Im Bann Des Jaegers
Scharfschütze sie gezielt in eine ganz bestimmte Richtung trieb, war sich Kane jedoch sicher, dass Whitney dabei war, mehr Männer im Kampfgebiet absetzen zu lassen – oder dass sie bereits dort abgesetzt worden waren.
»Die Schlucht bietet die einzige brauchbare Deckung, und wir können nicht ewig weiterfahren. Wir haben genug Munition für einen guten Kampf, und ich kann einen beträchtlichen Teil der Fahrzeuge und Männer des Kartells lahmlegen, wenn sich der Abstand verkürzt. Vergiss es, sie dazu zu verleiten, dass sie das Feuer wieder eröffnen. Fahr geradewegs zur Schlucht.«
»Wir könnten Whitneys Männern direkt entgegenfahren.«
Kane zuckte die Achseln. »Dann stellen wir uns ihnen dort. Ich glaube, da stehen unsere Chancen besser. Andernfalls brauchen sie nur darauf zu warten, dass uns erst das Benzin und dann das Wasser ausgeht. Wir müssen an Sebastian denken, Rose. Fahr zur Schlucht.«
Sie nickte und behielt den Kurs bei. Der Humvee holperte über das unebene Gelände, gefolgt von einem Strom heftig ruckender Lichter in der Ferne, da das Kartell hinter ihnen her war.
10.
Die Schlucht war noch einige Meilen entfernt, und der Weg führte durch offenes Gelände. Der Humvee M1165 mit beschusshemmender Panzerung hatte fünf Zentimeter dicke, kugelsichere Scheiben. Allein schon die Türen wogen weit mehr als hundert Kilo. Das Fahrzeug war mit der modernsten Waffentechnik ausgerüstet, dem CROWS -System auf dem Dach. Das gab ihnen Feuerkraft und Schutz, aber sie kamen nicht schnell voran.
Kane gefiel der Gedanke, im Humvee zu bleiben, da sie jetzt nicht nur einen Scharfschützen und seinen Späher, sondern auch noch das halbe Kartell auf den Fersen hatten. Durch das CROWS -System, eine fernbedienbare Waffenstation auf dem Dach, konnte man im Fahrzeug sitzen, das Geschehen auf einem Monitor beobachten und mit einem Joystick darauf reagieren. Das System verfügte über Features wie Zoomen, Nachtsicht, Infrarot, Tageslicht- und Hitzesensoren zur Bedienung von Hochleistungswaffen. Falls sich die Notwendigkeit ergab, was er nicht hoffte, konnte er die Fernsteuerung abschalten und das System manuell bedienen.
»Sie holen uns ein«, sagte er.
Schüsse wurden von hinten auf den Humvee abgegeben. Das erste Fahrzeug des Kartells hatte die anderen abgehängt und war in Schussweite. In der Ferne hörten sie eine gewaltige Explosion, die den Boden beben ließ. Die Sprengung schien etliche kleinere Detonationen auszulösen. Kane sah eine große pilzförmige Wolke aus der Wüste aufsteigen, etwa dort, wo Diego Jimenez sein unterirdisches Haus hatte.
»Was zum Teufel war das?«, fragte er.
Rose warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Ein Beweis dafür, dass ich stinksauer war. Falls das Kartell oder Diegos Söhne sich tatsächlich eingebildet haben, sie könnten sein Haus und seinen Tunnel oder irgendwelche von den Waffen benutzen, die Whitney ihm beschafft hat, dann können sie jetzt nochmal in Ruhe darüber nachdenken.«
»Erinnere mich daran, dich nie gegen mich aufzubringen«, sagte er.
»Verrate mich niemals.«
Kane grinste sie an. »Du bist so verflucht sexy, vor allem, wenn du Zeug in die Luft sprengst und mir auf die beängstigende Tour kommst.«
Sie schob ihre Lippen vor und machte Kussgeräusche. »Nur damit du es nicht vergisst.«
Er lachte laut. »Nur damit du es weißt, ich bin von Natur aus eifersüchtig.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Und das sagst du mir jetzt erst. Ich dachte, ich könnte mir Unmengen von Liebhabern zulegen. Daraus wird dann wohl nichts.«
»Das kannst du dir gleich wieder abschminken, da hast du verdammt Recht.«
Ein schweres Kaliber erschütterte den Humvee. Rose zog den Kopf ein. Dann fletschte sie die Zähne, und ihre Augen sprühten Funken. »Sieh nach dem Baby, und erteile diesen Idioten dann eine Lektion in Manieren.«
»Wie ich es liebe, wenn du durch und durch zum Soldaten wirst!«
»Hör auf, mit mir zu flirten, und erledige deine Arbeit.«
»Du hast damit angefangen, indem du das Haus in die Luft gejagt hast«, hob er selbstgerecht hervor. Pflichtbewusst sah er nach Sebastian. Das Holpern des Humvee schien dem Jungen nichts auszumachen, doch er öffnete die Augen weit genug, um seinen Vater durch schmale Schlitze schläfrig anzusehen. »Keine Sorge, Sohn, es ist alles in Ordnung«, sagte Kane beschwichtigend. »Mommy ist eine grässliche Autofahrerin, aber sie hat ihren Spaß, und daher werden wir dieses eine Mal darüber hinwegsehen.«
Sebastians kleiner
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