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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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Mittelohrenentzündung erkrankt. Uriella schickte ihrer Anhängerin per Telefon »heilendes Licht« und verordnete ihr fernmündlich eine Schwedenkräuter-Tinktur, mit der sie ihre Ohrmuscheln äußerlich behandeln müsse. Auch als die Schmerzen unerträglich wurden, glaubte die Anhängerin noch an die Wunderkräfte von Uriella. Die Infektion löste eine Hirnhautentzündung aus. Erst als die junge Frau ins Koma fiel, brachte ihr Mann sie ins Krankenhaus. Selbst eine Notoperation
konnte die Frau nicht mehr retten. Sie starb am 6. März 1988. Immerhin gelang es den Ärzten, das Kind im letzten Moment mit einem Kaiserschnitt gesund auf die Welt zu bringen.
    Der zweite Fall betraf eine 48-jährige Anhängerin von Fiat Lux. Die Mutter von zwei Kindern litt im Herbst 1988 an einer Blutvergiftung. Uriella sandte ihr »Licht« via Telefon und verordnete der Patientin Umschläge, Entgiftungs- und Kreislaufampullen, Notfalltropfen, Engelwurz, Ringelblumen und Tartarus. Bis zu zehn Uriella-Anhänger versammelten sich regelmäßig am Krankenbett. Bei Kerzenschein knieten sie nieder und zelebrierten ein mystisches Ritual. Mit den Daumen und Zeigfingern bildeten sie ein Dreieck, eine so genannte Gemme, um angeblich das heilende Licht zu bündeln.
    Vergeblich. Der Gesundheitszustand des Ordensmitgliedes verschlechterte sich rasch. Nach zehn Tagen kreuzte Uriella persönlich am Krankenbett auf. Mit ihren Händen leitete sie den »Heilstrom« in den Körper der Patientin. Doch weder die »Apotheke Gottes« noch die geistigen Heilkräfte der Sektenchefin vermochten die Frau zu heilen. Sie starb am 5. Oktober 1988 nach großen Qualen.
    Uriella wusch ihre Hände in Unschuld. Sie habe beiden verstorbenen Frauen geraten, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, erklärte sie vor Gericht. Die Staatsanwältin hielt dies für eine Schutzbehauptung. Die Befragung der 26 Zeugen zeigte aber bald, dass die Staatsanwältin auf verlorenem Posten stand. Die Sektenmitglieder erklärten, Uriella rate ihren Patienten bei schweren Krankheiten stets, einen Arzt zu konsultieren oder ein Spital aufzusuchen. Sogar Angehörige bezeugten, die beiden Verstorbenen hätten den Rat zum Arztbesuch freiwillig ausgeschlagen.
    Die Aussagen der Entlastungszeugen überraschten nicht, handelte es sich doch vorwiegend um Fiat-Lux-Anhänger. Doch die Richter mussten sie zum Nennwert nehmen. Die Verteidigung brachte sogar ehemalige Mitglieder als Zeugen bei, die Uriella
in Schutz nahmen. Der Nachweis sei nicht erbracht worden, dass Uriella die Frauen an einem Arztbesuch gehindert habe, erklärte das Gericht und sprach Uriella mangels Beweisen frei.
    Ein Blick in die Heilslehre von Fiat Lux erhärtet den Verdacht, dass Uriella zumindest moralisch mitverantwortlich am Tod verschiedener Anhänger sein könnte. Die Geistheilerin verteufelte die Schulmedizin mit fanatischem Eifer und schürte bei den Mitgliedern eine ausgeprägte Angst vor den Ärzten und ihren Heilmethoden. So weigern sich die Uriella-Anhänger in der Regel, herkömmliche Medikamente einzunehmen.
    Fiat Lux versteigt sich gar zur Behauptung, Krebs, Malaria, Lepra, Multiple Sklerose usw. seien eine Erscheinung, »die in diese Endphase passen«. Es sei in erster Linie die Lebensweise eines Menschen »für eine Krankheit verantwortlich«. Nach der großen apokalyptischen Reinigung würden viele Bakterien und Insekten, die Träger schwerer Krankheiten seien, zurückgezogen, wie Jesus in der 61. Botschaft Uriella mitgeteilt haben soll. Bezeichnend ist denn auch eine Tonbandkassette von Fiat Lux mit dem Titel »Jede Krankheit kann geheilt werden«.
    Kugelförmige Raumschiffe holen die Gläubigen ab
    Die apokalyptische Heilslehre von Uriella ist reich an okkulten Versatzstücken. Wie andere Endzeitgemeinschaften interpretieren auch die Anhänger von Fiat Lux den Strichcode als apokalyptisches Zeichen. »Verschlüsselt enthält er die Zahl 666«, erklärte der Ehemann von Uriella in einem Vortrag. Die Zahl 666 sei das Symbol für den Antichristen und finde sich auf allen Lebensmittelpackungen. »Immer wieder pirscht sich die Zahl 666 durch«, soll Jesus Christus in einer Durchsage an Uriella offenbart haben.
    Icordo sagte seinen Zuhörern, in Minikapseln gegossene Mikroprozessoren könnten den Neugeborenen so eingepflanzt werden,
»dass sie nach Wochen verwachsen«. Diese Prozessoren seien fähig, »alle nur erdenklichen Daten zu speichern«. Es ist also laut Icordo nicht mehr nötig, dass das Zeichen des Antichristen

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