Im Bann des Highlanders
wenigstens verraten, wer der neue Mann in deinem Leben ist.«
Wie durch Zauberhand wechselte Marions Gesichtsausdruck, wurde wieder weich und lebendig. »Er heißt Simon und ist ein Arbeitskollege, du wirst ihn mögen. Simon ist auch verwitwet und zwei Jahre älter als ich.«
»Also fünfzig«, überlegte Joan laut und grinste. »Und dabei hab ich immer gedacht, es gibt keinen Mann, der dein Herz noch einmal zum Schmelzen bringen kann.«
»Damit habe ich auch nicht gerechnet.« Marion wurde rot wie ein junges Mädchen, und ihre Tochter fand, dass ihr diese Verlegenheit äußerst gut stand. Ihr Blick war verträumt in die Ferne gerichtet. »Simon ist ein wunderbarer Mann, mit ihm möchte ich den Rest meines Lebens verbringen. Und stell dir vor, er hat mir versprochen, beim Renovieren zu helfen.«
»Das ist ja großartig. Wann werde ich diesen tollen Typen denn kennen lernen?«
»Ich hab ihn morgen zum Abendessen eingeladen«, gab Marion zurück. »Er ist sehr gespannt auf dich, ich habe ihm schon viel von dir erzählt.«
Marion stützte ihre Ellenbogen auf die Tischplatte und neigte den Oberkörper leicht vor. »Aber jetzt möchte ich endlich wissen, wie es dir ergangen ist. Was macht die Liebe?«
»Die ist im Moment eingefroren«, ging Joan auf den lockeren Tonfall ein. »Ich habe weder Zeit noch Lust, einem Mann Anteil an meinem Leben zu gestatten.«
»Überhaupt nicht?« Marion schien enttäuscht zu sein.
»Früher warst du aber nicht so abweisend.«
»Das war, bevor mir andere Ziele wichtiger wurden, Ma. Ich mag es eben nicht, meinen Beruf verteidigen zu müssen und die Zeit, die ich in der Agentur deswegen verbringe. Männer sind so schrecklich egoistisch und möchten uns Frauen mit Haut und Haaren besitzen, dafür bin ich nicht geeignet.«
Aufmerksam musterte Marion ihre Tochter. »Du erinnerst mich immer mehr an deine Großmutter, Joan – und das nicht nur wegen der äußerlichen Ähnlichkeit. Sie war zwar eine treusorgende Mutter und Ehefrau, aber trotzdem hatte sie ihren eigenen Kopf und setzte meistens durch, was sie sich vornahm. Sie war genau so eine starke Persönlichkeit wie du.« Sie seufzte leise. »Ein Jammer, dass sie ein krankes Herz hatte und viel zu früh sterben musste. Schade, dass du sie nicht kennen gelernt hast, du hättest dich bestimmt großartig mit ihr verstanden.«
Bei diesen Worten erinnerte sich Joan blitzartig wieder an den eigentlichen Grund ihres Besuches und überlegte fieberhaft, wie sie ihre Mutter unauffällig weiter in ein Gespräch über Großmutter Fiona verwickeln konnte. Keinesfalls durfte sie erfahren, dass ihre Tochter nachts von einer unheimlichen Stimme träumte, das würde die bodenständige Marion nur unnötig beunruhigen.
»Erzähl mir von Großmutter«, sagte Joan daher beiläufig, lehnte sich lässig zurück und verkrümelte die Reste ihres Muffins auf dem Teller. »Ich erinnere mich daran, dass du mir damals, als ich noch ein Kind war, oft von ihr erzählt hast.«
»Du warst für ein kleines Mädchen sehr wissbegierig«, gab Marion schmunzelnd zu, »konntest überhaupt nicht genug über Großmutter erfahren. Sie war eine bewundernswerte Frau, auch wenn sie in der letzten Zeit ihres Lebens ... einen kleinen Spleen entwickelte.«
»Und was war das für ein Spleen?«
»Ich hab das nur am Rande mitbekommen, immerhin wohnte ich damals schon mit deinem Vater hier in Totton. Aber bei meinen Besuchen stellte ich plötzlich fest, dass sie begonnen hatte, eine Art Ahnenforschung zu betreiben.« Marion lachte leise auf. »Und nicht nur das, sie behauptete, dieses fürchterliche Gälisch lernen zu müssen, da dies die Sprache ihrer Vorfahren sei. Verrückt, nicht wahr?«
»Vollkommen verrückt«, beeilte sich Joan zu sagen. Dunkel erinnerte sie sich daran, dass sich ihre Mutter schon damals in ihren Erzählungen über Fionas plötzlichen Eifer lustig gemacht hatte. »Was hat sie dabei herausgefunden?«
Marion zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich habe sie nie danach gefragt, weil es mich nicht interessierte. Nur, dass eine ihrer Urahninnen Schottin gewesen sein soll, sie war davon überzeugt, dass sie daher ihr flammend rotes Haar hatte – wo doch jedermann weiß, dass die meisten Schotten dunkelhaarig sind.« Sie lächelte nachsichtig, und Joan erwiderte das Lächeln.
»Ich würde gerne mehr darüber erfahren«, sagte Joan schließlich, wieder ernst geworden. »Schade, dass du dich nicht an weitere Details erinnern kannst.«
Überrascht hob
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