Im Bann des italienischen Millionaers
um die Beziehung ihrer Mutter mit seinem Onkel Marcello auseinanderzubringen! Auch wenn er nicht gewusst hatte, dass sie noch Jungfrau war – wie hatte er das nur tun können? Und aufgrund seines verantwortungslosen Handelns war sie schwanger geworden und hatte das Kind ohne sein Wissen zur Welt gebracht. Als wäre es ein Verbrechen! Nie würde er sich das verzeihen!
Aber auch ihr konnte er Vorwürfe nicht ersparen. Immerhin hatte sie ihm verheimlicht, dass er Vater eines Sohnes war! Im Moment schien es ihm unvorstellbar, dass er je in der Lage sein würde, ihr das zu verzeihen.
„Ich will Ben besser kennenlernen!“, verlangte er in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. „Und er soll seinen Vater kennenlernen. Ob es dir gefällt oder nicht! Heute Abend werde ich ihn natürlich nicht aufwecken.“ Außerdem fiel ihm gerade siedend heiß ein, dass er eigentlich zum Squashspielen verabredet gewesen war. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen Termin vergessen und jemanden umsonst warten lassen. „Aber morgen, Riva, wirst du unserem Sohn sagen, wer ich bin! Deine Gründe, weshalb er es besser nicht wissen sollte, sind mir ganz gleich!“
Das kühle, windige Wetter schien die meisten Spaziergänger von einem Besuch im Park abzuhalten. Für einen Samstag waren nur sehr wenige Menschen unterwegs, und Ben war das einzige Kind auf dem Spielplatz. Ein Gutes hatte es: So musste er wenigstens nicht an der Schaukel anstehen.
„Oh, guck mal! Signor Mico!“, rief der Kleine plötzlich und zeigte auf den hochgewachsenen, schlanken Mann im dunkelblauen Hemd und Bluejeans.
Riva hatte ihn im gleichen Moment entdeckt. Gestern Abend hatte sie vorgeschlagen, sich im Park zu treffen.
Das Herz pochte ihr heftig gegen die Rippen. Schon den ganzen Morgen war ihr vor Aufregung schlecht gewesen. Seufzend hielt sie die Schaukel an und beobachtete, wie ihr Kind Damiano entgegenlief.
Langsam folgte sie dem Kleinen über den Rasen. Trotz der heftigen Auseinandersetzung vom Abend zuvor verspürte sie ein unerklärliches Glücksgefühl, als Damiano seinen Sohn zur Begrüßung in die Luft warf, bis er vor Vergnügen quietschte.
„Ihr seid also tatsächlich gekommen.“ Er drückte Ben an sich.
„Was dachtest du denn?“ Die dunklen Schatten unter ihren Augen zeugten von einer schlaflosen Nacht. Sie hatte sich diese Szene, das Kennenlernen von Vater und Sohn, mindestens tausendmal vorgestellt.
„Bei dir weiß ich nie, was ich denken soll“, erwiderte er zynisch. Dann stellte er Ben wieder auf den Boden. „Also …?“ Er sah sie abwartend an. „Wolltest du uns nicht etwas sagen, Riva?“
Leicht machte er es ihr nicht gerade! Doch sie hatte keine andere Wahl. Sie holte tief Luft und verkündete so fröhlich wie möglich: „Ben, das ist dein Daddy!“
„Benito …“ Bewegt ging Damiano neben seinem Sohn in die Hocke und streichelte dem Jungen die Wange. Dann zerwuschelte er ihm das rotbraune Haar.
„Bist du wirklich mein Daddy?“
„ Si, Ben. Das bin ich“, erwiderte er mit ungewöhnlich weicher Stimme.
Aufgeregt wandte sich der Kleine an seine Mutter.
„Wohnt Signor Mico jetzt bei uns, Mama? Simon vom Kinderladen hat auch einen Daddy und der …“
„Nein“, unterbrach Riva ihren Sohn schroff und bereute es sofort. Ben zog einen enttäuschten Schmollmund. Aber über die Möglichkeit eines Zusammenlebens wollte sie nicht einmal nachdenken. Schon gar nicht, wenn Damiano neben ihr stand und jede unschuldige, aber peinliche Kinderfrage mit anhörte.
„Schau mal, Benito“ Damiano zog ein wohlbekanntes Spielzeug aus der Tasche. „Probier doch mal, ob er wieder laufen kann!“
„Mein Dino!“, begeistert drückte Ben die Spielfigur an sich. „Du hast meinen Dino wieder ganz gemacht!“
„Dafür sind Väter schließlich da“, erklärte Damiano lachend und stand auf.
„Guck, Mami! Mein Dino ist wieder ganz!“
„Ja, mein Liebling. Das ist schön.“ Wieso überkam sie nur auf einmal ein Gefühl der Dankbarkeit? Sie wollte gar nicht dankbar sein! „Das war nett von dir“, presste sie hervor, ohne den Blick von Ben abzuwenden, der glückselig mit seinem Saurier herumsprang.
„Gewöhn dich daran, Riva. Von jetzt an werde ich zum Leben meines Sohnes dazugehören. Ob es dir gefällt oder nicht. Du hast einiges wiedergutzumachen! Und damit fängst du am besten sofort an.“
„Was soll das heißen?“, fragte sie vorsichtig. Sein Tonfall gefiel ihr gar nicht.
„Das soll heißen, dass ich für eine
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