil­ber­man­tel flat­ter­te im Wind.
    Ein brei­ter Blutstrom rann über Darians Wan­ge. Aber er stand auf­recht, un­be­siegt, wü­tend, Sel­la hin­ter sich, und wich kei­nen Schritt. Dio­len hob die Hand. So­fort presch­ten zwei der Er­lo­sche­nen nach vor­ne, um­kreis­ten Dari­an, wehr­ten bei­na­he ge­lang­weilt sei­ne Hie­be ab. Dann hob ei­ner sein Schwert, wäh­rend der an­de­re einen An­griff vor­täusch­te.
    »Nein!«, schrie Ra­vin.
    Dari­an knick­te ein, fiel auf die Knie, da­nach auf sein Ge­sicht.
    Dio­len ritt auf Sel­la zu. Ein­sam stand sie am Fels­rand, hin­ter sich den schwar­zen Ab­grund. Sie knie­te sich ne­ben Dari­an und blick­te Dio­len ent­ge­gen. Zum ers­ten Mal sah Ra­vin die Sel­la, die die Jer­riks von frü­her kann­ten. Ih­re Au­gen wa­ren klar. Plötz­lich wirk­te sie er­wach­sen und sehr stark.
    Dio­len kam nä­her. Sein Pferd stampf­te auf und stand still. Lang­sam, ganz lang­sam zog er sein Mes­ser un­ter dem Um­hang her­vor. Sel­la be­trach­te­te die Klin­ge so ru­hig, als blick­te sie auf ein Schmuck­stück und nicht auf ih­ren Tod. Dann sah sie Dari­an an, der reg­los ne­ben ihr lag. Be­hut­sam be­rühr­te sie sein Ge­sicht und stand auf. Dio­len ließ das Mes­ser vor ih­rer Keh­le krei­sen. Ge­hor­sam mach­te sie einen wei­te­ren Schritt zum Ab­grund hin. Schließ­lich, nach ei­ner Ewig­keit, wie es Ra­vin schi­en, steck­te Dio­len das Mes­ser weg und bot Sel­la sei­ne Hand an.
    Sel­la rich­te­te sich auf, sah ihm ge­ra­de­wegs ins Ge­sicht – und trat einen Schritt zu­rück.
    Einen Wim­pern­schlag lang flamm­te ihr hel­les Haar in der Luft auf, dann war sie ver­schwun­den, so schnell, als hät­te je­mand ei­ne Ker­zen­flam­me aus­ge­bla­sen. Einen Mo­ment lang schi­en Dio­lens Lä­cheln zu ver­lö­schen. Doch dann, ganz lang­sam, be­gan­nen sei­ne Schul­tern zu be­ben. Dio­len lach­te. Ra­vin fühl­te den Hass in sich auf­stei­gen. Sei­ne Fin­ger krampf­ten sich um die Schleu­der. Dio­len riss sein Pferd her­um, bell­te den Er­lo­sche­nen einen Be­fehl zu und ga­lop­pier­te da­von. Ei­ni­ge der dunklen Krie­ger blie­ben zu­rück und schar­ten sich um Dari­an. Va­ju strau­chel­te, als sie das Pla­teau er­reich­te, ein paar Sprün­ge rutsch­te sie über den blan­ken Stein, dann fand sie Halt und presch­te mit an­ge­leg­ten Oh­ren auf die schwar­zen Krie­ger zu. Nur noch we­ni­ge Pfer­de­län­gen trenn­ten Ra­vin von Dari­an. Die Au­gen der Er­lo­sche­nen blitz­ten ihn höh­nisch an – von ir­gend­wo­her hall­te ein Echo in sei­nen Oh­ren. Bei ei­nem Sei­ten­blick glaub­te er in wei­ter Fer­ne Ami­nas blei­ches Ge­sicht zu se­hen, ihr wir­res schwar­zes Haar und die Angst in ih­ren Au­gen. Dann saus­te das ers­te Schwert durch die Luft. Ra­vin hol­te al­les ans Ta­ges­licht, was er von Am­gar ge­lernt hat­te. Ge­schickt wand er sich zwi­schen den Pfer­de­lei­bern und dem Wald aus Schwer­tern hin­durch. Sei­ne Schleu­der zisch­te durch die Luft. Ein Hor­jun-Pferd wie­her­te schrill, als der Stein es am Hals streif­te, und brach zur Sei­te aus. Don­do trieb im Meer der schwar­zen Pfer­de vor­bei. Ra­vin hieb und duck­te sich, schrie, griff an, dräng­te zwei

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