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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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WTG-Propheten in »Erwachet« vom 8. November 1994.
    Millionen Zeugen Jehovas lebten in der Überzeugung, bald erlöst zu werden. Sie richteten ihr religiöses Streben und ihren Alltag auf dieses Ereignis und das Jenseits aus. Wer an der angeblich von Gott gegebenen Prophezeiung zweifelte oder sie zu hinterfragen wagte, beging eine schwere Sünde und setzte die versprochene Erlösung aufs Spiel. Alle Generationen nahmen die Todessehnsucht mit ins Grab.
    Heute hüten sich die Zeugen Jehovas, ein exaktes Datum für die Wiederkunft Christi zu verkünden. Sie klammern sich aber immer noch an die Überzeugung, dass der Jüngste Tag unmittelbar bevorstehe. Die apokalyptischen Zeichen stünden unvermindert auf Sturm.
    Die Streitmacht Gottes
    Die Zeugen verstehen sich als die wahren Christen und berufen sich auf die Bibel. Bibelverse sind ihre Leitlinien in jeder Situation.
Was sie nicht auf das »Wort Gottes« gründen können, verbannen sie gern ins Reich des Satans. Sie haben eine Virtuosität entwickelt, biblische Aussagen in einen fragwürdigen Kontext zu stellen oder eigenwillig zu interpretieren. Sie wollen nicht »Teil dieser Welt« sein, weil hinter dem »System der Dinge« angeblich der Antichrist lauert.
    Irdische Autoritäten akzeptieren sie im Grunde nicht, oder höchstens zum Zweck, den säkularen Ablauf des Alltags in lebbare Bahnen zu lenken. Die Zeugen weigern sich, am politischen Leben teilzunehmen oder sich sozial zu engagieren. Sie verstehen sich als die »Streitmacht« Gottes und weigern sich in der Regel, Militärdienst oder Ersatzdienst zu leisten. In manchen Ländern nehmen sie deswegen Gefängnisstrafen in Kauf, teilweise auch in der Schweiz.
    Die WTG genießt in der breiten Öffentlichkeit einen vergleichsweise guten Ruf. Die eher schüchternen Frömmler und Eiferer wirken nicht bedrohlich und erwecken oft Mitleid. Durch die konsequente Aufspaltung des Diesseits in eine Innen- und Außenwelt verschwimmt das sektenhafte Potential im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Als Störfaktor erweist sich einzig das grelle Rampenlicht, in das die Zeugen jeweils gezerrt werden, wenn wieder einmal ein »Blutskandal« das Interesse der Öffentlichkeit auf Jehovas Zeugen lenkt.
    Tatsächlich haben die Zeugen eine okkulte Beziehung zum Blut entwickelt, das für sie ein mystischer Lebenssaft ist. Der damalige Präsident Joseph Franklin Rutherford verbot 1927 den »Ernsten Bibelforschern«, Blut zu genießen. Er leitete aus der Bibel die Erkenntnis ab, dass dem Blut eine heilstheoretische Bedeutung zukomme. Der erste Zeuge stützte sich dabei auf jüdische Gebote und alttestamentarische Zeugnisse und rundete das Konstrukt mit einer Empfehlung des Apostelkonzils ab, das den Gläubigen abriet, Blut zu genießen. Diesem Heilsmix maß das WTG-Management den Status eines göttlichen Gebots zu, das 1945 in einem verhängnisvollen Zirkelschluss auf die Bluttransfusion
ausgeweitet wurde. Jehovas Zeugen essen zwar Fleisch, das oft Blutreste enthält, aber sie sterben lieber, als dass sie sich nach einem Unfall oder bei einer Operation Blut geben lassen. Und sie ignorieren das Wort von Jesus Christus, der klar gesagt hat, dass nichts, was der Mensch zu sich nehme, ihn unrein mache.
    Opfer des Blutgebots sind regelmäßig Gläubige, die auf dem Operationstisch liegen und verbluten. Die WTG hat ein Alarm-system aufgebaut, damit die betroffenen Zeugen in einem schwachen Moment nicht nachgeben und den drängenden Ärzten in letzter Minute doch noch die Erlaubnis für eine Bluttransfusion erteilen. In Notfällen treten Älteste und Krankenhauskomitees auf den Plan, die dafür sorgen, dass die Patienten die »Gebote Gottes« einhalten und die Ärzte nicht doch eine Bluttransfusion vornehmen.
    Nicht nur die Endzeitspekulationen sind ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Zeugen Jehovas, auch ihre ideologischen Heilsvorstellungen werfen dunkle Schatten auf die Glaubensgemeinschaft. Sie versteht sich als das auserwählte »Volk Gottes« und macht den Juden die besondere Rolle in der Heilsgeschichte streitig. Wie viele christlich-fundamentalistische Denominationen machen manche Zeugen die jüdische Glaubensgemeinschaft für die Kreuzigung von Jesus Christus verantwortlich und lassen antisemitische Ressentiments erkennen.
    Die Zeugen beargwöhnen aber nicht nur die Juden, sondern zählen mit dem Hinweis auf die Johannes-Offenbarung auch die christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften zu den »Huren Babylons«. In ihr

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