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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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ist jetzt bereits an die siebzig Jahre tot.«
    Daisy schob die Unterlippe vor. »Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du sie irgendwo versteckt hast, während du anderswo herumtändelst, falls du das damit andeuten wolltest.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein. Du bist zu ehrenwert, um eine Frau so erbärmlich zu behandeln.«
    »Du bist die Einzige, die mich für ehrenwert zu halten scheint«, meinte er mit einem unseligen Krächzen im Hals.
    Ihre Miene blieb unvermindert streng, während sie ihn durchdringend musterte. »Was ist ihr zugestoßen, Ian?«
    Ich dachte, ich könnte es ertragen, Ian. Es war falsch von mir zu hoffen, dass alles gut gehen würde
. Es war von ihnen beiden falsch gewesen zu hoffen.
    Seine Nägel verwandelten sich in Krallen, die sich im feinen Gewebe seiner Hose verhakten. »Sie ist gestorben.«
    »Woran?«
    Du zerstörst alles! Du und dein … Tier. Einfach dadurch, dass es euch gibt
.
    Sein Kiefer verkrampfte sich. Einen Moment lang wünschte er sich so verzweifelt, Una wäre da, dass er ihren Geschmack auf der Zunge hatte. »An gebrochenem Herzen.«
    »Oh.«
    Ja, oh!
, brüllte er innerlich. Er sah Daisy die Enttäuschung an und hätte am liebsten auf irgendetwas eingeschlagen. Er holte zitternd Luft und dann gleich noch einmal.
    »Dann … dann gefiel sie dir also nicht mehr?«
    Sein helles Lachen klang sardonisch, aber es brannte wie Säure in seinem Hals. »Wer sagt denn, dass ich derjenige war, der ihr das Herz brach?« Himmel, wenn Una doch nur hier wäre. Er würde seine Hände um ihren schlanken Hals legen und ihn ihr umdrehen.
    Über einen hervorragenden Geruchssinn zu verfügen, bedeutete nicht immer ein Segen. Die Themse war zwar ein wunderschöner Fluss, aber einer der übelriechendsten Orte Londons … das Ufer voll mit schwitzenden Männern, die riesige Kisten hoben und trugen, Hausierern, Straßenverkäufern, Taschendieben, Halsabschneidern – und den Huren, die allen zu Diensten waren.
    Am Fluss konnte man dem durchdringend ätzenden Gestank nicht entkommen, der von den Abwässern herrührte, die zweimal täglich eingeleitet wurden, oder dem feuchten Salzwassergeruch, der in Haaren und Kleidern hing.
    Ein Umstand, der Daisy die ganze Zeit durch den Mund atmen ließ, während sie dem Drang widerstand, die Nase in Northrups Jacke zu vergraben. Für Northrup musste es bestimmt genauso schlimm sein, denn sein Geruchssinn war sicherlich noch besser als ihrer. Doch er saß aufrecht und wachsam da, während das gemietete Boot über das dunkel schimmernde Wasser zu einem klapperigen Kahn nahe der Waterloo Bridge fuhr. Nur eine gewisse Anspannung um Augen und Nasenflügel verriet, dass auch er unter dem Gestank litt.
    Irgendwann hatte Northrup schweigend nach ihrer Hand gegriffen und sie bisher noch nicht wieder losgelassen. Gelegentlich spielte er träge mit ihren Fingerspitzen, aber sie merkte, dass es unbewusst geschah. Sie hatte noch nicht versucht, ihm ihre Hand wieder zu entziehen, denn sie fühlte sich durch die Berührung warm und geborgen. Wenn sie sich noch mehr auf das Gefühl einließ, würde sie sich bald ganz in seine Arme flüchten und anfangen, an seinem wohlgeformten Mund zu knabbern. Diese Lippen küssen und daran saugen, bis sie alles vergaß. Ein Schauer ging durch ihren Körper. Himmel, er hatte letzte Nacht so gut geschmeckt. Und sie wollte mehr. Immer mehr.
    Was Wahnsinn war. Eine Ehefrau. Er hatte eine Ehefrau gehabt. Eine, die er offensichtlich geliebt hatte. Das hatte sie in seinen Augen gesehen. Eine Ehefrau, deren Geist er bei so vielen anderen gesucht hatte. Und trotzdem war dieser Frau das Herz von einem anderen gebrochen worden. Daisy hatte fragen wollen, von wem und warum, war aber instinktiv davon ausgegangen, dass er zusammenbrechen würde, wenn sie jetzt weiter in ihn dränge. Das würde sie ihm nicht antun. Denn er war ihr nicht egal. Sie musste das hier beenden … diese Sache zwischen ihnen. Jetzt, ehe sie sich noch tiefer verstrickte.
    Erschöpft und verwirrt drehte sie den Kopf und stellte fest, dass der hager aussehende Mann, der sie ruderte, ihre Hände ansah, die einander festhielten. Die Muskeln an ihrem Hals spannten sich an. Wörter wie ›Dirne‹ und ›Isebel‹ gingen ihr ungewollt durch den Kopf und erfüllten sie mit unterdrückter Wut. Warum nur war es so verwerflich, dass sie Männer mochte, sie begehrte, während es bei einem Mann als etwas Natürliches angesehen wurde?
    Northrup spürte ihre Anspannung, denn er schaute auf ihre

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