Im Bann des Fluchträgers
heilen. Außerdem ist er ein ausgezeichneter Ranjögjäger.«
»Ranjögs zu töten ist ein gefährliches Geschäft!«, sagte die Wirtin mit viel Nachdruck zu Paschun.
Paschun und Pag blickten Krol an.
Der seufzte und zog seinen Beutel unter dem Tisch hervor, wo er ihn sicher geglaubt hatte.
»Vier, mehr habe ich nicht.«
Alle Blicke ruhten auf Skaardja.
Das Mädchen hielt die Luft an.
Skaardja seufzte bedauernd.
»Er ist außerdem ein hervorragender Vogelfänger«, sagte sie.
Die Stille schien dicht und erdrückend wie Nebel aus Steinstaub.
Die Wirtin wechselte einen Blick mit dem Mädchen, dann griff sie in einen Beutel, der von ihrer Hüfte baumelte, und schmetterte noch eine Hand voll Skildis auf das Holz.
»Dreißig Skildis von mir. Macht sechzig. Damit kannst du dir drei Horjun als Geleitschutz kaufen!«
Ravin saß stumm und kochte vor Wut. Das Blut pochte in seinen Schläfen.
Draußen schrie ein Esel in der Stille.
Eine Fliege surrte durch die Luft.
Skaardja lehnte sich langsam zurück und blickte versonnen zum Fenster hinaus. Ein unentschlossenes Lächeln spielte um ihren Mund. Lange Zeit betrachtete sie die Skildis. Die Knöchel der Wirtin, die die Stuhllehne von Paschun umklammert hielt, traten weiß hervor.
»Nein«, sagte Skaardja schließlich. »Es ist ein guter Preis, aber ihr müsst verstehen – meine Verwandten erwarten ihn. Versprochen ist versprochen!«
D
ie Esel keuchten, als sie mit den prallvollen Satteltaschen auf dem Rücken Schrittchen für Schrittchen den steilen Pfad hinunterstiegen. Der Wein kreiste in Ravins Kopf. Missmutig betrachtete er seinen zerrissenen Mantel und seine geschwollenen Finger, die ihm die Wirtin während des Handgemenges in der Tür eingeklemmt hatte.
»Danke, dass du mich nicht verkauft hast!«, sagte er wütend.
Skaardja lächelte.
»Früher war es in Skoblins Eck viel lustiger. Nun ja. Zumindest kennen wir jetzt Badoks Weg.«
Sie bemerkte seinen düsteren Blick, warf den Kopf zurück und lachte heiser.
»Sei nicht wütend auf mich, Ravin. Das war nur Spiel, kein Krieg!«
»Dann verstehe ich es ebenso wenig wie das seltsame Steinspiel.«
»Oh, das. Um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, wie es funktioniert. Man braucht viele Jahre um die Deutung der Steine zu erlernen. Ich habe in all den Jahren lediglich gelernt, wie man verliert. Das öffnet in Skilmal jedes Herz, wie du gesehen hast. Siehst du, wie bereitwillig sie uns Badoks Route verraten haben?« Sie wurde wieder ernst. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie wirklich so nah am Fluss bleiben.«
Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her. Ravin musterte sie verstohlen von der Seite und sah, dass sie wieder alt und mondgesichtig war. Sie sah traurig aus. Er erinnerte sich daran, dass Skaardja sich gleichzeitig bei den anderen in der Höhle befand – und auch bei Darian am Fuße des Tonjun-Plateaus.
»Was macht Darian?«, fragte er. Skaardja seufzte.
»Die ganze Zeit saß er stumm am Grab. Nun sind wir dabei, einen ewigen Bannkreis um die Grabstelle zu ziehen, damit das Mädchen in Ruhe liegt.«
»Geht es ihm gut?«
Sie wiegte den Kopf.
»Ja und nein. Es geht ihm besser. Doch da ist eine Menge Hass in ihm. So wie ihr alle viel Hass mit euch herumtragt.«
Ravins Gesicht verdüsterte sich.
»Diolen hat Sella getötet! Und Jerrik. Und viele von Jerriks Lager. Wie sollte da kein Hass entstehen?«
Skaardja lenkte mit einer Geste ein. Lange Zeit sagte sie nichts.
»Es tut mir Leid um Darian«, begann sie nach einer Weile unvermittelt. »Als euer Mädchen noch lebte, habe ich ihn dabei beobachtet, wie er versuchte zwei Hand voll Schlamm in eine Hand voll Quellwasser zu verwandeln. So hell brannte seine Sehnsucht, diesen lächerlich einfachen Trick zu beherrschen, dass sein Spiegelbild mich
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