Im Bann des italienischen Millionaers
hätte sie vielleicht wissen sollen, dass er in Bezug auf seine Familie immer seine Pflicht erfüllte. Dass er die Beziehung seines Onkels mit ihrer Mutter auseinandergebracht hatte, war ja angeblich auch aus Pflichtgefühl geschehen. Weil er es für das Beste für seine Familie hielt.
Und Ben hatte ein Recht auf seinen Vater. Auch wenn sich ihr schon bei dem Gedanken daran, Damiano nach Italien zu begleiten, der Magen zusammenkrampfte – sie war es ihrem Sohn schuldig! Für ihn musste sie sich überwinden.
„Habt ihr gültige Reisepässe?“
Riva nickte stumm. Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt.
„Gut. Wir reisen noch diese Woche ab.“
7. KAPITEL
Riva spürte den warmen, weichen Sand unter ihren nackten Füßen. So weit der Blick reichte, sah sie Palmen, weißen Strand und türkisfarbenes Wasser.
Als Damiano darauf bestanden hatte, England zu verlassen, war sie automatisch davon ausgegangen, sein Ziel sei die Villa der D’Amicos. Dorthin wollte sie nicht zurückkehren. Darum hatte sie sich so sehr dagegen gesträubt, ihn zu begleiten. Von der Tatsache, dass sie für diese Reise ihre Arbeitsstelle verlassen und sich permanent mit ihrem irrationalen Verlangen nach diesem Mann auseinandersetzen musste, einmal ganz zu schweigen. Italien stand für Chelsea und Marcello. Und die schmerzlichen, bittersüßen Erinnerungen mochte sie nicht zu nah an sich heranlassen. Dass ein Mann wie Damiano auf der ganzen Welt Häuser besaß, hätte sie sich allerdings denken können!
Hier auf dieser paradiesischen Insel, in der weißen, im Kolonialstil erbauten Villa, und den großzügigen privaten Parkanlagen mit ihrer tropischen Blütenpracht wurden sie nicht von den Gespenstern der Vergangenheit verfolgt.
Hatte er sich deshalb entschieden, mit ihnen auf die Seychellen zu fliegen? Um die erste Zeit mit seinem Sohn so unbeschwert wie möglich zu gestalten?
Drei Tage waren sie jetzt schon auf der Insel. Und Ben genoss jede Sekunde seiner unverhofften Ferien. Im Augenblick spielte er mit seinem neuen Freund, dem fünfjährigen Enkel von Françoise und André – einem älteren Ehepaar, das hier lebte und sich um das Anwesen kümmerte, wenn Damiano nicht vor Ort war. Also hatte Riva tatsächlich ein paar Minuten ganz für sich allein. Trotzdem konnte sie sich nicht entspannen. Die Sorge um ihre Arbeitsstelle lastete schwer auf ihr.
„Ich brauche eine Auszeit“, hatte sie ihrer Chefin mit zitternder Stimme mitgeteilt. „Ich weiß, das kommt etwas kurzfristig – ich werde schon in zwei Tagen abreisen –, aber ich muss mich dringend um eine wichtige Familienangelegenheit kümmern.“ Und dann erzählte sie Olivia Redwood, dass sie einige Probleme mit Bens Vater lösen wollte. Natürlich ohne ihr zu offenbaren, um wen es sich dabei handelte. Das hätte sie nicht tun müssen. Aber sie hatte das Bedürfnis gehabt, der Frau, die sie in ihrer Karriere immer unterstützt hatte, eine ehrliche Erklärung für ihr plötzliches Verschwinden zu geben.
„Wenn Sie keine andere Wahl haben, gehen Sie!“, hatte ihre Chefin mit leicht angesäuerter Miene gesagt. „Bloß gut, dass Signore D’Amico das Projekt im alten Kutschenhaus auf Eis gelegt hat. Ansonsten könnte ich Ihrer überstürzten Abreise nicht so einfach zustimmen.“
Seufzend ließ Riva sich in einen der beiden Liegestühle im Schatten einer üppigen Palme sinken. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und versuchte, einfach einmal an nichts zu denken. Nicht zu grübeln.
„Träumst du vom Paradies?“
Sofort schoss sie hoch. Ihr Herz raste.
Barfuß und in hellen Leinenhosen kam Damiano über den weißen Sand geschlendert. Nur spärlich verhüllte das offene weiße Hemd seine muskulöse, sonnengebräunte Brust.
„Nein. Wieso sollte ich davon träumen, wenn ich nur die Augen aufzumachen brauche, um es vor mir zu sehen?“ Oje, hoffentlich hat er das jetzt nicht falsch verstanden! Am Ende bezog er die Bemerkung vielleicht noch auf sich!
Verlegen wich sie seinem Blick aus und schaute aufs Meer hinaus.
„Also gefällt es dir hier besser als an deinem Schreibtisch in der Firma?“, fragte er lächelnd und setzte sich in den Liegestuhl neben ihr. „Oder würdest du dich jetzt lieber mit ewig unzufriedenen Kunden herumschlagen, die sich über Dinge beschweren, die du nicht ändern kannst?“
Riva antwortete nicht. Auf einmal war ihr bewusst geworden, wie dicht die Liegestühle beieinanderstanden. Der Hausdiener schien davon auszugehen, dass sein Chef und
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