Im Bann Des Jaegers
exotisch aus. Ihr zerzaustes Haar war noch feucht, fiel ihr mitternachtsschwarz um das Gesicht und ließ sie wie eine kleine Elfe wirken. Er hätte schwören können, dass ihr Gesicht von Tränen verschmiert war, doch ihre Augen waren klar.
»Ich habe dir Suppe gebracht, falls du es dir doch noch anders überlegt hast. Lassen die Schmerzen etwas nach?« Er unternahm mannhafte Anstrengungen, damit sein Tonfall nicht hoffnungsvoll klang.
»Der ganze Trubel muss sie ausgelöst haben. Die Abstände scheinen länger zu werden, und die Dauer ist kürzer. Nach allem, was ich darüber gelesen habe, sollte das auf unechte Wehen hinweisen.«
Er kam sich vor wie ein Mann, dem kurz vor der Vollstreckung des Todesurteils eine Gnadenfrist gewährt wird, doch er achtete darauf, sich nichts davon ansehen zu lassen. Er wollte, dass sie sich auf ihn verließ, und das konnte sie nicht tun, wenn sie wusste, dass er sich vor einer Entbindung zu Tode fürchtete.
»Wirst du versuchen, etwas zu essen?« Er kam weiter ins Zimmer herein und stellte das Tablett auf den Beistelltisch. »Es könnte helfen.«
Sie warf ihm ein Lächeln zu, das deutlich besagte, er hätte keine Ahnung, wovon er redete, doch sie nahm die Suppenschale und den Löffel in die Hand, setzte sich im Schneidersitz auf das Bett, lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfteil des Bettes und sah ihn fest an. »Also, was ist? Du hast einen Fluchttunnel gefunden. Ich habe mich umgesehen. Hier sind praktisch keine Wertgegenstände untergebracht. Darauf habe ich nicht geachtet, als er mich das erste Mal hierhergeschickt hat. Ich war einfach nur froh, einen sicheren Ort für die Geburt gefunden zu haben.«
Er nickte. »Das ist verständlich.« Der Mistkerl musste gewusst haben, dass sie verzweifelt einen Zufluchtsort für ihr Kind suchte. Jimenez hatte ihr das Haus in Aussicht gestellt, um sie zu ködern.
»Was meinst du, was das alles zu bedeuten hat?« Sie klopfte neben sich auf das Bett und rückte zur Seite, um ihm Platz zu machen.
Mit ihr auf einem Bett zu sitzen war nicht unbedingt die beste Idee. Er würde keine Annäherungsversuche unternehmen, jedenfalls nicht, solange sie so schwanger war, dass sie aussah, als könnte sie explodieren, aber sein Körper war nicht so vernünftig wie sein Gehirn. Sowie er sie sah oder sie roch, wurde jede Zelle seines Körpers hellwach.
»Ich beiße nicht«, sagte sie.
Ihm wurde klar, dass er zu lange gezögert hatte. »Ich wollte nicht, dass du dich unbehaglich fühlst.«
»Es ist ja nicht gerade so, als hätten wir noch nie ein Bett miteinander geteilt«, rief sie ihm ins Gedächtnis zurück.
Augenblicklich trat ihm das Bild vor Augen, wie sie sich unter ihm wand, und ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sein Schwanz reagierte, wurde steif und prall, und er verzehrte sich schmerzhaft danach, sich von ihrem engen, heißen Schoß umgeben zu fühlen. Er fluchte tonlos, ließ seinen Körper vorsichtig auf das Bett sinken und tat sein Bestes, um nicht zu tief einzuatmen und ihren Duft in seine Lunge aufzusaugen.
»Wirst du mir sagen, was du von Diego Jimenez hältst?«, hakte sie nach.
»Erzähl mir, wie du ihn kennengelernt hast«, sagte Kane. »Ich brauche sämtliche Informationen, um mir ein Urteil zu bilden.« Die Suppe schmeckte gut. Er hatte seit Stunden nichts gegessen und merkte jetzt erst, wie groß sein Hunger war. Er stieß sie mit seiner Schulter an. »Probier die Suppe wenigstens, Süße.«
Sie überraschte ihn damit, dass sie ein paar Löffel Suppe aß, bevor sie etwas sagte. »Ich war ständig unterwegs und habe mich die meiste Zeit im Hinterland oder in den Bergen herumgetrieben. Es gab Frauen, die bereit waren, mir zu helfen, sowie sie herausfanden, dass ich schwanger bin, aber ich wusste, dass ich für die Geburt des Babys einen Ort finden musste, an dem mich Whitney nicht allzu leicht ausfindig machen kann. Ich konnte nicht riskieren, dass ein Arzt oder eine Hebamme etwas schriftlich festhält. Whitney sucht nach mir; das weiß ich, weil er bei mindestens zwei Gelegenheiten seine Gorillas geschickt hat. Beide Male bin ich ihnen nur knapp entkommen.«
»Wie zum Teufel hat er dich gefunden?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, einen zweiten Peilsender zu finden. Einer war in meiner Hüfte, aber den habe ich selbst entfernt. Ich habe meine Kleidung und alles, was mir gehört hat, weggeworfen, aber er scheint mir trotzdem ständig über die Schulter zu schauen.« Sie blickte zu ihm auf. »Ich habe dir
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