Im Bann des italienischen Millionaers
tief berührt. „Ich denke, ich will jetzt auch ein bisschen allein sein“, murmelte sie und zog sich ebenfalls auf ihr Zimmer zurück.
Damiano, Ben und ich? Wie eine Familie? Vor ein paar Tagen hatte Damiano den Vorschlag gemacht, gemeinsam etwas zu unternehmen. Alle drei. Ben war dabei sichtlich aufgeblüht. Seine Begeisterung für seinen Vater kannte keine Grenzen.
Doch Riva wusste einfach nicht, was sie davon halten sollte. Was würde geschehen, wenn sie wieder in ihr altes Leben zurückkehrten? Getrennte Wohnungen. Getrennte Karrieren. Das hieß, wenn sie überhaupt noch einen Job hatte. Daran durfte sie gar nicht denken! Wie würde Ben sich fühlen, wenn er seinen Vater plötzlich nur noch selten zu sehen bekam? Oder hatte Damiano vor, von nun an ein fester Bestandteil im Leben seines Sohnes zu sein?
Keine Nacht verging, ohne dass sie sich im Bett herumwälzte und sich Sorgen machte. Ob Damiano seinen Einfluss und seinen Wohlstand vor einem Familiengericht gegen sie verwenden würde? Durfte er ihr einfach das Sorgerecht wegnehmen? Ihren Ben? Würden die Gerichte ihre Rechte als Mutter schützen oder nur sehen, dass sein Vater ihn finanziell besser versorgen konnte?
„Guck mal, Mami! Die Spinnen!“, riss Bens aufgeregte Stimme sie aus ihren düsteren Gedanken.
Verwirrt blickte sie in die Richtung, in die ihr Sohn mit seinem kleinen Finger zeigte.
„Igitt …!“ Unwillkürlich griff sie nach Damianos Arm. Vor Insekten und anderen Krabbeltieren hatte sie sich schon immer gefürchtet. „Die sind ja riesig!“
„Keine Bange. Sie tun nichts“, beruhigte er sie mit einem amüsierten Lächeln. „Und sie haben das gleiche Recht, hier zu sein, wie wir. Vermutlich haben sie sogar die älteren Rechte, da sie gewissermaßen zu den Ureinwohnern der Insel zählen, während wir nur Urlauber sind.“
„Ich hoffe, sie wissen auch, dass sie harmlos sind“, erwiderte Riva skeptisch und erschauerte. Diesmal jedoch, weil Damiano ihr seinen starken Arm um die Taille legte. Tröstend, schützend – und zugleich aufregend! Doch solche Gedanken musste sie wegschieben. Deshalb wandte sie sich an Ben: „Hast du Angst vor den Spinnen, Liebling?“
„Nein, ich doch nicht“, prahlte der Kleine und tat, als würde er die Spinnen mit einem Stock erschießen, wovon Riva ganz und gar nicht begeistert war.
Als Damiano ihren entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte, prustete er vor Lachen. „So sind Jungs nun mal!“ Er hob den Kleinen auf den Arm und warf ihn in die Luft, bis er vor Freude quietschte.
„Natürlich. Die großen und die kleinen!“, murmelte Riva zu sich selbst und beobachtete, wie Vater und Sohn ausgelassen miteinander herumtobten. Kaum eine Woche kannten sie sich, und schon steckten sie unter einer Decke! Obwohl sie sich für Ben freute, war sie doch auch ein bisschen eifersüchtig. Bisher hatte seine ungeteilte Liebe ihr gegolten.
In einem kleinen Hotel aßen sie zu Mittag. „Und hinterher“, versprach Damiano seinem Sohn, „werden wir uns etwas ganz, ganz Tolles angucken gehen!“
„Hattest du zu deinem Vater auch so ein freundschaftliches Verhältnis, oder sehnst du dich schlicht danach, wieder ein kleiner Junge zu sein?“, fragte Riva trocken.
Sein jungenhaftes Grinsen zeigte ihr, dass sie genau ins Schwarze getroffen hatte. „Beides, denke ich! Aber mein Vater war tatsächlich mein Freund.“
Seufzend stocherte sie in ihrem Eisbecher. „Dann hast du Glück gehabt!“
„ Sì, großes Glück! Und du? Gab es eine Zeit, in der …“
„Nein!“, unterbrach sie heftig. „Als ich klein war, saß er im Gefängnis. Und später, kurz bevor er starb, kam er nur zu uns, wenn er Geld brauchte.“
„Das muss sehr hart gewesen sein.“
„Vor allem für meine Mutter. Ich selbst habe ihn ja nie wirklich gekannt. Trotzdem fehlte mir das, was meine Freundinnen hatten – und du ja offensichtlich auch. Am schlimmsten fand ich, dass er uns im Stich ließ. Er hat nicht nur andere Menschen betrogen, sondern auch uns. Aber davon wusste ich damals noch nichts. Chelsea wollte mich nicht damit belasten. Wenn ich sie fragte, warum er nie zu Besuch kam, sagte sie einfach, er sei bei der Marine und viel unterwegs. Irgendwann erfuhr ich dann von anderen Menschen, dass er im Gefängnis war. Niemals werde ich diesen Augenblick vergessen! Ich habe mich so geschämt.“
Verlegen starrte Riva auf die schmelzende schokoladenbraune Masse, die einmal ein appetitliches Dessert gewesen war. Auf keinen Fall konnte sie
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