Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann Des Jaegers

Im Bann Des Jaegers

Titel: Im Bann Des Jaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
trank. Sie wirkte erschöpft, und die Blutschmierer und die Aufschürfungen auf ihrem Gesicht machten ihm Sorgen. Er feuchtete einen Zipfel seines Hemdsaums mit dem Wasser an, um ihr behutsam das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Sie erhob keine Einwände und gestattete ihm, ihr Gesicht zu säubern.
    »Tut es weh?«
    Sie bedachte ihn mit einem matten Lächeln. »Nein, nicht wenn ich bedenke, was alles hätte passieren können. Ich dachte nur gerade an den Jungen. Wir haben ihn einfach hinter uns zurückgelassen, so dass die Leute vom Kartell ihn kurz und klein schneiden können, während sie ihn verhören.«
    »Javier hat den Jungen«, sagte Kane beschwichtigend. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie näher an seinen warmen Körper. Vielleicht war das alles zu viel für jemanden, der so zerbrechlich war. Anscheinend war sie verwirrt und hatte keine klare Erinnerung an die Vorfälle.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine den Teenager, den sie gefesselt hatten. Ich habe ihm den Puls gefühlt, und er war noch am Leben, aber bewusstlos und vielleicht schon halbtot. Auf dem Boden um ihn herum war eine Menge Blut. Ich hätte etwas tun sollen. Du weißt, dass sie ihn töten werden.«
    »Liebling«, sagte er leise, »wir hatten keine andere Wahl. Wir hätten ihn nicht mitnehmen können. Er hat uns nicht gesehen. Hoffentlich begreifen sie das und lassen ihn laufen.«
    »Sie werden ihn niemals laufen lassen.« Sie wandte ihr Gesicht dem Himmel zu.
    Rose sah so traurig aus, dass sein Herz seltsam erschauerte und es ihn große Mühe kostete, sie nicht in seine Arme zu ziehen. Er musste sich immer wieder sagen, dass die Dinge, die er für sie empfand, nichts mit Gefühlen zu tun hatten und dass sie nichts für ihn empfand. Er sah sie als seine Frau an. Als die Frau überhaupt. Die Einzige. Sie gehörte zu ihm, und er wollte sie trösten und beschützen, sie eng an sich ziehen und die Welt für sie zu einem wunderbaren Ort machen. Sie wäre entsetzt, wenn sie wüsste, was er empfand – nicht nur entsetzt, sondern auch furchtsam. Und wenn er sich selbst gegenüber ganz aufrichtig war, konnte sie durchaus Grund haben, sich vor ihm zu fürchten. Er hatte nämlich die Absicht, um sie zu werben.
    Geschickt hatte er das bisher nicht gerade angestellt. Sie hatte bereits versucht ihn zu erschießen, und sie hatte eindeutig mit dem Gedanken gespielt, ihn zu erstechen. Mit seiner unausgesprochenen Bemerkung über ihre schlechte Kondition hatte er sich auch nicht besonders beliebt bei ihr gemacht. Kane blickte finster. Bisher konnte er sich überhaupt keine Punkte gutschreiben. Sein derzeitiger Spielstand war genaugenommen eine dicke, fette Null.
    »Zugegeben, sie waren betrunken, und sie wollten, dass El Presidentes Neffe ihn tötet. Es tut mir leid, dass wir ihn nicht retten konnten, Rose, aber wir hatten keine Zeit, und wir mussten dringend den Fünfjährigen in Sicherheit bringen.«
    »Ich weiß. Trotzdem ist es schmerzhaft, an seine Mutter zu denken, die darauf wartet, dass er nach Hause kommt, und zu wissen, dass diese grässlichen Monster ihr aus keinem anderen Grund als zu ihrer eigenen Belustigung für immer den Sohn genommen haben.«
    Kane wusste nicht, wie er sie trösten konnte, und daher nahm er sie stattdessen an der Hand und gab ein wesentlich langsameres Tempo vor, um ihren kurzen Beinen und ihrer mangelnden körperlichen Fitness Rechnung zu tragen. Das Gelände veränderte sich. Zwischen reinem Sand wuchs nun stellenweise Wüstengras. Zwischen den dicken Stängeln versuchten vereinzelte zähe Blumen zu wachsen. Geröll formte eine Art Terrasse am Fuße etlicher Hügel aus Erde und Sand. Es war eine unfruchtbare Gegend, ohne die natürliche Schönheit der Wüste. Das Land war so karg, dass er sich nicht vorstellen konnte, weshalb sich jemand inmitten einer solchen Ödnis niederlassen sollte – es sei denn, die Leute mussten sich verbergen.
    »Wer genau war dieser Mann, mit dem du dich angefreundet hast? Wenn er hier draußen leben wollte, muss er eine Menge Feinde gehabt haben.«
    Sie blickte nicht zu ihm auf, doch ihr Lächeln entging ihm nicht. »Er war in den Achtzigern und hatte ein sehr erfülltes Leben gehabt, das er damit verbracht hatte, sich gegen die Regierung zu stellen. Er hatte seine Kinder und seine Geschwister an den Kampf verloren und schließlich auch seine Frau.«
    Kane schloss für einen kurzen Moment die Augen und versuchte krampfhaft, den Verstand nicht zu verlieren. »Du hast dich mit

Weitere Kostenlose Bücher