Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
als beabsichtigt, denn er sah, wie sie ein bisschen fahriger wurde. »Es gibt nur eins, was du über mich wirklich wissen musst, Daisy-Meg. Und das ist, dass ich dich nie anlügen werde. Niemals.« Seine Finger legten sich über den silbernen Knauf seines Spazierstocks, der einen Wolfskopf darstellte. »Ich habe dir einmal gesagt, dass ich nicht wegen deiner Schwester hinter rothaarigen Frauen her bin. Und das stimmt.«
    Sie nickte mit einem Ruck, aber ihr Blick klärte sich nicht. »Aber sie hat dir schon gefallen.«
    »Oh, um Himmels willen!« In hilfloser Wut warf er eine Hand in die Luft, und ein vorübergehender Hafenarbeiter zuckte zusammen. Der Mann machte einen großen Bogen um sie, und Ian senkte die Stimme. »Ja, sie hat mir gefallen, aber nicht aus dem Grund, den du vermutest.«
    Eingerahmt vom wabernden Nebel schimmerte ihr herzförmiges Gesicht wie eine schöne Perle. »Was vermute ich denn?«
    »Dass ich so bezaubert von ihrer Schönheit bin und darüber völlig den Verstand verloren habe?« Er schnaubte angeekelt.
    »Tja …« Sie runzelte die Stirn.
    »Ich erzähle es dir, aber dann reden wir nie wieder über deine Schwester. Sie soll nicht zwischen uns stehen, ja?«
    Wieder nickte sie steif, zuckte aber zusammen, als er das Wort ›uns‹ benutzte. Aus Überraschung? Oder aus Widerwillen? Seine Hand zitterte, als er sich mit den Fingern durchs Haar fuhr. Aus diesem Grunde würde er sie nicht verlieren. Nicht aus diesem. Zur Hölle mit Miranda. Und zur Hölle mit ihm selbst, weil er alle Welt hatte glauben lassen, sie würde ihm mehr bedeuten, als es tatsächlich der Fall war.
    »Teilweise war es ihr Aussehen. Vor allem ihr rotes Haar und die grünen Augen. Aber ich habe so viele schöne Frauen in meinem Leben gehabt. So viele, dass mich allein ein schönes Gesicht nicht mehr alles andere vergessen lässt.« Gütiger Himmel, es waren gar nicht mehr rothaarige Frauen, die ihn in seinen Träumen verfolgten. Nicht einmal ein bisschen. Er löste den Blick von Daisys goldenen Locken.
    Als sie sprach, klang ihre Stimme stockend, als könnte sie seine Worte nicht glauben. »Wenn es nicht ihr Aussehen war, was dann?«
    Dichter, kalter Nebel schien durch seine Kehle zu kriechen, und auch durch die Nase bekam er kaum noch Luft. Er musste sich bemühen, nicht an seinem Kragen zu zerren. »Sie ist ein übernatürliches Wesen. Wie ich.«
    Um sie herum wimmelte es vor Geschäftigkeit: Hafenarbeiter und Matrosen, Bordsteinschwalben und Taschendiebe gingen ihrem täglichen Geschäft nach. Hier neben einem Holzstapel waren sie ganz für sich; nur sie und er.
    »Die meisten Menschen würden mich wohl für abstoßend und verrückt halten, wenn ich mein wahres Ich enthüllte. Aber ich dachte, sie würde mich verstehen. Ich fand die Vorstellung, mich nicht verstecken zu müssen, reizvoll. Und sie war loyal … so überaus loyal gegenüber Archer.«
    Daisy schwieg einen Moment lang und legte den Kopf schief, als würde sie überlegen. Was sie wohl auch tat, wie er annahm. Wie sollte sie nicht über das beschämende Geständnis seiner Bedürftigkeit nachdenken? Wieder hatte er das Gefühl, förmlich zu ersticken, so schwer war die Luft und der Geruch, diese Mischung aus Salzwasser und Fisch. Seine Hand verkrampfte sich an seinem Schenkel.
    Daisy sah es. »Wenn nicht Miranda, wer ist denn dann die Rothaarige, die du suchst?«
    Die Sanftheit, die in ihrer Stimme mitschwang, hasste er mehr als alles andere. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Oberlippe, während er ins braune, trübe Wasser der Themse schaute. Als ihr bedeutungsvolles Schweigen unerträglich wurde, zwang er sich, es auszusprechen. »Meine Frau.« Er schluckte. »Una.«
    Ihren Namen zu sagen, war fast mit dem Heraufbeschwören ihres Geistes gleichzusetzen, und seine Nackenhaare stellten sich abwehrend auf. Wenn er es genau betrachtete, wusste Ian eigentlich selbst nicht genau, was ihn trieb, Frauen beizuliegen, die ihr ähnelten. Wollte er Vergebung? Noch eine Chance? Rache? Seine Gedanken waren ein einziges Wirrwarr, und irgendwie nahm er es Daisy übel, dass er ihretwegen jetzt seine Beweggründe hinterfragte.
    Daisy sah ihn mit großen Augen an, als er den Blick wieder auf sie richtete. Mit einer Ehefrau hatte sie wohl nicht gerechnet, oder? Vielleicht hatte sie gemeint, er wäre gar nicht fähig zu lieben. Wenn es doch nur so wäre. Das hätte ihm vieles erspart. Beinahe hätte er gelacht, doch seine Brust schmerzte viel zu sehr. »Keine Sorge … sie

Weitere Kostenlose Bücher