Im Bann des Maya-Kalenders
lebten in Großfamilien in strohbedeckten Hütten, die aus einem Raum bestanden. Die Rollenteilung
folgte dem klassischen Muster. Die Frauen besorgten den Haushalt, erzogen die Kinder, woben die Tücher und töpferten die Gefäße. Die Männer kümmerten sich um den Ackerbau.
Die Wissenschaftler sind sich nicht einig, weshalb die Maya-Kultur in vergleichsweise kurzer Zeit zusammengebrochen und untergegangen ist. Trotz intensiver Forschung bleiben auch heute noch viele Fragen zum Leben der Maya und ihrem Weltbild offen. Das hat auch damit zu tun, dass die spanischen Eroberer Anfang des 16. Jahrhunderts viele Zeugnisse der Maya-Kultur zerstörten. (Im Gegensatz dazu sind unsere Erkenntnisse über die Lebensweise der Azteken umfangreicher, weil diese bei der Eroberung noch eine intakte Gesellschaft bildeten.) Dokumentiert ist hingegen der rasche Bevölkerungsverlust der Maya im 8. und 9. Jahrhundert.
Ein Erklärungsmodell geht davon aus, dass die Bevölkerung schnell gewachsen ist und Dürreperioden die Ernten vernichteten. Geologen konnten nachweisen, dass zur Zeit der Hochblüte der Maya die Niederschläge zurückgingen und die Ackerböden verödeten. Weitere Hypothesen über den Niedergang der Maya-Kultur gehen von Kriegen, Naturkatastrophen, Epidemien oder Invasionen durch die Tolteken aus.
Ausgrabungen zeigen, dass die religiösen Bauwerke in den Städten einen hohen Stellenwert hatten. Die Könige waren nicht nur weltliche Herrscher, sondern übten auch wichtige religiöse Funktionen aus. Opfergaben waren unverzichtbare Rituale. Die spanischen Eroberer verbreiteten, dass die Maya in früheren Epochen auch Menschen opferten. Angeblich wurden die Opfer in rituellen Zeremonien erhängt, geköpft, ertränkt, gesteinigt, verstümmelt oder lebendig begraben. Die Konquistadoren behaupteten sogar, die Maya hätten den geopferten Personen den Brustkorb aufgeschlitzt und das pulsierende Herz herausgerissen.
Namhafte Wissenschaftler zweifeln diese Darstellungen entschieden an. Es gebe keine Belege für Blutopfer, erklären sie.
Außerdem seien keine Opfertische gefunden worden, auf denen Menschen Platz gefunden hätten. Die Eroberer hätten die Maya bewusst als Barbaren dargestellt, um ihre eigenen Gräueltaten zu kaschieren. Die Spanier verboten den überlebenden Maya, ihre Religion weiter auszuüben. Ihre Führer mussten mit den Eroberern kooperieren, wollten sie der Inquisition entgehen. So geriet die Kultur der Maya in Vergessenheit. Später übernahmen die christlichen Missionare das Bild von den ruchlosen und gottlosen »Eingeborenen«. Und heute führen die Regierungen die Unterdrückung der Maya-Kultur fort.
Die Maya waren wie die Azteken ein kriegerisches Volk. Einen Teil ihrer kulturellen Blüte verdankten sie ihrer Kampfstärke. Allerdings bekriegten sich auch die Stadtstaaten und Maya-Dynastien untereinander. Dabei ging es nicht um die Ausweitung des eigenen Territoriums, wie Inschriften zeigen, sondern um die Vorherrschaft unter den Stadtstaaten. Der siegreiche König stieg in der Hierarchie auf. Möglicherweise haben die kriegerischen Auseinandersetzungen den Untergang im 9. Jahrhundert gefördert.
Das mesoamerikanische Volk entwickelte eine meisterhafte Architektur und Baukunst. Davon zeugen die Paläste und die großen Stufenpyramiden, die bis zu 75 Meter hoch waren. Die kleineren Bauten, die aus Lehm und Holz bestanden, sind zerfallen. Da die Maya weder Bögen noch Gewölbe kannten, herrschen bei der Architektur rechte Winkel vor. Sie konnten deshalb auch keine großen Säle bauen. Bemerkenswert ist, dass die mathematisch und astronomisch versierten Maya keine Lasttiere und Karren für den Transport benutzten, sondern das schwere Baumaterial mit Menschenkraft schleppten. Obwohl sie das Rad nicht als Hilfsmittel benutzten, muss man davon ausgehen, dass sie es kannten.
Die Pyramiden dienten nicht wie bei den Ägyptern in erster Linie als Grabmale, sondern als Opferstätten. Diese befanden sich in der Regel auf den Spitzen der mächtigen Bauwerke.
Die Maya entwickelten die Hieroglyphen, die auf Bildsymbolen basierende Schrift, eigenständig. Es gibt allerdings auch Forscher wie den amerikanischen Ethnologen Michael D. Coe, der behauptet, die Olmeken und Zapoteken hätten die Hieroglyphen erfunden. Coe erklärt auch, eine starke Lobby unter den Maya-Experten würde das Urvolk verklären und ihre Fähigkeiten überschätzen. Die Maya hätten viele Errungenschaften von den Olmeken und Zapoteken
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