Im Bann Des Jaegers
Gelächter ertönte, dann das leise Murmeln einer Stimme.
»He, stirb mir bloß nicht. Es wird noch eine lange Nacht werden, bevor die echte Unterhaltung hier eintrifft. Du hilfst mir, die Zeit bis dahin zu überstehen, und du leidest für einen guten Zweck. Ein wenig Schmerz ist gut für die Seele. Ich brauche etwas, was mir guttut. Meine kleine Hure bekommt ein Baby von einem anderen Mann, und ich bin stinksauer.«
Wieder ertönte das grässliche Kreischen, das mehr tierisch als menschlich klang. Das Geräusch bewirkte, dass sich Kane die Nackenhaare sträubten. Der Gestank war widerwärtig. Carlson war ein sadistisches Dreckschwein. Wenn er sich besser fühlte, sobald er einen Menschen oder ein Tier folterte, dann stimmte mit dem Mann etwas Grundlegendes nicht.
Irgendwie hatte er Kane tatsächlich ein bisschen leidgetan. Kane wusste, wie es war, sich nach Rose zu verzehren, Tag und Nacht an sie zu denken, von ihr zu träumen, wenn es ihm gelang, die Augen zu schließen, und zu wissen, dass nichts – niemand anders – die stets vorhandene Gier nach ihrem Körper jemals würde stillen können. Kane wusste, dass er mit Hunderten von Frauen schlafen könnte und keine von ihnen ihm jemals wieder genügen würde. Diese Grundgegebenheit hatte er akzeptiert, als er sich schriftlich bereiterklärt hatte, sich mit ihr als ein Paar anlegen zu lassen. Hatte Carlson auch die Wahl gehabt? Jetzt zählte nur noch, den Mistkerl auszuschalten.
Er hielt sich noch dichter am Boden, als er die Kuppe überquerte. Steine umgaben ein kleines Feuer. Gleich links neben dem Feuer war aus zwei dicken aufrechtstehenden Astgabeln, zwischen die horizontal ein dritter Ast geklemmt war, ein provisorisches Gestell errichtet worden. Zwei Kojoten hingen dort. Sie waren noch am Leben und keuchten und erschauerten vor Schmerz. Blut tropfte stetig in eine dunkle Pfütze unter jedem von beiden. Aus jedem der zwei Körper ragte ein grob geschnitzter Pfeil heraus.
Carlson hatte das offensichtlich schon viele Male getan. Die beiden Pfeile hatten kein lebenswichtiges Organ getroffen, aber die Tiere kampfunfähig gemacht. Ein dritter Kojote lag ausgestreckt vor Carlson, und durch seinen Körper war ein runder hölzerner Pflock gerammt. Das Tier versuchte ständig fortzukriechen, doch der Pflock hielt es zurück. Jede Bewegung musste ihm entsetzliche Schmerzen verursachen. Carlson kauerte über dem Tier und stocherte mit einem Messer in ihm herum. An etlichen Stellen fehlte das Fell. Wenn das Tier zu stark blutete, brannte er die Wunde aus und wartete ein paar Minuten, bevor er weitermachte. Es war deutlich zu erkennen, dass er das Tier bei lebendigem Leib häutete.
Er stach den Kojoten wieder mit dem Messer und lachte derb, als das Geschöpf nach ihm, der Luft und schließlich nach seinem eigenen Bein zu schnappen versuchte. »Ich kann nicht zulassen, dass du versuchst, mich zu beißen, so geht das doch nicht, oder?«, murmelte Carlson. »Ich frage mich, was wohl passiert, wenn ich dir einfach dieses Auge hier rausschneide.« Er hielt die Spitze seines Messer in die Flammen und wartete, bis sie glühend heiß war.
Angewidert brachte sich Kane in eine günstige Position, hob sein Gewehr an seine Schulter und hatte den Finger auf dem Abzug, während er sein Ziel anvisierte. Als Carlson sich vorbeugte, um dem Kojoten das Auge herauszuschneiden, schoss Kane eine Kugel auf seinen Nacken ab. Er schoss, um zu töten, so einfach war das, und Kane verfehlte sein Ziel nicht. Anschließend erschoss er den Kojoten, um ihn von seinem Elend zu erlösen, und dann erschoss er auch die beiden anderen, die dort hingen und auf die Folter warteten.
Er wandte sich ab und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Er war im Lauf der Zeit schon einigen Sadisten begegnet, doch dieser Mann hatte das Zeug zum Killer gehabt. Er hatte sich regelrecht in Blut gesuhlt. Wusste Whitney das? Hatte er sich eingehend mit Carlsons Hintergrund befasst? Wenn ja, dann hätte er dem Mann niemals erlaubt, gemeinsam mit Rose ein Kind zu zeugen. Whitney wollte Soldaten. Männer, deren Loyalität ihrem Land galt. Männer, die bereit waren, für einen guten Zweck zu kämpfen, nicht Männer, die wahllos töteten.
Kane musste seine Spuren verwischen und die Leiche liegen lassen, wo sie lag, damit Whitney nicht mit Sicherheit wissen konnte, wer diesen Mann getötet hatte. Am späten Abend des kommenden Tages würde Whitney von keinem der beiden Männer hören, und er würde ein Team
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