Im Bann des Maya-Kalenders
Kreisen als unterirdisches Zentrum, in dem angeblich die Meister der höheren geistigen Hierarchie residieren. Die »Stadt« ist das Symbol für eine unerschöpfliche mystische Energiequelle. Verschiedene esoterische Zweige glauben, dass arische Übermenschen dort eine neue Heimat gefunden hätten, nachdem der Kontinent Atlantis untergegangen sei.
Anhänger der Neuen Rechten und esoterischer Kreise behaupten weiter, der innerste Zirkel der SS habe die Geheimgesellschaft »Schwarze Sonne« gebildet. Der Name bezeichne eine Zentralsonne, um die sich die Sonne unseres Planetensystems drehe. Die »Schwarze Sonne« symbolisiert nach den Vorstellungen verschiedener okkulter Meister eine mystische Energie, die angeblich nur Eingeweihte zu empfangen fähig seien. Mit ihr könnten sie hellsichtig werden und das Geheimwissen auf medialem Weg empfangen. Dargestellt wird diese Energie durch ein gleichschenkliges Kreuz, das Balkenkreuz. Das gleiche Kreuz wird von den Rosenkreuzern, Templern und vielen anderen Logen
auch heute noch verwendet. Auch die Sonnentempler, die mit ihren wiederholten Massakern Mitte der 90er-Jahre weltweit für Schlagzeilen sorgten, benutzten das Balkenkreuz als mystisches Emblem.
12. Neue Rechte: Okkulte Reise zu den Ur-Ariern auf den fernen Planeten
Der Zweite Weltkrieg hatte das kollektive Bewusstsein für die Gefahren extremer Ideologien geschärft. Nach dem Untergang des Dritten Reichs stand die Frage im Zentrum, wie es möglich war, dass sich in einem zivilisierten Land eine nationalsozialistische Diktatur einrichten und einen großen Teil der Bevölkerung mit ihrer radikalen Ideologie anstecken konnte. Diese Geschichtslektion wird rechtsradikale Entwicklungen in Zukunft verhindern, glaubten Politiker und Historiker. Abgesehen von unbelehrbaren Neonazis wagte kaum mehr jemand, faschistoides Gedanken zu verteidigen oder gar zu verbreiten.
Mit der zeitlichen Distanz machten sich wieder zunehmend braune Tendenzen bemerkbar. Die Neonazis krochen im Zug der Liberalisierung und Globalisierung aus ihren Verstecken. Doch dann passierte etwas Überraschendes: In den 1980er-und 1990er-Jahren erhielt die Neue Rechte Unterstützung von unerwarteter Seite. Radikale Kreise der Esoterik- und New-Age-Szene zeigten Interesse am Germanentum und an den germanischen Ideen und Göttern. Die spirituellen Sucher waren überzeugt, ihre religiösen Wurzeln bei den Germanen suchen zu müssen.
Die Neue Rechte erkannte rasch, dass sie die Faszination für das Germanentum der Esoterik-Anhänger für ihre politischen Zwecke nutzen konnte. Die Ideologen der erstarkten neurechten Bewegungen sahen in der Esoterikwelle eine Chance, ihre mystisch-völkischen
Ideen einer breiten Bevölkerungsschicht nahezubringen. Außerdem hofften sie, die New-Age-Szene instrumentalisieren zu können.
Die Vordenker der Neuen Rechten kochten rasch die mystischen Ideen der Thule-Gesellschaft in vielen Büchern und Schriften geschickt auf. Nimmt man die hohen Auflagen der einschlägigen Literatur als Gradmesser, muss von einem durchschlagenden Erfolg gesprochen werden. Die rechtsradikalen Autoren achteten allerdings sorgsam darauf, ihre Ideologie und die Verklärung des Dritten Reichs zu verstecken. Tabu war vor allem der Holocaust.
Der Erfolg dieser Strategie lässt sich exemplarisch am Buch Geheim-Gesellschaften von Jan van Helsing zeigen. Der Name ist ein Pseudonym, aber bei der Veröffentlichung 1993 avancierte der 29-jährige deutsche Autor in esoterischen und neurechten Kreisen zur Kultfigur. Van Helsing schob rasch einen zweiten und dritten Band seines braunen Machwerks nach. Das Buch wurde wegen seiner antisemitischen Aussagen mehrfach beschlagnahmt. In der Schweiz wurde der rechte Propagandist Emil Rahm 1997 rechtskräftig verurteilt, weil er in seiner Polit-Postille Memo-Press das Buch angepriesen und verkauft hatte. Die Staatsanwaltschaft Mannheim erhob gegen van Helsing und Verleger Klaus-Dieter Ewert Anklage wegen Volksverhetzung.
Das Pseudonym van Helsing ist dem Buch Dracula von Bram Stoker entliehen. Der Vampirjäger darin heißt van Helsing. Hinter dem Pseudonym versteckt sich Jan Udo Holey (geb. 1967). Der Autor verschleiert seine politischen Absichten mit einer geschickten Montage aus unbedeutenden Fakten, nicht nachprüfbaren Zeugenaussagen, Teilwahrheiten und faktisch unhaltbaren Interpretationen. Er erweckt über weite Strecken den Eindruck eines distanziertes Analytikers, der angeblich bei seinen Recherchen überraschende
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