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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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schlaf­wand­le­ri­scher Si­cher­heit ver­lor sie Run­de um Run­de. Schließ­lich schob sie seuf­zend ih­re letz­ten zwei Skil­dis über den Tisch.
    Drei zahn­lo­se Mün­der grins­ten zu­frie­den.
    »Krol!«, sag­te der Al­te mit dem Schnurr­bart und streck­te ihr die Hand hin.
    »Pa­schun!«, stell­te sich der Zwei­te vor.
    »Pag!«, der Drit­te.
    »Vi­li­gan!«, log Skaard­ja oh­ne zu zö­gern und deu­te­te auf Ra­vin. »Ko­wen, mein Sohn.«
    »Bau­ern?«, krächz­te Pag.
    Skaard­ja nick­te.
    »Aus Mel­tag?«
    »Nein, Ta­man.«
    Au­gen­brau­en zuck­ten an­er­ken­nend in die Hö­he. Of­fen­sicht­lich war es ein wei­ter Weg von Ta­man nach Skil­mal. Sie stie­ßen an. Ra­vin rann der hei­ße Wein durch die Keh­le, schar­fer Ge­würz­duft stieg ihm in die Na­se und trieb ihm die Trä­nen in die Au­gen. Er hus­te­te. Der Blick des Mäd­chens brann­te zwi­schen sei­nen Schul­ter­blät­tern.
    Wäs­se­ri­ge Au­gen mus­ter­ten ihn.
    »Warum bist du nicht in der Burg?«, frag­te Pa­schun.
    Ra­vin biss sich auf die Zun­ge und sag­te nichts.
    »Er ist stumm«, ant­wor­te­te Skaard­ja an sei­ner Stel­le.
    Ras­seln­des La­chen er­füll­te den Raum.
    »Stumm, blind, taub – was spielt das für ei­ne Rol­le?«, sag­te Krol und sta­pel­te lie­be­voll die Spiel­stei­ne auf­ein­an­der. »Ba­dok nimmt je­den, den er be­kom­men kann. Al­le un­se­re jun­gen Leu­te sind im Krieg oder ar­bei­ten im Stein­bruch bei der Burg. Müs­sen Ba­doks Burg wie­der auf­bau­en.«
    »So?«, frag­te Skaard­ja. Die drei blick­ten sie un­gläu­big an.
    »Du hast es noch nicht ge­hört?«
    Skaard­ja tat er­staunt.
    »Wir wa­ren lan­ge un­ter­wegs. Ihr seid die ers­ten Men­schen, die wir seit ei­nem Mond zu Ge­sicht be­kom­men.«
    Pa­schun lach­te ein freud­lo­ses La­chen.
    »Nun, vor we­ni­gen Ta­gen brann­te Ba­doks Burg nie­der. Ein Cou­sin von mir ar­bei­tet in der Burg. Er sagt, die Stei­ne selbst hät­ten ge­brannt! Und nun müs­sen die Leu­te aus den Dör­fern Hor­jun wer­den oder im Stein­bruch Stei­ne schla­gen um die Burg wie­der auf­zu­bau­en. Seht euch Skil­mal an – al­le ha­ben sie mit­ge­nom­men.«
    »Au­ßer Bu­kin«, misch­te sich die Wir­tin ein.
    »Rich­tig. Bu­kin konn­ten wir frei­kau­fen, weil er schielt und ein Ran­jög nicht von ei­ner Kuh un­ter­schei­den kann, seit der Stein­qua­der ihn er­wi­scht hat. Aber sonst, al­le weg. Al­so, warum nicht Ko­wea?«
    Skaard­ja zuck­te die Schul­tern.
    »Er ist ge­flo­hen.«
    Die Wor­te klan­gen im stil­len Raum nach. Skaard­ja seufz­te kum­mer­voll.
    »Ihn ha­ben sie als Hor­jun ge­ru­fen. Drei Mon­de war er in der Burg und halb ver­hun­gert kam er zu­rück. Seit­dem hat er kein Wort ge­spro­chen.«
    Hass schwang in ih­rer Stim­me mit.
    »Seht euch die­se Schan­de an – die Zun­ge ha­ben sie ihm ver­sengt!«
    Sie zerr­te an Ra­vins Kinn her­um, doch er biss er­schro­cken die Zäh­ne zu­sam­men. Skaard­ja zwin­ker­te und sein Mund öff­ne­te sich von ganz al­lein.
    »Oooh!«
    Der Auf­schrei kam aus al­len drei Keh­len gleich­zei­tig. Ra­vin sah, wie das Grau­en die zer­furch­ten Ge­sich­ter zu Frat­zen ver­zerr­te, und klapp­te schnell den Mund wie­der zu. Er woll­te sich nicht vor­stel­len, was für ein Spie­gel­bild des Schre­ckens sie ge­se­hen hat­ten.
    »Der Blitz soll die­se ver­fluch­ten Krie­ger aus Run tref­fen!«, sag­te Skaard­ja in­brüns­tig.
    Die Kinn­la­den der Al­ten klapp­ten nach un­ten. Die Wir­tin leg­te das Schäl­mes­ser bei­sei­te. Ver­stoh­len schiel­te Ra­vin zur Tür. Ir­gend­je­mand hat­te wäh­rend des Spiels den Holz­rie­gel vor­ge­scho­ben.
    Die Al­ten rück­ten nä­her her­an.
    »Ka­men sie bei euch al­so auch mit die­sen schwar­zen Krie­gern?«, flüs­ter­te Krol.
    Sie nick­te.
    »Die­se ›Krie­ger‹ ha­ben un­ser gan­zes Dorf ver­schleppt. Ba­dok braucht Hor­jun! Dass ich nicht la­che!«
    Pa­schuns Wan­gen hat­ten einen Hauch von Far­be ge­won­nen.
    »Sie zie­hen in den Krieg. Frü­her, als ich jung war, war das na­tür­lich an­ders. Da brauch­ten wir kei­ne Ver­stär­kung aus dem Lan­de Run. Aber nun, da die­se He­xe herrscht …«
    »He­xe hin oder her«, misch­te sich plötz­lich Pag ein. »Ich ver­ste­he es nicht.

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