Im Bann Des Jaegers
aus, als bemühte sie sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie sich über ihn ärgerte. »Deine Gedanken sind nicht zu überhören, und noch dazu sind sie grob unhöflich.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin doch nicht derjenige, der wie ein Pferd nach dem Rennen schnauft. Heißt es nicht, heutzutage seien Frauen sogar dann toll in Form, wenn sie schwanger sind?«
Sie ließ ihre Hand auf ihren Gürtel sinken, und er trat dicht vor sie und schloss blitzschnell seine Finger um ihr Handgelenk. Sie zuckte zusammen und funkelte ihn wieder erbost an. »Es könnte zwar sein, dass ich dich gern erschießen würde, aber der Knall könnte das Kartell anlocken. Wenn du es genau wissen willst – ich hole gerade mein GPS -Gerät raus, um sicherzugehen, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.«
»Sagst du mir, wohin wir gehen?«
»Vor einer Weile bin ich einem älteren Mann begegnet«, sagte sie, während sie ihr GPS -Gerät befragte und sich dann etwas weiter nach rechts wandte, um sie auf einem noch direkteren Weg in die Wüste hineinzuführen. »Wir haben uns gewissermaßen angefreundet. Er war krank und hatte niemanden, der ihm helfen konnte. Also habe ich ihm geholfen.« Sie steckte das GPS -Gerät ein und setzte sich wieder forsch in Bewegung. »Er hatte keine Familie und starb an Krebs. Er war in eine Wohnung in meiner Nähe gezogen. Wir haben viel miteinander geredet, und im Lauf unserer Gespräche hat er mir von dem Haus erzählt, das er und seine Frau sich in der Wüste gebaut hatten.«
Kane schüttelte den Kopf. Es fiel ihm leicht, mit ihr Schritt zu halten. Ein bedächtiges Lächeln legte sich auf seine Züge. So war sie, seine Frau – findig und einfallsreich.
»Aus der Luft ist es kaum zu sehen, und es wirkt klein und verlassen, nichts weiter als ein altes, eingestürztes Dach, das halb in der Erde und im Sand begraben ist. Es ist ideal. Ich habe etwa alle drei Wochen Vorräte hingeschafft. Viel ist es nicht, aber ich wollte keine Anzeichen dafür zurücklassen, dass kürzlich jemand dort war.«
Er grinste beifällig, als sie einen Blick auf ihn warf. »Ich werde mich vor dir hüten müssen. Du bist schlau, und du denkst dir bei allem etwas, stimmt’s?«
»Ich musste mir Gedanken um das Baby machen, und ich konnte nicht ahnen, dass der alte Mann ein abgelegenes Haus in der Wüste hatte, von dem niemand etwas wusste. Habe ich den Buggy schon erwähnt?«
Es klang etwas selbstgefällig, doch er nahm an, das stünde ihr zu. Sie kümmerte sich wirklich um alles. Sie legten schweigend weitere zwei Meilen zurück. Dann blieb sie abrupt stehen, krümmte sich ein wenig und presste sich eine Hand in die Seite, als hätte sie Seitenstechen. Ihr Atem ging wieder abgehackt. Er wartete stumm, da es ihm so schien, als wollte sie nicht, dass er es merkte. Er musste aufhören, irgendwelche Bemerkungen über ihre mangelnde Kondition zu machen. Daher blickte er stattdessen zu dem klaren Nachthimmel auf und tat so, als interessierte er sich für die Sterne, doch ihr Duft hüllte ihn ein.
Da sie jetzt nicht mehr um ihr Leben rannten, beharrte sein Körper darauf, auf ihren zu reagieren. Die Anziehungskraft war rein körperlich, rief er sich ins Gedächtnis zurück. Vor Monaten hatten sie miteinander geredet, sich mit gedämpften Stimmen unterhalten oder die intimere telepathische Verständigung eingesetzt, wenn sie fürchteten, die Wärter würden sie belauschen und Whitney Bericht erstatten. Kane war von ihrem Mut beeindruckt gewesen. Am meisten allerdings hatte ihn beeindruckt, dass sie ihn so behandelt hatte, als sei er ein menschliches Wesen und kein Monster, das es darauf abgesehen hatte, sie zu vergewaltigen. Sie hätte weinen oder schreien können, doch sie war kooperativ gewesen, hatte versucht, sich zu entspannen, und war sogar so weit gegangen, ihn trotz der Umstände zu ermutigen.
Er presste zwei Finger auf seine pochenden Schläfen. Wenn er an das erste Mal mit ihr dachte, das für sie das erste Mal überhaupt gewesen war, beschlich ihn immer ein ganz elendes Gefühl. Für ihn war diese Vereinigung das Paradies gewesen, ihr Körper glühend heiß, samtweich und so eng, dass er sich wie im Himmel fühlte. Aber er wusste, dass er ihr wehgetan hatte, auch wenn er noch so langsam vorgegangen war und sie noch so vorsichtig behandelt hatte.
Sie richtete sich auf und atmete tief durch. »Es tut mir leid, aber ich muss mich dringend ausruhen.«
Er reichte ihr Wasser und achtete sorgsam darauf, dass sie es
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