Im Bann des Mondes
Tode.
Sie macht Sie schwach
.
»Es tut mir weh, dass du das alles mit ansehen musstest«, sagte er leise.
»Es tut mir weh, dass du es ertragen musstest«, erwiderte sie genauso leise.
Ganz plötzlich wollte er sie nur noch küssen, von ihr kosten, sich wieder in der Süße ihres herrlichen Mundes verlieren. Sein Fleisch zog sich vor Verlangen zusammen. Ein so starkes Verlangen, dass er sich über sie beugte. Doch ihre Miene schrie förmlich: »Bleib weg’« – und so trat er zurück und brachte wieder etwas mehr Abstand zwischen sich und sie.
»Möchtest du dich jetzt ausruhen?«, fragte er, »oder würdest du gern mit mir zusammen ausgehen?«
Sie sah ihn abschätzend an. »Wo willst du hin?«
Er lächelte sie an, ein hinterhältiges Grinsen, von dem er wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte. »An einen Ort, an den anständige Damen es nicht wagen würden, ihren Fuß zu setzen.« Er reichte ihr seinen Arm. »An einen schändlichen Ort, wo es wahrscheinlich auch gefährlich ist.«
Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht und ihr Liebreiz verwandelte sich in etwas Atemberaubendes. »Ach ja? Wäre es dort wirklich gefährlich, würdest du mich nicht mitnehmen, Northrup.« Trotzdem legte sie ihre schmale Hand auf seinen Arm. Die Berührung war wie Balsam für die nervöse Unruhe, die ihn plagte, seitdem er heute Morgen allein aufgewacht war. Wie schaffte sie das nur? Immer genau das zu sagen und zu tun, was ihn weiter antrieb.
»Stimmt, aber das würde dich nicht davon abhalten, zu versuchen, mir zu folgen, oder?«
Ihr Lächeln hätte der Sonne Konkurrenz machen können. »Wie klug von dir zu erkennen, dass du übertroffen worden bist, und die Niederlage auch eingestehst.«
Obwohl er lachte, zog sich sein Herz mit einem schrecklichen Ruck zusammen, denn er fürchtete, nie ein wahreres Wort gehört zu haben.
27
»Erzähl mir von ihr.«
Daisys sanfte Stimme durchbohrte Ian so unerwartet wie ein Schnappmesser, als sie auf das Boot warteten, mit dem sie übersetzen wollten. Ian, der neben ihr auf dem Holzsteg stand, erstarrte. Über
sie
zu reden, war wirklich das Allerletzte, was er wollte. Allein bei der Vorstellung bekam er schon einen Schweißausbruch.
»Von wem?« Reizende Antwort. Er hörte sich wie der letzte Depp an.
Die Winkel von Daisys köstlichem Mund hoben sich, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. »Von der Frau, die du in rothaarigen Huren suchst.«
Himmel!
Woher kam das jetzt? Was wollte sie von ihm?
»Ich suche nicht mehr nach Huren, Kleines.« Nicht, wenn das, was er wollte, weniger als einen Schritt entfernt stand.
Wieder dieser mitleidige, vorwurfsvolle und traurige Blick. Er versetzte ihm einen Stich und gab ihm das Gefühl, als würde sein Kragen zu eng sitzen.
»Ian«, sagte sie leise, »treib jetzt keine Spielchen mit mir.«
Ian
. Der Klang seines Namens aus ihrem Munde ließ ihn auf jeden Fall schwach werden.
Blaue Augen sahen ihn durchdringend an. »War es wirklich eine andere? Oder ist es … ist es meine Schwester, an die du denkst, wenn du diesen Huren beiliegst?«
Ach ja. Sie war gerade bei Miranda zu Besuch gewesen. Wie schön.
Er musste das Gesicht wohl zu einer finsteren Miene verzogen haben, denn Daisy machte eine beschwichtigende Geste, als wollte sie ihm beruhigend die Hand auf den Arm legen. »Ich würde dich nicht dafür verurteilen, dass du sie liebst«, erklärte sie schnell. »Wer würde sie nicht lieben? Ich tue es doch selbst auch. Aber nach der letzten Nacht …«
Sie biss sich mit ihren weißen Zähnen in die Unterlippe und hinterließ dort Spuren, wich aber seinem Blick nicht aus. »Ich muss es wissen. Ich werde nicht den Ersatz für etwas spielen, das du nicht haben kannst. Insbesondere wenn es der Schatten meiner Schwester ist, den ich für dich ausfüllen soll. Diese Frau werde ich nicht sein, Ian.«
Was für ein tapferes, stolzes Mädchen. In seiner Brust rührte sich etwas.
»Und wenn ich dir sage, dass du für mich viel mehr bist, als ich mir früher immer ersehnt habe?«, fragte er. »Dass du weder ein Ersatz oder eine Ablenkung bist, sondern Balsam für meine Seele? Würdest du mir glauben? Oder würdest du mir vorwerfen, es nur zu sagen, um dich in mein Bett zu bekommen?«
Ein verkniffener Zug legte sich auf ihr Gesicht. »Selbst du musst zugeben, dass viele Männer das so machen.«
»Also egal, wie ich antworte, ich ziehe den Kürzeren?«
Sie zuckte zusammen.
Als er wieder sprach, klang seine Stimme schroffer und ärgerlicher
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