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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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Tuch auf dem Webrahmen einer genaueren Untersuchung. Sachte strich sie mit den Fingerkuppen über den gleichmäßig gewebten Stoff; glatter konnte keine noch so moderne Maschine Tuch herstellen.
    Dann schweiften Joans Blicke zu dem Regal, und sie besah sich die einzelnen Buchtitel. Die meisten Werke waren in Gälisch verfasst, aber es gab einige englische Bücher, die man in Joans Zeitalter als Klassiker bezeichnete.
    Als es zweimal klopfte, war Joan nahe daran, in die Nische zu springen, doch dann fiel ihr ein, dass Màiri dieses Klopfzeichen vorgeschlagen hatte. Trotzdem blieb Joan einen Augenblick das Herz stehen, als sich langsam die Tür öffnete.
    Erleichtert atmete sie auf und eilte Màiri entgegen, um ihr das Tablett abzunehmen.
    »Verzeih, dass es so lange gedauert hat«, sagte Màiri verlegen. »Aber es wäre aufgefallen, wenn ich bei der sonntäglichen Andacht nicht dabei gewesen wäre.«
    Joan wusste aus den Reiseführern, dass die Schotten erzkatholisch waren und viele Clans ihre eigenen Kirchen und Kapellen besaßen.
    »Wie ist die Stimmung bei deinen Leuten?«, erkundigte sich Joan, bevor sie sich über das Frühstück hermachte. »Bin ich immer noch Gesprächsthema Nummer eins?«
    Màiri betrachtete sie einen Moment nachdenklich, dann setzte sie wieder ihre gutmütige, sanfte Miene auf und kicherte dann hinter vorgehaltener Hand.
    Verblüfft fragte Joan: »Was ist denn plötzlich so lustig?«
    »Och, deine Ausdrucksweise ist manchmal ein wenig eigenartig, aber das kommt sicherlich daher, weil du aus London kommst, da spricht man wohl etwas anders.«
    Im Stillen nahm sich Joan vor, besser aufzupassen, bevor sie das nächste Mal den Mund aufmachte, um keinen unnötigen Verdacht zu erregen. Sie nickte, hob die Schultern und erklärte beiläufig, dass Stadtmenschen eine etwas saloppere Wortwahl vorzogen.
    »Meine Mutter ist heute gar nicht aufgestanden, die gestrigen Ereignisse haben sie zu sehr mitgenommen«, schilderte Màiri daraufhin. »Und mein Vater wettert und poltert, seitdem dein Verschwinden bemerkt wurde. Jetzt hat er einige seiner Männer in alle Himmelsrichtungen losgeschickt, um nach dir suchen zu lassen.«
    Joan nickte bedächtig. »Ich weiß, ich habe ein paar von ihnen in den Wald reiten sehen.« Und als Màiri erschrocken die Augen aufriss, fügte sie beschwichtigend hinzu: »Sie haben mich nicht gesehen.«
    Màiri leistete ihrem Gast während des Frühstücks Gesellschaft, danach entschuldigte sie sich. »Ich muss die gefärbten Garne von der Trockenstange nehmen und aufwickeln, das wird den ganzen Tag in Anspruch nehmen.«
    Die Aussicht, stundenlang mutterseelenallein in der Kammer verbringen zu müssen, behagte Joan überhaupt nicht, aber zumindest war sie dort in Sicherheit, trug saubere Kleidung und war satt.
    Mittags brachte Màiri etwas Brot und Käse, dazu Milch, dann verschwand sie wieder, damit ihre Abwesenheit nicht auffiel. Erst am Abend kam sie zurück; Joan hatte in der Zwischenzeit King Lear von William Shakespeare zu lesen begonnen, aber kaum etwas begriffen, weil ihre Aufmerksamkeit in erster Linie der Kammertür galt. Màiri hatte zwar geschworen, dass niemand Unbefugtes ihr Privatrefugium betreten würde, doch Joan blieb skeptisch. Wer konnte schon ahnen, ob Laird Dòmhnall nicht doch noch einmal die ganze Burg nach der vermeintlichen Hexe durchkämmen ließ?
    »Ich habe dieses Werk verschlungen«, sagte Màiri am Abend und wies auf das dicke Buch. »Es hat mich völlig gefesselt, sodass ich beinahe meine täglichen Pflichten darüber vergessen habe.«
    Joan konnte die Begeisterung für die schwere Lektüre zwar nicht teilen, nickte aber zustimmend und sah interessiert zu, wie Màiri vor dem Webstuhl Platz nahm und ihre Arbeit vom Vorabend wieder aufnahm.
    »Wie lange webst du für ein Plaid?«, fragte sie. »Das muss doch eine Heidenarbeit sein.«
    »Oh, das geht ziemlich schnell, in einer Woche ist es fertig, dann wird es an den Längsseiten zusammengenäht, damit es die nötige Breite für einen breacan feile 5 hat.«
    5 Plaid
    Joan schätzte die Breite des Tuchs auf siebzig bis achtzig Zentimeter. »Und dann werden diese Röcke genäht? Machst du das etwa auch?«
    »Nein!« Màiri stieß ein helles Lachen aus. »Das Plaid wird nur gefältelt und mit einem Gürtel am Körper befestigt, ein Teil des Tuches schlingen sich die Männer über die Schulter und befestigen es mit der Clanbrosche.«
    Joan runzelte die Stirn. Sie kannte nur diese Kilts, die oft bei

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