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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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jemand auf dem Gang zur Grube entdeckt? Ich hörte, dass es hier von Wegelagerern wimmeln soll, und bestimmt befindet sich um diese Zeit auch schon der eine oder andere Jäger auf der Pirsch.«
    Doch Màiri schüttelte den Kopf. »In den frühen Morgenstunden findet man keine Menschenseele in diesem Gebiet, noch nicht einmal die Sasannach bei ihren Streifzügen.« Mit dem Kinn wies sie auf den weiterführenden Weg, der leicht anstieg und im Dickicht zu verschwinden schien. »Dort oben verirrt sich ohnehin niemand, denn der Pfad führt bis kurz vor die Grube. Die Leute meines Clans meiden diesen Weg, aus Angst, die Hexe könne aus ihrem Grab steigen.«
    Obwohl Joan bewusst war, dass das purer Aberglaube war, begann sie zu frösteln und zog sich das Schultertuch enger um den Oberkörper.
    Die Sonne, die gerade erst aufgegangen war, sandte ihre Strahlen durch das gelb gefärbte Laubwerk der Bäume, und die Luft roch nach Herbst und dem baldigen Anbrechen des Winters.
    »Wir haben Glück«, sagte Màiri, während sie das Pferd samt Fuhrwerk an den Wegrand zog und die Zügel an einem stabil aussehenden Ast befestigte. »Der Winter kann jeden Tag beginnen, dann sind die Wege gefroren und oftmals unpassierbar. Lass uns eine Kleinigkeit essen, bevor wir ...« Sie brach ab und wandte sich schnell zur Seite, doch nicht schnell genug. Joan hatte die Tränen in Màiris Augen bereits gesehen und auch sie selbst unterdrückte ein Schluchzen. Sie sehnte sich danach, die lieb gewonnene Freundin in den Arm zu nehmen, doch dann würden beide hemmungslos zu weinen beginnen.
    Als sich Màiri mit dem Essensbündel umdrehte, hatte sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle und brachte sogar ein aufmunterndes Lächeln zustande. »Du musst dich stärken für deine ungewöhnliche Reise, denn dazu wirst du all deine Kraft benötigen.«
    »Ja, du hast recht«, gab Joan zurück.
    Die beiden Frauen hockten sich an den Wegrand und teilten sich das süße, kuchenähnliche Brot und den etwas herben Wein, den sie wie einfache Leute abwechselnd direkt aus dem Krug tranken.
    Joan warf einen argwöhnischen Blick zu dem immer schmaler werdenden Pfad, der im Nichts zu enden schien. »Bist du ganz sicher, dass dies der richtige Weg ist?«
    »Aye, das bin ich. Auch wenn ich damals noch klein war, werde ich den grausigen Zug meiner Clansleute niemals vergessen.« Sie schüttelte sich bei der Erinnerung an die kleine Gruppe von Männern, die die sich mit Händen und Füßen wehrende und in Todesangst schreiende Ceana Matheson immer tiefer in den Wald zogen, um sie dann bei lebendigem Leibe zu begraben.
    Lange hielten sie sich mit ihrem bescheidenen Mahl nicht auf, denn sie hatten einen langen Weg vor sich, und Joan fragte sich, wie Màiri später in der Burg ihr langes Fernbleiben erklären sollte. Doch die Schottin schien unbekümmert zu sein, und bevor sie sich endgültig auf den Weg machten, nahm sie ein Leinensäckchen aus dem Wagen und öffnete es.
    »Was hast du damit vor?«, fragte Joan entsetzt und wies auf das Messer, dessen Griff schwarz war, ebenso wie die Hülle in der es steckte.
    »Die Männer tragen den sgian dubh immer bei sich, entweder unter der Achselhöhle oder verborgen im Stiefel oder Strumpf«, erklärte Màiri sorglos. »Er gehört meinem Mann, er hat mehrere davon. Man kann nie wissen, wozu man eine Waffe brauchen kann«, setzte sie bedeutungsvoll hinzu.
    Erst während des Aufstiegs zur Grube wurde Joan gewahr, dass sie endlich wieder reine, klare Luft atmete. Tief sog sie die würzige, feuchte Waldluft ein, so stark, dass ihr bald die Lungen schmerzten.
    Je tiefer und höher sie schritten, desto unheimlicher schien Joan die Umgebung zu werden. Sie konnte sich nicht daran erinnern, schon jemals hier gewesen zu sein, aber das hatte nichts zu bedeuten. Als die Wegelagerer sie gefangen genommen hatten, war sie zu empört und vor Angst blind gewesen.
    Sie gingen hintereinander, Màiri vorneweg, auf dem schmaler werdenden Pfad. Unvermittelt blieb die Schottin stehen und drehte sich um. Von der Anstrengung des steten Bergangehens war ihr hübsches ovales Gesicht gerötet und der Atem ging flach.
    Sie deutete zaghaft auf einen riesigen, grauen Felsbrocken am Wegrand und sagte mit gesenkter Stimme: »An dieser Stelle müssen wir uns durch das Dickicht schlagen, ich erinnere mich genau. Wenn wir uns immer geradeaus halten, stoßen wir bald auf das Grab.«
    Beklommen nickte Joan, ihr Herz raste. Und das nicht nur wegen der Anstrengung, sondern

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