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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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Schottland-Paraden im Fernsehen gezeigt wurden. »Sind die Gewänder denn nicht furchtbar unpraktisch?«
    »Im Gegenteil, sie sind sehr nützlich, denn sie dienen gleichzeitig als Regenschutz und Decke in der Nacht. Oft müssen die Männer die Nächte unter freiem Himmel verbringen, etwa bei einem mehrtägigen Ritt oder wenn sie eine der Herden oben in den Bergen bewachen, wie der arme Calum.«
    Joan überlegte kurz, dann stellte sie die Frage, die ihr schon seit einiger Zeit auf den Lippen brannte. »Man sagt, die Männer trügen unter ihren Plaids nichts, stimmt das?«
    »Aye«, gab Màiri lächelnd zurück. »Aber ihre Hemden sind so lang, dass sie sich keine wichtigen Teile erkälten können.« Sie kicherte, und diesmal fiel Joan in das Kichern ein.
    Es hätte ein lustiger Frauenabend sein können, wenn Joan sich nicht in Lebensgefahr befinden würde. Während Màiri sprach, webte sie, sodass im Verlauf des Abends ein weiteres handbreites Stück Tuch in leuchtenden Farben fertig wurde.
    »Mein Bruder war übrigens entsetzt, als er von deinem Verschwinden erfuhr«, sagte Màiri unvermittelt. »Auch Peader ist fassungslos, und meine Schwester, das dumme Ding, begann aus Angst vor der Hexe zu heulen.« Zuvor hatte sie berichtet, dass die drei kurz vor dem Abendessen heimgekehrt waren. »Ewan ist genauso verbohrt wie mein Vater, er ist fest davon überzeugt, dass du dich in Luft aufgelöst hast.«
    Joans Blick schweifte wieder zur Tür, hinter der sich Màiris Schlafgemach befand. »Wann kommt dein Mann eigentlich zurück?« Spätestens dann wurde das Versteck zu unsicher.
    »Ich habe keine Ahnung, wann Tèarlach wieder hier sein wird. Manchmal ist er Monate unterwegs, manchmal nur wenige Wochen. Oft erhalte ich in dieser Zeit keine Nachricht von ihm.« Màiris Tonfall hatte sich bei diesen Worten verändert, sie schien nicht sehr traurig darüber zu sein, sondern klang eher gleichgültig, als sei dieser Zustand schon immer so gewesen und daher unabänderlich.
    »Aha, und was macht dein Mann, wenn er so viel unterwegs sein muss?«
    »Er streift mit ein paar anderen Männern durch die Highlands und sucht nach Leuten, die keinem Clan angehören«, erwiderte Màiri. »Er bietet ihnen den Schutz der MacLaughlins an und die Aussicht, als Kleinbauer auf unserem Gebiet Grund und Boden zu pachten, wenn sie meinem Vater den Treueeid schwören.«
    »Was soll das für einen Sinn haben?«
    Abrupt erhob sich Màiri, legte den Webkamm ordentlich neben den Rahmen und gab mit plötzlich verschlossener Miene zurück: »Wir leben in unruhigen Zeiten, Seonag. Dir als Engländerin brauche ich wohl nicht zu sagen, weshalb die Clans gesunde, kräftige Männer brauchen, die im Ernstfall gegen unsere Feinde kämpfen.«
    Joan begnügte sich mit dieser Antwort, sie erinnerte sich noch gut an den Trupp Dragoner, den sie von ihrem Versteck aus beobachtet hatte. Die Männer hatten finster und entschlossen ausgesehen.
    Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Joan, die ihre Freiheit immer geliebt hatte, wanderte oft stundenlang in ihrem Gefängnis auf und ab, und nur der Gedanke, dass sie nun wesentlich besser aufgehoben war als im Lager der Gesetzlosen und im Kerker der Burg, hielt sie aufrecht.
    Die Sehnsucht nach dem einundzwanzigsten Jahrhundert, dem Komfort ihres Lebens und den Annehmlichkeiten, die früher so selbstverständlich gewesen waren, zeriss Joan fast. Wenn sie sich vorstellte, nie wieder die Londoner Stadtluft mit ihren Autoabgasen riechen zu können, nie wieder ihre Mutter und Ted Lincoln sehen zu können, geriet sie in Panik und würde am liebsten die Kammer verlassen, um sich auf eigene Faust zum Grab ihrer Urahne durchzuschlagen, obgleich ihr klar war, dass sie keinen Fuß aus Glenbharr Castle setzen würde, ohne nicht entdeckt und festgenommen zu werden.
    Nur ihre angeborene Vernunft hielt sie davor zurück und die Aussicht, dass Màiri sich zu gegebener Zeit bereit erklären würde, ihr zur Flucht zu verhelfen. Inzwischen befand sich Joan eine Woche in ihrem Versteck, und aus den beiden so unterschiedlichen Frauen waren Freundinnen geworden; auch wenn Màiris mitunter skeptisch gegenüber der geheimnisvollen Engländerin eingestellt war.
    Seit der Ankunft in der Kammer hatte Màiri nicht mehr gefragt, was Joan auf dem Gebiet der MacLaughlins verloren hatte, doch Joan spürte, dass die Schottin gerne mehr darüber erfahren würde. Doch Màiri war klug genug zu warten, bis Joan freiwillig plauderte.

14. Kapitel
    Wieder einmal

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