Im Bann Des Jaegers
und sie ist gefährlich.«
Kanes Blick glitt über Javier. »Du bewunderst sie.«
»Das kannst du laut sagen. Sie erinnert mich ein bisschen an Rhianna.«
Javier erwähnte Rhianna Bonds so gut wie nie. Sie war gemeinsam mit ihnen auf den Straßen von Chicago aufgewachsen, das einzige andere Mädchen in ihrer »Familie«.
»Ach, wirklich?« Kane war nicht ganz sicher, ob es ihm gefiel, dass Javier dieser Meinung war. Obwohl er es nie zugab, war Javier offensichtlich auf eine tyrannische, besitzergreifende Art verrückt nach Rhianna. Kane wollte nicht, dass Javier Rose so sah.
Javier nickte. »Rhianna scheint keine Furcht zu kennen, es sei denn, es geht um mich. Rose indes bekämpft ihre Furcht, aber sie sind beide sehr gefährlich.«
»Und du magst gefährliche Frauen.«
Javier zuckte die Achseln. »Sie faszinieren mich. Diese Grenze, an die man stößt, dieser Nervenkitzel. Sie könnte dich küssen oder ein Messer in dich rammen. Du weißt nie, was dich beim Aufwachen erwartet.«
Kane brach in Gelächter aus. »Sie hat mir tatsächlich eine Pistole in den Leib gerammt«, gab er zu. »Und sie meinte es vollkommen ernst. Daraufhin habe ich meinen Peilsender fallen lassen.«
»Mack war stinksauer auf dich, weil du das getan hast, Kane. Vielleicht ist es gar nicht mal so schlecht, dass du fast gestorben wärst, denn sonst hätte er dich persönlich umgebracht.« Javier trank langsam einen Schluck Kaffee und genoss den Geschmack ganz offensichtlich, ehe er Kane über den dampfenden Becher hinweg forschend ansah. »Du hast uns allen einen riesigen Schrecken eingejagt, Mann.«
Kane hörte die Aufrichtigkeit in Javiers Stimme. Der Mann zeigte selten Gefühle; sie alle wussten, dass er tief empfand, doch ebenso tief, wie sie waren, begrub er seine Empfindungen.
Sie drehten sich beide um, als flüchtig an die Tür geklopft wurde und gleich darauf Warnlichter blinkten, weil Mack die Tür aufstieß, bevor sich die Alarmanlage ausschalten konnte. Mack fluchte und blieb lange genug stehen, um den Code noch einmal einzutippen.
»Dieses verdammte Ding. Jaimie muss nochmal daran arbeiten«, murrte er. »Nicht mal mit meinem Tempo kann es mithalten.« Sein Blick glitt über Kane, um seine körperliche Verfassung einzuschätzen. Ein Anflug von Sorge war in seinen Augen zu sehen, und sein Gesicht wies ein paar Sorgenfalten mehr auf, als Kane in Erinnerung hatte. »Du bist also endlich wieder auf den Beinen. Diese Frau übertreibt es ganz schön. Sie wacht dermaßen ängstlich über dich.« Seine Stimme war mürrisch, fast rau, und sein Tonfall war anklagend und zeugte zugleich von Erschütterung.
Kane grinste ihn an. »Ich könnte mich daran gewöhnen.«
»Tu es nicht. Wenn du mir jemals wieder einen solchen Schrecken einjagst, knalle ich dich persönlich ab. Ist das klar?«
»Ja, Boss, ich hab’s kapiert.«
»Gut. Dann wäre das also geregelt. Sieht Paul nach dem Baby?« Mack deutete auf die Kaffeekanne.
Javier schenkte ihm zuvorkommend einen Becher Kaffee ein.
»Er ist mit Rose im anderen Zimmer. Höchstwahrscheinlich hat sie den Alarm gehört und eine Waffe auf dich gerichtet. Sie wird leicht kribbelig.«
Mack warf sich auf einen Stuhl und presste sich die Finger auf die Augen. »Das wird sie brauchen. Das verdammte Kartell ist sauer auf sie, Kane.«
Kane steckte den Schlag stoisch weg, doch im ersten Moment rauschte das Blut in seinen Ohren. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken, weil seine Knie weich wurden. »Reicht es denn nicht, dass Whitney hinter ihr her ist? Sag mir, was vorgeht, Mack.«
Die Lopez-Familie war berüchtigt und allgemein bekannt für ihre blutigen Belagerungen und für ihre brutalen Vergeltungsschläge. Diese Leute hatten praktisch ihrer eigenen Regierung den Krieg erklärt, nahmen Polizisten und deren Familien aufs Korn, brachten sie um, enthaupteten sie und ließen ihre Leichen in aller Öffentlichkeit liegen, damit jeder sie sehen konnte. Kürzlich hatten sie begonnen, Jagd auf Politiker zu machen, die Fahrzeuge, die sie beförderten, in Hinterhalte zu locken, die militärischen Eskorten zu töten und ihre brutalen Todesdrohungen wahrzumachen. Polizeireviere und Wagen auf den Straßen wurden häufig durch Bomben in die Luft gesprengt.
»Diego Jimenez hatte einen Handel mit Whitney abgeschlossen«, erklärte Kane. »Whitney hat Jimenez mit Waffen und Munition und wahrscheinlich auch mit Geld versorgt, damit er gegen den früheren Präsidenten kämpfen konnte. Damit hat sich Jimenez bei
Weitere Kostenlose Bücher