Im Bann des Fluchträgers
Badok war ein gerechter Herrscher. Lange Jahre wurden in Skilmal mehr Küchenmesser als Schwerter geschmiedet. Doch seit er diese Ungeheuer gerufen hat, hat er sich verändert!«
»Der Krieg ist ihm in die Knochen gefahren.«
»Er trinkt auch Blut.«
»Es heißt, er kämpft schon lange mit dieser Hexe, die in unser Land eindringen will.«
Die Wirtin lachte trocken.
»Ich habe noch nie zuvor von dieser Hexe gehört.«
»Sie hat seine Burg niedergebrannt. Mein Cousin hat gesehen, wie ein Feuergeist mit riesigen Nüstern die Burg umkreiste. Und die Hexe saß lachend auf seinem Rücken.«
Die Wirtin schüttelte den Kopf.
»Ihr seid nichts als alte Schwachköpfe. Schaut euch doch an, was Badok alles auf uns losgelassen hat – die Feuernymphen aus dem Berg gerufen, diese schwarzen Ungeheuer beschworen. Kein Wunder, dass die seine Burg anstecken. Und vielleicht …«, sie senkte bedeutungsvoll die Stimme, »… hat er die Burg selbst angezündet. Damit wir endlich an seine Hexe glauben.«
»Genau!«, bekräftigte Skaardja. »Warum kommt die Hexe nicht her, wenn sie Skaris einnehmen will? Prost!«
Die Alten blickten sich unschlüssig an, dann hoben sie ebenfalls die Becher.
»Werden sie deinen Sohn nicht bestrafen?«, fragte die Wirtin nach einer Weile.
Skaardja lachte kummervoll.
»Bestrafen? Töten werden sie ihn. Er ist ein guter Sohn. Sein einziges Verbrechen besteht darin, dass er kein guter Bogenschütze ist.«
»Er ist nicht groß, aber er scheint kräftig und geschickt zu sein«, bemerkte die Wirtin beiläufig. Ravin gefiel ihr Blick gar nicht, doch Skaardja ignorierte, dass er ihr unter dem Tisch einen leichten verstohlenen Tritt versetzte.
»Der Kräftigste und Geschickteste in ganz Taman«, behauptete sie.
»Wo willst du hin mit ihm?«, bohrte die Wirtin weiter. Das Mädchen starrte Ravin immer noch hartnäckig an, ebenso hartnäckig versuchte er es zu ignorieren.
»Ich werde ihn verstecken, was denn sonst? Wir reiten zu Verwandten nach Golis.«
Paschun zuckte zusammen und warf den Steinstapel um, den er soeben errichtet hatte.
»Du reitest doch nicht etwa durch das Tal und über den Pass? Badoks Truppen ziehen dieser Tage dort entlang! So läufst du ihnen mit deinem Sohn direkt in die Arme.«
Pag nickte ernst. Skaardja riss in gespieltem Erschrecken die Augen auf.
»Sie reiten nicht am Fluss entlang?«, fragte sie.
Die drei schüttelten die Köpfe.
»Nein, sie ziehen mitten durch das Gebirge, über Hint und Lelei. Und dann erst werden sie parallel zum Fluss reiten. Und auf der Höhe von Lelei einen Bogen schlagen um ins Grenzland zu kommen. So sagte mir mein Cousin.«
Schweigen herrschte, nur das Klicken der Steine auf dem Tisch war zu hören. Schließlich räusperte sich Pag und blickte Ravin lange an.
»Vielleicht wäre es besser, wenn du deinen Sohn in Skilmal versteckst, bis die Truppen vorbeigezogen sind«, schlug er vor. Die Wirtin kam an den Tisch, Ravin konnte das saure Gurkenmark riechen, das an ihren Händen klebte.
»Kupin könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen«, sagte sie beiläufig zu den Alten. »Dann hättet ihr jemanden, der im Dorfsteinbruch arbeiten könnte, damit Pag vor dem Winter sein Haus fertig bekommt. Wohnen könnte Kowen ja bei uns.«
Das Mädchen lächelte Ravin verheißungsvoll zu.
Skaardja dachte nach.
»Wie viel?«, fragte sie.
Ravin war, als hätte ihm jemand eine Faust in den Magen gerammt. Er wollte aufspringen und protestieren, doch Skaardjas Zauber fesselte ihm Zunge und Gliedmaßen.
Die Alten blickten sich an.
»Achtzehn Skildis«, sagte Paschun und leerte seine Kristalle auf den Tisch.
»Ich habe acht«, sagte Pag.
Die Kristalle klimperten.
»Ist das alles?«
Skaardja war aufrichtig enttäuscht.
»Gut, seine Zunge ist verletzt, aber sie wird
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