Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
Vom Netzwerk:
weniger üppig, sodass Joan gut vorankam.
    Noch immer war alles ruhig, nur einige Vögel, die dem bevorstehenden Winter in den Highlands trotzten, zwitscherten hoch oben in den Baumkronen und ab und zu konnte man ein Eichhörnchen beobachten, das mit einer Eichel im Maul flink an einem der knorrigen Stämme emporkletterte.
    In regelmäßigen Abständen blieb Joan stehen, lauschte in die Stille und setzte dann ihren Weg fort. Bald war sie sich nicht mehr sicher, in welcher Richtung sich die Burg befand, und voller Panik begann sie zu laufen, so schnell es ihre langen Röcke und das Gestrüpp zuließen.
    Sie durfte sich nicht verirren, das konnte ihren Tod bedeuten. Dass sich die Wälder von Glenbharr meilenweit in jede Richtung erstreckten und nur jemand, der dort heimisch war, ohne fremde Hilfe, aus dem Gewirr von Bäumen, hügeligen Felsen und wilden Sträuchern herausfinden konnte, wusste sie.
    Erschöpft blieb Joan stehen, als die Sonne durch die Wolken brach und den Wald nicht mehr gar so düster und trostlos erscheinen ließ. Nur ihr heftiges Atmen war zu hören, und einmal mehr entstand in ihr der Eindruck, sich hoffnungslos verlaufen zu haben.
    »Verdammter Mist«, keuchte sie, stemmte die Fäuste gegen die Hüften und sah sich mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Wut um. Wenn kein Wunder geschah, würde sie noch tagelang durch den Wald irren und möglicherweise erneut lichtscheuem Gesindel in die Hände fallen. Ewan und auch seine Schwester hatten mehrmals erwähnt, dass es in den Wäldern von Plünderern nur so wimmelte. Der bloße Gedanke daran verursachte ihr einen unangenehmen Druck in der Magengegend.
    Joan entdeckte eine umgestürzte Eiche, deren Stamm gerade so breit war, dass man sich bequem darauf niederlassen konnte. Nur zehn Minuten ausruhen! Dieser Gedanke erschien Joan so verlockend, dass sie die Idee umgehend in die Tat umsetzte und sich mit einem leisen Seufzen auf dem rauen Stamm niederließ.
    Sie ärgerte sich, dass sie zwar den Aufbruch in die Vergangenheit bis ins kleinste Detail geplant, es jedoch versäumt hatte, weiter zu denken. Es hätte nichts geschadet, sich mit einem Lunchpaket und nützlichen Dingen wie Zündhölzern, Kerzen und einem Kompass auszurüsten. Sie hatte nur das Zusammentreffen mit Ewan vor Augen gehabt, ohne zu wissen, ob er sie wirklich wollte.
    Die Sonnenstrahlen, die ihren Weg zwischen den Baumkronen hindurch auf den mit Laub bedeckten Waldboden gefunden hatten, kitzelten Joan an der Nase, sodass sie niesen musste. Der Widerhall war so stark, dass sie selbst darüber erschrak, und unwillkürlich hielt sie den Atem an.
    Sie musste vorsichtiger sein, hinter jedem der dicken Eichenstämme konnte sich ein Wegelagerer oder ein Angehöriger der MacLaughlins befinden – Joan wollte keinem von ihnen begegnen, außer wenn es sich um Ewan handeln würde.
    Von einer plötzlichen Müdigkeit übermannt, legte sich Joan der Länge nach auf den Stamm, Die Hände dienten ihrem Kopf als Kissen und Schutz vor der harten Baumrinde. Noch bevor sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, war sie eingeschlafen.
    Sie erwachte, weil sie fror, denn die Sonne war inzwischen weiter gewandert und dumpfe Kühle stieg vom Boden auf. Joan richtete sich auf, streckte sich und erhob sich. Wie lange sie geschlafen hatte, wusste sie nicht, aber ihr war klar, dass sie bis zum Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald gefunden haben musste.
    Unschlüssig sah sie sich um und entschied sich nach einer Weile, die Richtung beizubehalten. Sie achtete nicht auf das Hungergefühl, das immer hartnäckiger wurde, und inzwischen quälte sie auch Durst – aber weit und breit war keine Quelle zu sehen, noch nicht einmal zu hören.
    Während sie so dahinstapfte, wurde sie wieder wütend auf sich selbst. Aus Angst, jemand könne ihr anmerken, dass sie aus der Zukunft kam, hatte sie auf wichtige Dinge wie Schmerztabletten, Nahrung und feste Schuhe verzichtet. Allzu deutlich hatte Joan noch die Blicke der Wegelagerer vor sich, als sie ihre Jeans entdeckten – immerhin hatte sie es ihrer Hose zu verdanken, dass man sie für eine Spionin gehalten hatte.
    Plötzlich lichtete sich der Wald. In der Ferne konnte man ein Gebäude erkennen. Erleichtert, jedoch weiterhin auf der Hut, beschleunigte Joan das Tempo. Was würde sie da draußen erwarten?
    Die letzten Schritte aus dem Wald stolperte Joan fast, das Gebäude entpuppte sich beim Näherkommen als der etwa zwei Meter hohe Rest eines Turmes aus Naturstein. Das musste der

Weitere Kostenlose Bücher