Im Bann des Maya-Kalenders
neue Fakten zu Tage gefördert habe.
Van Helsing will seinen Lesern plausibel machen, dass seine mystischen und historischen Erkenntnisse ein neues Geschichtsverständnis
ermöglichten. Dabei schlägt der Autor einen abenteuerlichen Bogen von den Ur-Ariern auf den Aldebaren bis zu Hitler in »Neuschwabenland«, jenem angeblichen Forschungszentrum der Nazis in der Antarktis. Letztlich verfolgt er mit seinem Buch das Ziel, desorientierte Leser in die rechtsradikale und okkulte Ecke zu locken. Die Zeitschrift Der Spiegel beschreibt Holeys Verschwörungstheorien als eine Mixtur aus Mein Kampf, wilder Science-Fiction und schwarzer Magie (51/1996).
Jan van Helsings Reise durch das Sonnensystem
Der Autor behauptet in seinem umstrittenen Bestseller, die Hauptstadt des ersten Kontinents, der von Ariern besiedelt worden sei, habe Ultima Thule geheißen. Der Erdteil selbst heiße Hyperborea und sei älter als die beiden ebenfalls untergegangenen Kontinente Lemuria und Atlantis gewesen. Hyperborea sei im Nordmeer gelegen und nach einer Eiszeit versunken. Laut van Helsing sind die Hypoboreaner aus dem Sonnensystem Aldebaran eingewandert, das im Sternbild Stier liege. Sie sollen phänomenale Wesen gewesen sein: vier Meter groß, helle Hautfarbe, blonde Haare und blaue Augen. Auf die Erde übersiedelt seien sie mit Ufo-ähnlichen »Vril-Flugkörpern«, wie okkulte Autoren übereinstimmend behaupten. Diese sollen praktisch Lichtgeschwindigkeit erreicht und mit der »Vril-Technik« die Schwerkraft für den Vortrieb genutzt haben. Die extraterrestrischen Einwanderer waren laut van Helsing technisch und geistig hochentwickelte friedliche Wesen.
Als Hyperborea zu versinken begann, hätten die Übermenschen große Kanäle in die Erde gegraben und im Himalaja-Gebiet einen unterirdischen Stützpunkt eingerichtet. Das neue Reich hieß Agartha, die Hauptstadt Shamballa. Das Symbol des Shamballa-Reichs sei ein linksdrehendes Hakenkreuz gewesen.
Dort hätten, so van Helsing, später auch die reinrassigen Arier Zuflucht gefunden. Die »Eingeweihten« des okkulten Armes der Thule-Gesellschaft sollen in Hitler den Repräsentanten der Shamballa-Autoritäten oder eben den neuen Messias gesehen haben. Auf geheimen Erkundungsreisen nach Indien und Tibet hätten Nazi-Expeditionen mediale Verbindung zu den angeblichen Meistern gesucht.
Nach den Schilderungen verschiedener rechtsradikaler und esoterischer Autoren soll Hitler von der Idee besessen gewesen sein, den Eingang zu diesem unterirdischen Reich zu finden und in Kontakt mit den Urahnen, also den arischen Übermenschen, zu kommen. Heinrich Himmler habe junge Männer der SS (bei van Helsing steht die Abkürzung für »Schwarze Sonne«) ausgebildet, die in die geheime Mission eingeweiht und auf der Wewelsburg rituell »versiegelt« worden seien, schreibt van Helsing. Hitler soll die Verschmelzung mit dieser arischen Rasse angestrebt haben.
Tatsächlich scheint die SS Expeditionen in diese Gebiete organisiert zu haben, über deren eigentlichen Zweck jedoch Unklarheit herrscht. Verschiedene neurechte Autoren behaupten, die SS habe den heiligen Gral gesucht. Roman Schweidlenka schreibt in seinem Buch Altes blüht aus den Ruinen , die von Himmler 1935 gegründete Forschungs- und Lehrgemeinschaft »SS-Ahnenerbe« habe auf der Suche nach einer spirituell hochstehenden Superrasse 1938/39 eine Geheimexpedition nach Tibet unternommen.
Die neurechten Ideologen und Esoteriker beschreiben in ihren Exkursen über jene phantastische mystische Welt auch apokalyptische Szenarien. Sagen und Legenden über das verborgene Reich sollen demnach Prophezeiungen über einen Dritten Weltkrieg, Naturkatastrophen und einen Polsprung enthalten, die zwei Drittel der Menschheit dahinraffen würden. Anschließend würden die »Gottmenschen« aus dem verborgenen Reich auf die Erde zurückkehren und das Wassermann-Zeitalter begründen.
Die Parallelen zu den Heilslehren theosophischer und esoterischer Zirkel sind kein Zufall.
Die Autoren der okkulten Schriften beschönigen Hitlers Gedankengut in jeder Hinsicht. Aus rechtlichen Überlegungen und um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, zitiert beispielsweise van Helsing aus anderen Schriften. Er behauptet, Hitler habe sich vom Buch The coming race von Lord Bulwer-Lytton inspirieren lassen. Das Buch porträtiere die arische Rasse in den unterirdischen Zentren und beschreibe fliegende Untertassen. Fasziniert sei der Führer angeblich auch von Ferdynand Ossendowskis Buch Beasts, Men
Weitere Kostenlose Bücher