Im Bann des Highlanders
Blick war unergründlich, als er trocken erwiderte: »Wir haben eine Abmachung, Mylady. Schon vergessen?«
Anscheinend hatte sie sich nur eingebildet, dass der Sohn des Lairds etwas für sie empfand – vermutlich hatte er lediglich jemanden benötigt, um seinen sexuellen Notstand zu befriedigen. Und plötzlich war Joan sehr dankbar, dass Màiris Söhne unbewusst das Schlimmste verhindert hatten.
19. Kapitel
Mittlerweile war es Ende September, es wurde empfindlich kühl und der Winter nahte mit großen Schritten. In der Zwischenzeit hatte Joan ihrer Freundin immer wieder erzählen müssen, wie die Menschen im einundzwanzigsten Jahrhundert lebten; Màiri hatte allerdings keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich im Zeitalter der Technik nicht wohlfühlen würde.
Zu weiteren intimen Berührungen zwischen Ewan und Joan war es nicht mehr gekommen, er suchte sie zwar nach wie vor in der Kammer auf, doch meistens schimpfte er dabei über die Sasannach, deren Truppen das Land kontrollierten und die Bewohner zu gängeln versuchten.
Immer häufiger fielen Begriffe wie ‚Revolution’ und ‚Jakobitenaufstände’, von denen Joan dank Màiris Aufklärung mittlerweile wusste, dass sich die Anhänger des im französischen Exil lebenden schottischen Königs James Stuart, the Pretender 16 , Jakobiten nannten, die sich heimlich zu Versammlungen trafen. Selbstverständlich waren sie dem König ein Dorn im Auge, zumal die Jakobiten ihren eigenen König gerne wieder auf den britischen Thron bringen wollten.
16 Der Herausforderer
Màiri ließ durchblicken, dass auch der MacLaughlin Clan zu James Anhängern gehörte, bat Joan jedoch, Stillschweigen darüber zu bewahren, auch Ewan gegenüber.
Beinahe hätte sich Joan mit ihrem Schicksal abgefunden, als Màiri eines Tages aufgeregt in die Kammer gestürzt kam; sie hatte sogar vergessen, anzuklopfen, was Joan veranlasste, sich erschrocken hinter den schützenden Tisch zu stellen.
»Seonag, ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, um dich aus der Burg zu schmuggeln«, sagte sie mit vor Erregung bebender Stimme. »Ein Händler hat meinen Vater überredet, mehrere Ballen Stoffe zu kaufen, aus denen Kleider und Wäsche genäht werden sollen.«
»Wie schön«, entgegnete Joan verwirrt.
»Ich habe dir doch von dieser Frau erzählt, die für meine Familie sämtliche Schneiderarbeiten übernimmt. Jemand muss die Stoffballen zu ihr bringen, und ich habe mich dazu bereit erklärt. Natürlich war mein Vater erstaunt darüber, denn das habe ich noch nie getan, aber mir fiel eine glaubwürdige Ausrede ein: Unter den Ballen befinden sich wunderschöne Seidenstoffe und Spitzen, daraus möchte ich mir ein Kleid nähen lassen, wie die feinen Damen in Paris und muss daher der Schneiderin genaue Anweisungen geben.« Beifallheischend blickte sie Joan an, die noch immer nicht verstand, worauf Màiri hinaus wollte.
»Was hat das mit meiner Flucht zu tun?«
Mit nachsichtigem Lächeln erwiderte Màiri: »Begreifst du denn nicht, mon ban-charaid? Die Stoffe werden mit einem Pferdewagen zur Schneiderin gebracht, und du kannst dich unter den Ballen verstecken. So kommen wir durch das Burgtor, ohne dass die Wachen argwöhnisch werden.«
Vor freudiger Überraschung wusste Joan zunächst nicht, was sie antworten sollte. Im Zeitraffer sah sie ihre moderne Wohnung vor sich, ihr Büro in der Agentur und die beiden Menschen, die ihr am meisten bedeuteten: ihre Mutter Marion und Ted Lincoln.
Eine unbändige Freude nahm von Joan Besitz – all dies würde sie bald wiedersehen! Und auch die Gefahren, dass der Zeittunnel doch keinen Weg zurück bot oder schon wieder geschlossen sein könnte oder sie in einem anderen Jahrhundert als dem ihren landete, konnte in diesem Augenblick ihre Freude nicht schmälern.
Überschwänglich fiel sie Màiri um den Hals und dankte ihr, obwohl Màiri bereits vorsichtig angedeutet hatte, dass sie noch nach einer Möglichkeit suchte, Joan ungesehen zum Pferdewagen zu bringen.
»Lass dir vor Ewan nichts anmerken, falls er dich heute noch besucht«, sagte sie schließlich. »Wenn er von unserem Plan erfährt, wird er versuchen, ihn zu vereiteln.«
Ernüchtert setzte sich Joan wieder. »Was willst du ihm erzählen, wenn er merkt, dass ich verschwunden bin?«
»Mir fällt schon etwas ein«, gab Màiri achselzuckend zurück. »Mach dir keine Sorgen um mich, mein Bruder wird mir zwar Vorwürfe machen, aber trotzdem unserem Vater gegenüber schweigen.«
Joan streckte sich mit einem
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