Im Bann Des Jaegers
auf ihre Zerbrechlichkeit erschütterte ihn. Rose war eine ganz ungewöhnliche Mischung, auf der einen Seite hyperweiblich und auf der anderen ein Spitzensoldat. Sie schreckte nicht vor Kämpfen zurück und lehnte sich doch an ihn, so zart und schutzbedürftig, dass es ihm in der Seele wehtat.
»Klär mich auf.« Seine Stimme klang mürrisch, denn sie hatte die Kraft, sein Innerstes nach außen zu kehren, und er war nicht sicher, wie er auf sie reagieren sollte. Er dachte im Traum nicht daran, sich ihr jemals wieder gewaltsam aufzudrängen, doch er brauchte nur in ihrer Nähe zu sein, und schon war ihm ganz anders zumute.
Sie rührte sich kaum merklich und zog sich auf eine subtile, sehr weibliche Art von ihm zurück. Er fühlte, dass sich ein harter Gegenstand an seine Brust presste, direkt über seinem Herzen, und erstarrte. Als er den Blick senkte, sah er den Lauf ihrer Pistole in ihrer kleinen, vollkommen ruhigen Hand. Er blickte in ihr Gesicht. Ihre Augen waren fest auf ihn gerichtet, ohne zu blinzeln, ohne zu zögern. Die Frau meinte es ernst. So viel zu ihrer zarten Weiblichkeit. Wut überkam ihn, doch er rührte sich nicht und ließ sich auch nicht das Geringste ansehen.
»Wirf ihn weg, Kane. Du bist entweder für mich oder gegen mich. Wenn du auf meiner Seite bist, wirfst du den Peilsender in die Schlucht.«
Ihre Stimme war alles andere als lieblich. Er spielte mit dem Gedanken, seine langen Finger um ihren Hals zu schlingen und sie auf der Stelle zu erwürgen.
»Wenn ich den Peilsender in die Schlucht werfe, berauben wir uns jeglicher Mittel und jeder Unterstützung. In ein paar Tagen werden sie zurückkommen und uns holen. Wir müssen nur bis dahin untertauchen.«
Sie starrte ihn unverwandt an. »Dieses Kind wird Whitney niemals in die Hände fallen. Unter gar keinen Umständen. Ich brauche Hilfe, Kane, und ich bin bereit, dir zu vertrauen, aber nur dir. Du musst eine Entscheidung treffen.«
Seine Bauchmuskulatur verkrampfte sich vor Wut. Seine äußere Ruhe und der kühle, verschlossene Blick hätten jeden, der ihn kannte, alarmiert. »Was wirst du tun, Rose? Mich erschießen?« Seine Stimme sank tiefer denn je, wurde sanfter und täuschend verführerisch. »Wirst du den Vater deines Kindes erschießen?«
Sie blinzelte. Er schlug gegen den Lauf der Pistole und drehte sich zur Seite, um ihr weniger Angriffsfläche zu bieten. Seine Finger schlossen sich brutal um ihr Handgelenk und drehten es um, bis sie auf die Knie ging, zogen ihr die Pistole aus der Faust und hielten sie in dieser Stellung fest. Mit einer Hand sicherte er die Pistole und schob sie in seinen Gürtel.
»Wenn du jemals wieder eine Waffe auf mich richtest, Rose, dann drück verdammt nochmal ab. Haben wir uns verstanden?« Er entschloss sich, nicht in ihr gequältes Gesicht zu schauen und den Schmerz und die Tränen zu ignorieren, die ihre dunklen Augen in weiche, geschmolzene Schokolade verwandelten. Er lockerte auch nicht den Griff um ihr Handgelenk. Wenn sie sich bewegte, würde es brechen. Das wussten sie beide. »Du kennst mich nicht, Rose. Du bildest dir nur ein, mich zu kennen. Ich bin nicht der nette, nachgiebige Mann, für den du mich gehalten hast. Ich lasse mich nicht von dir manipulieren.«
Sie schluckte und blinzelte rasch gegen die Tränen an. »Lass mich aufstehen.«
»Wirst du als Nächstes versuchen, mir ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen?«
»Wenn du mich nicht loslässt, werde ich das mit ziemlich großer Sicherheit in Betracht ziehen.«
Er ließ ihr Handgelenk locker, damit sie aufstehen konnte, doch jetzt sah er sich viel mehr vor, denn er traute ihr nicht mehr. Sie riss sich von ihm los und legte beide Hände schützend auf ihren dicken Bauch. Sie zitterte, doch sie sah ihm fest und sogar trotzig in die Augen. Sie starrten einander an.
»Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit«, rief er ihr ins Gedächtnis zurück.
»Nein, aber ich rühre mich nicht von der Stelle, solange du diesen Peilsender nicht wegwirfst. Ich fürchte mich mehr davor, dass Whitney mein Baby bekommt, als vor diesem Drogenkartell. Ich gebe mich nicht geschlagen, Kane.«
Er biss die Zähne aufeinander. Sie war verdammt stur. Die verkniffene Mundpartie, das hochgereckte Kinn und das Feuer, das in ihren Augen loderte, sagten ihm, dass sie nicht bluffte. Sie würde sich tatsächlich nicht von der Stelle rühren.
»Dir ist bewusst, dass diese Leute mit Vergnügen Köpfe abhacken.« Das sollte jede Frau zur Vernunft bringen, von einer
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