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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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sich erhob, um in ihr Zimmer zu gehen, gab sie ihr einen Packen Prospekte mit und meinte nur: »Mal sehen.«
    Nun brach also die letzte Nacht im Jahr 2005 an.
    Joan holte noch einmal die Kleidung aus dem Rucksack, die sie am nächsten Tag tragen würde. Rock, Bluse, Mieder, Unterkleid und Schultertuch – es war alles da.
    Sorgfältig rollte sie die Kleidungsstücke wieder zusammen und verstaute sie im Rucksack, nahm aus der Vordertasche Papier und Stift und setzte sich damit an den Tisch. Einige Sekunden starrte Joan auf den weißen Briefbogen, dann begann sie zu schreiben.
    ‚Mom, dies ist ein letztes Lebenszeichen von mir. Ich wollte dir nur noch einmal sagen, dass ich gut aufgehoben sein werde in meinem anderen Leben. Mach Dir keine Sorgen, ich umarme dich. Deine Joan«
    Langsam faltete sie den Bogen, steckte ihn in ein Kuvert und schrieb Marions Adresse auf dessen Vorderseite.
    Maggie hob abwehrend die Hände, als Joan ihr beim Abschied ein großzügiges Trinkgeld gab; sie konnte ja nicht ahnen, dass Joans restliche Pfundnoten keinen Wert hatten, dort, wo sie bald leben würde. Die Pennies, die sie für den Bus brauchen würde, hatte sie in der Jackentasche zurückbehalten.
    »Ich bitte ich Sie nur, diesen Brief für mich aufzugeben«, begegnete Joan der Handbewegung.. »Ich habe Angst, dass ich es in meiner Schusseligkeit vergesse.«
    »Gerne, Miss Harris«, versprach Maggie und nahm den Brief an sich. »Dürfen wir im Sommer wieder mit Ihnen rechnen?«
    Joan nickte vage, dann blickte sie sich noch einmal um, winkte den Fergusons zu, die noch beim Frühstück saßen. An Maggie gewandt sagte sie: »Zumindest werde ich Ihre Pension weiterempfehlen.« Beiläufig fragte sie sich, ob es den Cearc fhrangach schon im achtzehnten Jahrhundert gegeben hatte, betrieben von Maggies Vorfahren.
    Nur wenige Minuten später stand Joan vor der Tür und atmete in tiefen Zügen die kalte Luft ein.
    Schweigend und dunkel lag der Wald vor ihr und sie vermied bewusst, den Blick auf die Ruine von Glenbharr zu richten.
    Begleitet von dem schon fast vertrauten Rauschen und Surren setzte Joan ihren Weg fort bis hinauf zum Felsbrocken. Obwohl der Aufstieg anstrengend gewesen war, atmete Joan gleichmäßig, als sie nach einem letzten Rundblick hinter den Felsen trat und den Rucksack von den Schultern gleiten ließ.
    In Gedanken hatte Joan die folgenden Handgriffe Dutzende Male geprobt. Langsam zog sie sich aus, Ewans Blume, die wie üblich in ihrem Büstenhalter gesteckt hatte, legte sie auf einen Vorsprung des Felsen.
    Bevor sie in das fein gewebte Unterkleid schlüpfte, wandte sich Joan um und sah hinauf zum Dickicht, das sie überwinden musste, um zu Ceana Mathesons Grab zu gelangen. Schnell stieg sie danach in Rock und Bluse, fluchte verhalten, als sie wie üblich mit den Haken und Ösen des Mieders zu kämpfen hatte und legte sich das Schultertuch um, dessen wohltuende Wärme sie gleich darauf empfing. Zum Schluss wanderte die kleine, verblasste asterähnliche Blume in den Ausschnitt.
    Ohne richtig hinzusehen, verstaute Joan ihre vorher getragene Kleidung in den Rucksack und vergrub ihn in einer Spalte des Felsbrockens, der hinter einem immergrünen Busch verborgen lag.
    Das sich verstärkende Rauschen hatte nichts Unheimliches mehr an sich. Als sie sich wieder in Bewegung setzte, wäre sie um ein Haar über den Saum des weiten Rockes gestolpert – auch daran musste sie sich erst wieder gewöhnen.
    Kaum hatte sich Joan ein paar Meter von dem Felsbrocken entfernt, fühlte sie sich wie beim ersten Mal magisch angezogen, sie hätte die Grube auch mit verbundenen Augen gefunden und ließ sich einfach treiben.
    Ceanas Stimme lag in der Luft als ein Wispern und Raunen, zwischendurch war hin und wieder ein befreites Lachen zu hören. Joans Beine trugen sie immer tiefer ins Unterholz – und dann stand sie plötzlich vor jenem Erdloch, das ihr ganzen Leben verändert hatte.
    Ohne Furcht raffte Joan die Röcke und kroch rücklings in die Grube; den Schwindel, der sie dabei erfasste, nahm sie beinahe gleichmütig auf. Joans letzter Gedanke galt Ewan und der unausgesprochenen Frage, ob sie ihn wiedersehen würde ...

SCHOTTLAND 1731

25. Kapitel
    Es war stockfinster, als Joan erwachte, doch sie erkannte am modrigen Geruch, dass sie sich in der Grube befand. Es war Nacht. Durch die unregelmäßig gezackte Öffnung hoch über ihr drang kein Licht.
    Sie stöhnte leise auf. Offensichtlich war sie am Ende ihrer Zeitreise angekommen. Die Nachwehen

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