Im Bann des italienischen Millionaers
stieß sie hervor. Seine Wut machte ihr Angst.
„Warum hast du mir das verheimlicht?“
Was sollte sie darauf antworten?
„Sogar, was sein Alter betrifft, hast du gelogen! Von wegen drei! Vier Jahre ist er alt! Wie konntest du mich glauben lassen, dass ein anderer sein Vater ist?“
„Ich hatte meine Gründe.“
„Was für Gründe, Riva? Du hast unser Kind zur Welt gebracht und mir kein Wort von meinem Sohn gesagt! Ich hatte ein Anrecht darauf, von seiner Existenz zu erfahren. Welche Gründe könnten dein Schweigen rechtfertigen?“
„Hör auf zu schreien! Er wird noch aufwachen.“
„Von mir aus soll das ganze verdammte Haus aufwachen! Ich will Antworten, Riva!“, verlangte er, mit etwas gedämpfter Stimme. „Und ich will sie sofort! Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass du schwanger bist, als du es herausfandest? Warum nicht?“
„Die Antwort auf diese Frage müsstest du eigentlich selber wissen“, erwiderte sie bitter.
„Wieso?“
„Als dir klar wurde, dass es mein erstes Mal gewesen war, hast du dich nicht gerade wie ein Gentleman verhalten.“
Er runzelte die Stirn. Wahrscheinlich erinnerte er sich noch genau daran, dass er sie beschuldigt hatte, nur mit ihm geschlafen zu haben, um ihm ein Kind anzuhängen und Unterhaltszahlungen zu kassieren.
„Nein“, gab er zu und lockerte den Griff um ihre Schultern, sodass sie sich losmachen konnte. „Aber damals sahen die Dinge anders für mich aus.“
„Und der große Damiano D’Amico irrt sich bekanntlich nie …“
Er ignorierte ihre Bemerkung und fragte stattdessen: „Wieso bist du überhaupt schwanger geworden? Ich dachte, du hast die Pille genommen.“
„Das stimmte nicht.“
„Das war also auch eine Lüge! So wie alles, was ich von dir zu hören bekam. Diese ‚Ich bin eine reife und erfahrene Frau‘-Komödie, die du mir vorgespielt hast. Alles gelogen!“
„Ja, um Himmels willen! Ich habe gelogen. Ich war jung und unerfahren, und ich schämte mich für meine Herkunft. War dir denn noch nie im Leben etwas peinlich?“
Sein Gesicht verzog sich, als hätte sie ihm einen Schlag in den Magen verpasst. „Das tut überhaupt nichts zur Sache!“, wich er aus. „Du hast mir verheimlicht, dass du schwanger warst. Dass ich ein Kind habe! Wie lange wolltest du Ben noch vor mir verbergen? Wann wolltest du unserem Sohn mitteilen, dass ich sein Vater bin? Oder hattest du gar nicht vor, es ihm zu sagen?“
„Doch, natürlich. Ich weiß nicht. Irgendwann hätte ich es ihm sicher gesagt.“
„Und wann? Wenn er erwachsen und ohne Vater aufgewachsen ist? Und ich seine gesamte Kindheit verpasst hätte?“
„Nein.“
„Und wieso zur Hölle hast du ihm einen italienischen Namen gegeben, wenn du alles verachtest, was mit mir zu tun hat?“
Verachtete sie ihn wirklich? Im Augenblick wusste sie gar nichts mehr.
„Was ich von dir halte, hat keinen Einfluss darauf, wie ich mein Kind erziehe“, sagte sie mit Nachdruck. „Du hast zwar entschieden, dass meine Familie kein Umgang für die erlauchten D’Amicos ist, aber Ben ist trotz allem ein D’Amico. Und ob es dir passt oder nicht, ich wollte, dass er von seinen italienischen Wurzeln weiß und sie respektiert. Auch wenn es sich in seinem Fall um eine stockkonservative, voreingenommene und wichtigtuerische Verwandtschaft handelt. Dass sein Vater die andere Hälfte seiner Herkunft für sozialen Abschaum hält, hätte ich Ben natürlich nicht erzählt. Das wird er wohl irgendwann von allein herausfinden.“
So, damit wäre wohl alles gesagt! Und anscheinend hatte er sie auch verstanden, wenn man von seinen versteinerten Gesichtszügen ausgehen konnte.
„Glaubst du das wirklich?“, fragte er fassungslos. „Glaubst du wirklich, ich würde mein eigenes Kind verstoßen? Meinen Sohn?“
„Dir traue ich alles zu“, erwiderte sie eisig.
Die Verzweiflung in ihren Augen durchdrang den harten Schutzpanzer, den er gegen sie errichtet hatte. Also verachtete sie ihn so sehr, dass sie ihm sogar zutraute, keine Verantwortung für sein eigen Fleisch und Blut zu übernehmen und sich feige aus der Affäre zu ziehen! Tiefer konnte er nicht sinken! Und noch dazu würde sie lieber Tag und Nacht arbeiten, um allein für den Lebensunterhalt des Kindes zu sorgen, als die Rechte einzufordern, die ihr und Ben zustanden. Keinen Cent wollte sie von ihm annehmen!
Ob ihm noch nie irgendetwas peinlich gewesen wäre. Du lieber Himmel! Er schämte sich zutiefst, dass er ihr die Unschuld genommen hatte, nur
Weitere Kostenlose Bücher